Bundesliga

Bosz, Havertz, die Entwicklung und das andere Gesicht

Bayer 04 winkt in Mainz der Sprung auf einen Europapokalplatz

Bosz, Havertz, die Entwicklung und das andere Gesicht

Hofft auf einen Lernprozess bei seinem Team: Bayer-Coach Peter Bosz.

Hofft auf einen Lernprozess bei seinem Team: Bayer-Coach Peter Bosz. picture alliance

Direkt nach dem 1:2 beim Zweitligisten war sich Peter Bosz noch nicht sicher, ob es nun gut oder schlecht sei, bereits am Freitag wieder in der Liga antreten zu müssen. "Das kann ich ihnen nach dem Spiel sagen", hatte der Werkself-Trainer am Abend der Enttäuschung erklärt. Am Freitagmittag hatte sich der 55-Jährige aber für den positiven Blickwinkel entschieden. "Zwei Tage zur Vorbereitung ist sehr kurz", gab Bosz zwar zu Bedenken, betonte jedoch dann: "Aber wenn man so ein Spiel gemacht hat wie wir gegen Heidenheim, dann ist es auch gut, das so schnell wie möglich abzuschließen und nach vorne zu gucken."

Die Probleme aus Heidenheim spielten bei diesem Nach-vorne-schauen, natürlich trotzdem eine Rolle. Dass Bayer gegen das hohe Pressing des Zweitligisten nach der Pause Schwierigkeiten hatte, die Bälle durch dieses Pressing hindurch zu spielen, war dem Fußballästheten Bosz genauso negativ aufgefallen, wie die Tatsache, dass sich Bayer sehr wenig Torchancen erspielte. "Das müssen wir besser machen. Und damit müssen wir am Freitag anfangen", fordert der Trainer, der solche Rückschläge zwar nicht prinzipiell erwartet, sie aber doch einzuordnen weiß. "Wir lernen aus diesen Sachen und das gehört zum Entwicklungsprozess. Wir sind noch nicht lange beieinander. Wir lernen davon – Spieler und Trainer", so Bosz.

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Bosz: "...dann darf das nicht passieren"

Die Ballverluste im Aufbau waren ihm besonders ein Dorn im Auge. Wobei Bosz, der wie schon in den erfolgreichen Ligaspielen zuvor "zu viele Ballverluste" moniert hatte, aber eingestand, dass er in dieser Kategorie eigentlich nicht wirklich zufriedengestellt werden kann. Wieder zu viele Ballverluste? "Das werde ich bis zum Ende der Saison sagen. Weil jeder Ballverlust ist einer zu viel", erklärte er schmunzelnd. "Doch Ballverluste werden immer da sein. Aber wenn wir solch gute Spieler haben dürfen wir nicht so oft den Ball verlieren, vor allen Dingen die einfachen Ballverluste stören mich. Im letzten Drittel kann das passieren, aber im Aufbau, wenn es keinen Druck gibt, wenn es einfache Bälle sind, dann darf es nicht passieren", erklärte Bosz sein Streben nach nicht erreichbarer Perfektion.

Volland fordert Reaktion in Mainz

Perfekt muss der Auftritt am Freitag nicht werden, aber deutlich besser als in Heidenheim. "Wir müssen in Mainz eine Reaktion zeigen", fordert Mittelstürmer Kevin Volland angesichts der schwer erklärlichen schwachen zweiten Hälfte beim Pokal-Aus in Heidenheim, "wir müssen sehen, dass wir in der Bundesliga nachlegen und den Anschluss halten." In der Tat bietet sich Bayer 04 die Möglichkeit, zwei Bestmarken für die laufende Saison aufzustellen. So könnte die Werkself zum einen mit einem Dreier in Mainz erstmal in dieser Spielzeit drei Bundesligaspiele in Serie gewinnen. Ein Fakt, der belegt, dass fehlende Konstanz lange Zeit die einzige verlässliche Größe war, die Bayer begleitet hat. Zum anderen winkt die Aussicht, erstmals auf einen Europapokalplatz zu klettern. Dies wäre zumindest ein Signal an die Konkurrenz, aber auch eins für die Werkself selbst, dass mit Leverkusen unter Bosz wieder zu rechnen ist.

Den Gedanken an den möglichen Sprung ins obere Drittel schiebt Bosz allerdings beiseite. "Nur zu denken, dass wir dann auf einem Europapokalplatz stehen, bringt uns nichts. Es geht darum: wie machen wir Druck, wo machen wir Druck, wie bauen wir auf, wie spielen wir unser Positionsspiel? Das wird wichtig sein. Darauf müssen wir uns fokussieren. Nur auf dem Platz an einen Europapokalplatz zu denken, bringt uns nichts."

Krasnodar spielt keine Rolle - Fragezeichen hinter Havertz

Dementsprechend behandelt der Niederländer auch die Personalie Kai Havertz. Erst im Nachmittagstraining wird sich entscheiden, ob der Nationalspieler nach seiner Verletzung am Hüftbeuger die Reise nach Mainz antritt. Bei der Entscheidung, ob der 19-Jährige dabei ist oder nicht, spielen die beiden bevorstehenden englischen Wochen laut Bosz keinerlei Rolle. "Ich schaue nur auf das Mainz-Spiel, aber da müssen die Spieler 100-prozentig fit sein", betont der 55-Jährige. Die Botschaft ist klar: Voller Fokus auf Mainz. Ja keine Ablenkung der Konzentration Richtung Zwischenrunden-Hinspiel am Donnerstag im russischen Krasnodar.

Denn das Pflänzlein des nach drei guten Ligaspielen gerechtfertigten Vertrauens in den neuen Spielansatz, den Bosz überraschend schnell kultiviert hat, soll und muss gepflegt werden. "Wir haben in den ersten drei Spielen, das muss man sagen, richtig gut gespielt", sagt Volland, "jetzt haben wir einen Dämpfer bekommen, aber in Mainz haben wir die Chance, es wieder gutzumachen, unser anderes Gesicht zu zeigen. Und ich bin mir auch sicher, dass wir das machen werden."

Stephan von Nocks

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