Bundesliga

Wende im Fall Jonathas zeigt die Probleme von Hannover 96

Stürmer soll schon in Dortmund einsatzfähig sein

Wende im Fall Jonathas zeigt Hannovers Probleme

Bei Corinthians lief es sportlich auch nicht besonders gut: Jonathas.

Bei Corinthians lief es sportlich auch nicht besonders gut: Jonathas. imago

Jonathas zurück nach Hannover? Noch vor nicht allzu langer Zeit sorgte eine solche Frage für Schweißperlen auf der Stirn der dortigen Macher. Mühsam hatte man den Brasilianer im vorigen Sommer leihweise zurück in seine Heimat vermittelt. Bei Corinthians Sao Paulo fand der 29-Jährige einen Verein, bei dem er sportlich wieder in die Spur finden sollte. Bei 96 war ihm dies im Anschluss an einen verheißungsvollen Start in der Bundesliga nach diversen gesundheitlichen und privaten Problemen 2017/18 überhaupt nicht mehr gelungen.

In Südamerika lief es für das Sorgenkind bis zum Finale der dem Kalenderjahr angeglichenen Saison durchwachsen weiter - nur magere neun Spiele mit einem einzigen Tor standen am Ende für den Angreifer zu Buche. Es folgte das Ansinnen von Corinthians-Seite, den Spieler vor dem eigentlichen Leih-Ende schon jetzt zurück nach Hannover zu geben.

Das Ziel: In Dortmund soll Jonathas einsatzbereit sein

Dort soll Jonathas wieder zum Hoffnungsträger des abstiegsbedrohten, sich auf Stürmersuche befindenden Tabellenvorletzten werden. "Die Vorentscheidung, ihn jetzt schon zurückzunehmen, haben wir getroffen", bestätigte Martin Kind dem kicker. "Der Spieler muss aber noch auf seinen Fitnesszustand untersucht werden. Auch mit seinem jetzigen Verein sind noch die notwendigen Formalitäten zu klären." Ziel sei Jonathas' Wiedereinstieg in der kommenden Woche und eine Einsatzmöglichkeit im zweiten Rückrundenspiel in Dortmund. Sollte alles klappen, würde zugleich das Bemühen um andere Offensivspieler eingestellt und die Winter-Transfertätigkeit beendet.

Die sich abzeichnende, kaum für möglich gehaltene Wende zeigt an einer Personalie die Problematik auf, die 96 begleitet.

Der Empfehlung, Jonathas 2017 nur auszuleihen, folgte Kind nicht

Im Sommer 2017 hatten sich Manager Horst Heldt und Trainer André Breitenreiter kurz vor Ende der Transferperiode auf Jonathas als Königstransfer verständigt. Der Empfehlung, den Wandervogel (14 Vereine seit 2005) für die zwar hohe Leihgebühr von 4,5 Millionen Euro zunächst nur mit Kaufoption von Russlands Rubin Kasan auszuleihen, folgte Martin Kind nicht. Der Klubboss bevorzugte seinerzeit den sofortigen Kauf per jährlicher Ratenzahlung von dreimal drei Millionen Euro, inklusive Vertrag bis 2020.

Immerhin: Das Gehalt spart 96 dank Füllkrug ein

Statt endgültig zum mit neun Millionen Euro Ablöse teuersten Flop der Vereinsgeschichte zu werden, tun sich nun womöglich neue Perspektiven auf. Tief in die Tasche greifen kann Hannover ohnehin nicht mehr, Boss Kind täte es, wenn überhaupt, nur mit großen Bauchschmerzen. Statt aber auf dem schwierigen Winter-Transfermarkt weiter nach einer wirtschaftlich machbaren und sportlich einigermaßen verlässlichen Verstärkung suchen zu müssen, erhalten Heldt und Breitenreiter ihren einstigen Wunschstürmer zurück.

Das Gehalt, das zuletzt Corinthians übernommen hatte, spart 96 zudem durch den vorübergehend von der Berufsgenossenschaft bezahlten langzeitverletzten Top-Stürmer Niclas Füllkrug (Knieoperation) ein. Finanziell wäre es somit ein guter Deal mit Jonathas, der dann in schon gewohnter Umgebung "nur" noch im zweiten Anlauf die Chance nutzen müsste, auf dem Platz Hannover mit seinen Toren zum Klassenerhalt zu verhelfen.

Michael Richter

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