Bundesliga

Weinzierl macht sich unbeliebt

Trainer kann Thommy nach Ein- und Auswechslung nicht trösten

Weinzierl macht sich unbeliebt

Gesprächsbedarf: Markus Weinzierl und Erik Thommy.

Gesprächsbedarf: Markus Weinzierl und Erik Thommy. imago

Es ist die Höchststrafe für jeden Spieler. Eine Form der Demütigung, die niemand so schnell abhakt. Die mit rotem Marker in eines jeden Spielers Karriere stehen bleibt. Erst ein- und anschließend wieder ausgewechselt zu werden, hinterlässt immer den bitteren Nachgeschmack einer schlechten Leistung. Auch wenn das gar nicht der Fall ist. Wie bei Thommy gegen seinen Ex-Klub. Der Offensivmann wirkte vielmehr als belebendes Element im Stuttgarter Angriffsspiel, gefährdete sogar zweimal mit Fernschüssen das gegnerische Tor, kämpfte und rackerte gegen jeden Gegenspieler und um jeden Ball. Trotzdem blinkte in der Nachspielzeit seine Rückennummer auf der Auswechseltafel. Ein Tiefschlag für Thommy, der es erst nicht glauben und hinterher nicht verstehen konnte bzw. wollte. "Ich muss es akzeptieren", sagt der 24-Jährige. "Verstehen ist eine andere Sache."

Gegen diesen Nackenschlag half auch der intensive Zuspruch des Trainers wie eine zu niedrig dosierte Schmerztablette nicht hinweg. Gleich nach Schlusspfiff hatte sich Weinzierl den Angreifer geschnappt, fest in die Arme genommen und auf ihn eingeredet. Minutenlang. Ohne die erhoffte Wirkung zu erzielen. "Er hat's versucht", meint Thommy zu den Bemühungen des Coaches, dem er auf Anhieb nicht so einfach verzeihen kann. "Wenn man gegen seinen Ex-Klub spielt, ein- und wieder ausgewechselt wird, nach einer guten Leistung, dann ist das für einen Spieler nicht nachvollziehbar. Aber ich muss damit leben, werde damit leben."

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"Ein Spieler ist mir heute besonders wichtig"

Dass Weinzierl später zudem noch öffentlich um Verständnis bat, half auch nicht weiter. "Ein Spieler ist mir heute besonders wichtig", so der Cheftrainer, "Erik Thommy, den ich erst ein- und dann wieder ausgewechselt habe. Das war eine rein taktische Maßnahme, um Zeit zu gewinnen und keinen Kopfballspieler vom Platz nehmen zu müssen. Erik hat ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht." Was er auch von seiner gesamten Truppe sagt. "Die Mannschaft hat über 90 Minuten toll gekämpft. Wir sind sehr glücklich über diesen Sieg. Es ist ein Sieg, der gut ist für alle."

Stuttgart hat die Rote Laterne abgegeben, sich sogar auf Platz 15 hochgekämpft. Nach vielen Wochen der Tristesse endlich mal Grund zur Freude. Auch bei Thommy, der mit Blick auf das große Ganze dann doch etwas Nachsicht signalisiert. "Das war enorm wichtig. Wer spielt, ist egal, Hauptsache der Erfolg ist da." Den die Stuttgarter auch dem Hintergrundwissen ihres Trainers zu verdanken hatten. Weinzierl, der vier Jahre den FCA unter seinen Fittichen hatte, hat in den Augen Thommys "die Mannschaft bestens vorbereitet. Seine Analyse war gut. Er hat schließlich lange Jahre beim FCA gearbeitet, wie ich auch. Das hat man gesehen."

George Moissidis

Bilder zur Partie VfB Stuttgart - FC Augsburg