Bundesliga

Paciencia: Die vierte Eintracht-Waffe

Frankfurt auf dem Vormarsch: "Wir haben Blut geleckt"

Paciencia: Die vierte Eintracht-Waffe

Nutzte seine Chance: Frankfurts Stürmer Goncalo Paciencia.

Nutzte seine Chance: Frankfurts Stürmer Goncalo Paciencia. imago

Bisher flog der Portugiese unterm Radar. Im Sommer für drei Millionen Euro Ablöse vom FC Porto verpflichtet, war Paciencia, der beim peinlichen Erstrundenpokalaus in Ulm (1:2) traf, kaum angekommen, ehe er sich im September einen Außenmeniskusriss zuzog. Während sein neues Team in Liga und Europa League oft mitreißenden Offensivfußball zelebrierte, schuftete der 24-Jährige nach seiner Knieoperation in der Reha.

Am Samstag stand plötzlich Paciencia selbst im Mittelpunkt. In der sechsten Minute der Nachspielzeit gewann der 1,84-Meter-Mann das Kopfballduell mit dem wuchtigen, defensiv aushelfenden Hoffenheimer Angreifer Joelinton (1,92 Meter) und brachte die ohnehin stimmungsvolle Arena im Frankfurter Stadtwald mit seinem Last-Minute-Siegtreffer zum Überkochen.

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"Das war ein unglaubliches Gefühl. Wenn man weiß, wie unsere Fans sind und wie sie uns nach vorne peitschen. So spät zu treffen nach all der Zeit mit meiner Verletzung, war natürlich etwas ganz Besonderes", gab der Stürmer, unterstützt von Eintrachts Dolmetscher Stephane Gödde, nach seinem ersten Bundesliga-Tor strahlend zu Protokoll: "Darauf habe ich gewartet. Spielen und Tore schießen - das ist immer mein Ziel. Daher bin ich sehr glücklich darüber, was in diesem Spiel passiert ist. Ich möchte der ganzen Mannschaft danken, für das Vertrauen und den Zuspruch in all der Zeit. Die Jungs, das Trainerteam und der ganze Staff haben mir enorm geholfen. Es ist immer einfacher, in eine Mannschaft zu kommen, die erfolgreich ist."

Darauf habe ich gewartet. Spielen und Tore schießen - das ist immer mein Ziel.

Goncalo Paciencia

Zuspruch gab es gegen Hoffenheim direkt nach der Einwechslung nochmals von Sturmkollege Haller. "Er meinte: Mach das, was du kannst - ich habe es gemacht", sagte Paciencia mit einem Grinsen, denn Haller war schließlich auch der gefühlvolle Flankengeber zum goldenen Tor.

Und wie soll es nun weitergehen? "Wir haben Blut geleckt, das soll noch nicht das Ende der Fahnestange gewesen sein", erklärt Paciencia selbstbewusst. In den Kracherduellen mit Inter Mailand werde die Eintracht vor allem ihre "herausragende Wettbewerbsmentalität in die Waagschale werfen", um gegen den "großen Namen" aus Italien zu bestehen. Und in der Liga ist Champions-League-Platz vier nur noch drei Zähler entfernt.

Und jetzt gegen Inter?

Ob Paciencia am Donnerstag gegen Inter wieder mitwirken darf und wie viele Einsatzzeiten er allgemein angesichts der großen Konkurrenz künftig bekommen wird, sind spannende Fragen. Der einmalige portugiesische Nationalspieler gibt sich kämpferisch: "Im Sommer haben wir alle bei null angefangen. Wir haben viel Qualität, die Jungs haben stark gespielt, ihre Tore gemacht und Assists gegeben. Aber ich bin froh, bei diesem großen Verein gelandet zu sein. Ich werde immer mein Leben auf dem Platz lassen, egal, wie viele Minuten es am Ende werden."

Die Eintracht hat jedenfalls eine weitere Angriffswaffe hinzugewonnen. Sehr zu Freude der Verantwortlichen und Mitspieler. "Paciencia strahlt eine unheimliche Torgefahr aus. Er ist mit seiner Qualität noch mal eine Bereicherung für uns", lobte Sportdirektor Bruno Hübner. "Vier Stürmer? Das kann nur gut sein für die Mannschaft. Und für den Coach ist es noch schwerer, die Wahl zu treffen", findet Haller. Adi Hütter traf mit seiner Einwechslung diesmal die richtige Wahl und freut sich mit seinem Erfolgsjoker: "Er hat viel Pech gehabt mit Verletzungen, sich aber stark zurückgekämpft."

Knie verdreht: Rebic wackelt

Kurzfristig könnten sich Paciencias Einsatzchancen erhöhen, sollte Rebic gegen Inter ausfallen. Der kroatische Vize-Weltmeister hatte sich das Knie leicht verdreht und war in der Halbzeitpause in der Kabine geblieben. Eine MRT-Untersuchung soll Klarheit bringen, die Eintracht befürchte jedoch keine schwerwiegende Verletzung, wie ein Sprecher am Sonntag erklärte.

Carsten Schröter-Lorenz/meb

Bilder zur Partie Eintracht Frankfurt - TSG Hoffenheim