Bundesliga

Schlaudraff im falschen Film

München: Viel Pech für den Nationalspieler

Schlaudraff im falschen Film

Jan Schlaudraff

Während die Kollegen trainieren, ist Jan Schlaudraff zum Zuschauen verurteilt. imago

Muskelaufbau- und Stabilitätsübungen, Krafttraining, Rad fahren. Seit seiner Bandscheiben-OP Anfang Juni ist nicht mehr drin, mehrere Wochen wird es noch dauern, bis der Angreifer wieder spielen kann. Eine Viertelstunde Joggen war bislang das höchste der Gefühle. "Für den Kopf", sagt Schlaudraff, "war die aber sehr gut." Um zu spüren, dass es tatsächlich aufwärts geht.

Lange Zeit ging es für Schlaudraff nur bergauf. Der Sohn eines Pfarrers und einer Lehrerin wurde in Aachen 2006 zum Shootingstar der Bundesliga, zum Nationalspieler, zu einem, den sogar die Bayern wollten. Und für eine Million Euro kauften. "Ich habe mich sehr auf diese Herausforderung gefreut", sagt er.

In München angekommen, ging jedoch alles schief. Die Schmerzen im Rücken wurden immer schlimmer. Ein halbes Jahr lang war Schlaudraff nur nach Cortisonspritzen aufgelaufen, doch dieses Programm half ihm nicht. Es schadete. "Das war ganz schlecht für mich", sagt er mittlerweile, "ich würde es nicht noch mal mitmachen." Eine OP war der letzte Ausweg.

Spielersteckbrief

Hinzu kamen private Anlaufschwierigkeiten in der neuen Heimat. Die Möbelfirma machte pleite, die Lieferung blieb aus. Nach Stress mit der Vermieterin musste er auch noch umziehen. Jetzt lebt er in Grünwald, noch ohne neue Möbel, die sollen nächste Woche kommen. Manchmal saß er abends da und war mit der Welt am Ende: "Ich dachte, ich bin in einem falschen Film. Alles lief verkehrt. Es war sehr, sehr schwer für mich."

Jetzt aber heißt es: Vorbei. Abhaken. Vergessen. Schlaudraff betont: "Es geht mir schon besser." Tag für Tag schuftet er fürs Comeback, und wo er zwischenzeitlich das Jahr 2007 für sich schon abgehakt hatte, sagt er nun: "Läuft es gut, wäre ich in der Hinrunde gerne noch dabei." Schließlich sind auch der Erfolg seiner neuen Mannschaft und ihr Fußball ein Genuss für ihn: "Es läuft so gut im Team. Da kann ich ja nicht den ganzen Tag mit schlechter Laune rumlaufen."

Zumal er sich prima aufgenommen fühlt, Trainer Ottmar Hitzfeld ihm mehrfach Mut zugesprochen hat. Der erste Frust ist weg: "Im Alltag habe ich keine Schmerzen mehr. Und der Rest wird auch noch."

Bernd Salamon