Bundesliga

Fortuna Düsseldorf - Trainer Friedhelm Funkel: Authentisch, fit und 65

Düsseldorf: Der Erfahrenste unter den Bundesliga-Trainern

Friedhelm Funkel: Authentisch, fit und 65

Hoch geachtet wegen seiner ehrlichen und offenen Art: Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel.

Hoch geachtet wegen seiner ehrlichen und offenen Art: Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel. imago

Während andere mit der 65 den Eintritt ins Rentenalter verbinden, stand Friedhelm Funkel am Montag um Zehn wie erwartet auf dem Trainingsplatz der Fortuna neben der Arena im Norden der Stadt. Gefeiert, hatte Funkel gekündigt, werde nicht, höchstens am Abend im kleinen Kreis.

Ein fast normaler Tag also für den früheren Profi, der mittlerweile seit rund drei Jahrzehnten mit nur ganz kurzen Unterbrechungen bei einem Klub an der Seitenlinie steht. Nicht bei den allerersten Adressen der Branche, aber erfolgreich wie kein anderer, wenn es gilt, einen Klub in die Bundesliga zu führen. Mit Fortuna Düsseldorf gelang das dem gebürtigen Neusser bereits zum sechsten Mal, das ist absolute Spitze.

Funkel - hoch geachtet wegen seiner ehrlichen und offenen Art

Auch mit 65 wirkt Funkel noch wie ein Mittvierziger, fit durch die Arbeit mit jungen Leuten und den Tennissport als Ausgleich. Hoch geachtet wird er in der Branche wegen seiner ehrlichen und offenen Art. Während es rundum fast Usus geworden ist, Kritik nur noch verklausuliert zu äußern, spricht Funkel geradeheraus an, wenn ihm etwas nicht passt.

Natürlich stellt er sich, so gut es geht, vor seine Mannschaft und jeden einzelnen Spieler, aber er scheut sich auch nicht, mal ein offenes Wort zu sprechen. So fühlte sich Nationalspieler Jerome Boateng jüngst auf den Schlips getreten , weil er offenbar mit Funkels offener Art nicht klarkam.

"Mein lieber Mann, das war schon dramatisch"

Nach dem 3:3 seiner Fortuna beim FC Bayern hatte der Düsseldorfer Trainer eigentlich nur seinem arg kritisierten Kollegen Niko Kovac beispringen wollen. "Wenn ich sehe, wie Boateng beim zweiten Tor auf Abseits spielt, mein lieber Mann, das war schon dramatisch", hatte Funkel kritisiert. "Der geht zwei Schritte nach vorne, nur weil er zu bequem ist, hinterher zu rennen. Einen solchen Weltklasse-Spieler darf so etwas nicht passieren, da ist auch jeder Trainer machtlos."

Funkel - ehrlich, offen und authentisch

Neulich hatte Funkel, wie gewohnt, Fehler seiner eigenen Spieler angesprochen, zum Beispiel bei einem Patzer von Michael Rensing ("den muss er halten") und als Verteidiger Marcin Kaminski eine große Chance ausließ ("gar keine Frage, den muss er machen"). Ehrlich, offen und authentisch.

"Ich habe doch nur das ausgesprochen, was sowieso alle gesehen haben", sagt Funkel nur. Insgesamt sei er etwas gelassener geworden im Laufe der Jahre, aber natürlich ist er immer noch mit dem Herzen dabei, und wer ihn bei der täglichen Trainingsarbeit beobachtet, der sieht, dass der Draht zu den teilweise über 40 Jahre jüngeren Spielern nicht verloren gegangen ist.

Wie nur wenige versteht es Funkel, eine Mannschaft zu formen und mit Geschlossenheit zum Erfolg zu führen. Dass Erfolg im aktuellen Fall hieße, Fortuna Düsseldorf zum Klassenerhalt zu führen, was einer, so Funkel, Sensation gleich käme, versteht sich von selbst.

Neun und 18 sind derzeit wichtiger als 65

Insofern interessieren den Fortuna-Coach mehr als der 65. Geburtstag ganz andere Zahlen, nämlich die mageren neun Punkte, die seine Mannschaft bisher gesammelt hat, sowie Tabellenplatz 18. Dennoch tut Fortuna gut daran, an dem erfahrenen Trainer festzuhalten, dem am ehesten zuzutrauen ist, diese Mannschaft zu stabilisieren.

Daran wird Funkel, der bereits mehrmals betont hat, dass Fortuna seine letzte Trainer-Station im Profifußball sein soll, intensiv arbeiten. Mit dem gewohnten Feuer. Fleißig, ehrlich und authentisch.

Oliver Bitter