Bundesliga

Hannover: Verwirrung um Schatzschneider

Eine Abmahnung und die Folgen

Hannover: Verwirrung um Schatzschneider

Haben reichlich Redebedarf: Hannovers Vereinslegende Dieter Schatzschneider und Geschäftsführer Martin Kind.

Haben reichlich Redebedarf: Hannovers Vereinslegende Dieter Schatzschneider und Geschäftsführer Martin Kind. imago

Er ist mit großer Leidenschaft mit Hannover 96 verbunden. Dass er in Dingen rund um den Fußball auch öffentlich kein Blatt vor den Mund nimmt, lieben nicht zuletzt die Journalisten, denen Dieter Schatzschneider schon so manche Schlagzeile bescherte. Nun aber gibt es im Klub seines Herzens Wirbel um den 60-Jährigen.

So verlässlich, wie Schatzschneider, bis heute mit 153 Treffern Top-Torjäger der 2. Liga, einst den Ball im Netz versenkte, so knallhart meldete sich der Ex-Stürmer oftmals auch stets zu Wort, wenn ihm bei 96 etwas gegen den Strich ging. Rücksicht darauf, zugleich im Klub als Jugendscout, VIP-Betreuer bei Heimspielen sowie als Fahrer und enger Vertrauter von Geschäftsführer Martin Kind in Lohn und Brot zu stehen, nahm er dabei bislang nicht. Genau dieses Angestelltenverhältnis nahm 96 nun jedoch zum Anlass, Schatzschneider formal abzumahnen.

Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Borussia Dortmund Borussia Dortmund
63
2
Bayern München Bayern München
61
3
RB Leipzig RB Leipzig
52
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Souza Silva Walace

Maßregelung nach Walace-Kritik

Was war geschehen? Vor allem die jüngste, beißende Kritik der 96-Legende zu Lebzeiten am weit unter Form spielenden Brasilianer Walace brachte das Fass zum Überlaufen. Gesellschafter wie Martin Kind und Dirk Roßmann, Aufsichtsrat Gerhard Schröder, Geschäftsführung und sportlich Verantwortliche der Fußball-KGaA kamen überein, Schatzschneider wegen seiner als vereins- bzw. geschäftsschädigend eingestuften, weil den Wert des Spielers mindernden Kritik die Auflage zu erteilen, sich künftig nur noch "in Maßen kritisch" zu äußern und etwa Interviews von der Medienabteilung autorisieren zu lassen.

Schatzschneider selbst zeigte sich von der Maßregelung nicht begeistert und teilte unter anderem der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse" mit, künftig nicht mehr wie bisher regelmäßig an den von dem Blatt veranstalteten Talkrunden teilzunehmen. In der Folge herrschte einige Verwirrung: Auf Nachfrage der betreffenden Zeitungsredaktion wollte Martin Kind sich zunächst nicht an eine dem Vernehmen nach von ihm mitbeschlossene Abmahnung, die sein Geschäftsführerkollege Björn Bremer einige Tage zuvor persönlich gegenüber Schatzschneider vollzogen hatte, erinnern. Es sei lediglich ein klärendes Gespräch vereinbart gewesen. Die Sanktionen gegen den internen Rebellen nahm der 74-Jährige teilweise zurück.

Schatzschneider tritt aus dem Verein aus

Dass Schatzschneider somit nun doch weiterhin in dem Talk auftreten wird, ist für manche die positive Nachricht. Dass die Klubführung in der Causa Schatzschneider offensichtlich nicht eine gemeinsame Sprache spricht, die schlechte. Schatzschneider selbst will nach Informationen des Portals "Sportbuzzer" gegen die Abmahnung vorgehen. Gleichzeitig zog er einen Schlussstrich unter seine Mitgliedschaft. Wie er der "Bild-Zeitung" mitteilte, trat er nach der Mitgliederversammlung am Wochenende, bei der die Kind-kritische Fraktion die Mehrheit in der Klubführung errang, kurzerhand aus dem Verein aus.

Michael Richter