Bundesliga

Bornemann: Nur Ilicevic war "machbar und sinnvoll"

Nürnberg will Konsolidierung nicht aufs Spiel setzen

Bornemann: Nur Ilicevic war "machbar und sinnvoll"

Nürnbergs einziger Winter-Neuzugang: Ivo Ilicevic.

Nürnbergs einziger Winter-Neuzugang: Ivo Ilicevic. imago

Und auch wenn die Franken bei den relevanten Spielern keinen Langzeitverletzten zu beklagen haben, so steht der Bedarf wohl außer Frage. Siehe Tabelle, die den Bundesliga-Rekordaufsteiger mit 11 Pünktchen auf dem letzten Platz führt. Das schreit förmlich nach Verstärkungen, vor allem vor dem Hintergrund, dass der Aufsteiger mit einem Kader der Marke "Könnte-knapp-werden" in die Saison gegangen ist.

Der Verein selbst rühmt sich dafür, wie sehr er trotz der prekären Situation die Ruhe behält. In Sachen Nachlegen jedoch ist es im Umfeld vielen endgültig der Ruhe zu viel - und so werden sie laut, vor allem in den sozialen Medien. Stand in den vergangenen Wochen dort Trainer Michael Köllner wegen seiner Analysen oder seiner Einwechslungen im Mittelpunkt der Kritik, löst ihn nun vor dem Duell mit Werder der Sportvorstand ab. Kurz vor Transferschluss mit einem Spieler ums Eck zu kommen, der bereits zum Start der Wintervorbereitung zu haben gewesen wäre, macht sich in der Tat mager aus.

Andreas Bornemann hingegen wundert sich, dass ihm Untätigkeit und mangelnde Risikobereitschaft vorgeworfen wird. Er verweist auf das knappe Einkaufsbudget, das stets mit rund drei Millionen Euro beziffert wurde. "Ich habe diese Summe nie genannt, wer sagt denn, dass die stimmt," wirft er ein und verweist auch auf eine Transferperiode, die von einem eng getakteten Spielplan gekennzeichnet war. Kurzum: erst zu wenig Geld und dann auch zu wenig Zeit. Und von Untätigkeit will er erst recht nichts wissen: "Wir haben viele, viele Optionen geprüft. Letztendlich war außer Ilicevic nichts dabei, was finanziell machbar gewesen wäre, und das uns gleichzeitig überzeugt hätte, dass es der Mannschaft wirklich hilft."

Wie viele Millionen hätten wir denn in die Hand nehmen müssen, um eine hohe Wahrscheinlichkeit auf den Liga-Erhalt zu generieren? 10, 20 oder 30 Millionen?

Andreas Bornemann

Gut, es ehrt ihn, dass er nichts gemacht hat, nur um etwas zu machen, und es stattdessen in Kauf nimmt, dass ihm die Kritik um die Ohren fliegt. Ein Weg, für den er innerhalb des Vereins volle Rückendeckung erhält - alle maßgeblichen Leute waren sich übrigens auch einig, die gerade mühevoll wiedererlangte finanzielle Konsolidierung nicht aufs Spiel zu setzen. Also nichts mit All-In, obwohl trotz besagter elf Pünktchen nur vier Zähler aufs rettende Ufer fehlen. "Wie viele Millionen hätten wir denn in die Hand nehmen müssen, um eine hohe Wahrscheinlichkeit auf den Liga-Erhalt zu generieren? 10, 20 oder 30 Millionen? Und eine Garantie gibt es ohnehin nicht", so Bornemann.

Klingt alles plausibel wie vernünftig - aber es gibt ja auch einen Mittelweg zwischen einem Harakiri-Kurs und blindem Aktionismus. Diese Transferperiode des Club zeugt nicht von einem guten Netzwerk, und sie steht gewiss auch nicht für pfiffigen Einfallsreichtum. Etwas mehr hätte es schon sein dürfen, beziehungsweise müssen, gerade auf der Sechs hätte der Mannschaft ein abgezockter Routinier mit Führungsgenen richtig gutgetan.

Andererseits. Wenn der FCN im Keller-Schneckenrennen am Ende triumphiert, und Ilicevic dazu die entscheidenden Tore wie Vorlagen beiträgt, dann haben der Club und Bornemann im Winter alles, wirklich alles richtiggemacht - wenn's indes schiefgeht, beginnen die Debatten aufs Neue.

Christian Biechele

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