Bundesliga

Maina: "Auf dem Bolzplatz bis es dunkel war"

Hannovers Youngster über seine Wurzeln, 96 und Zukunftspläne

Maina: "Auf dem Bolzplatz bis es dunkel war"

Erstes Tor ausgerechnet gegen Wolfsburg: Hannovers Linton Maina (r.).

Erstes Tor ausgerechnet gegen Wolfsburg: Hannovers Linton Maina (r.). Imago

...seine Wurzeln:

"Mein Vater lebt zwar in Berlin, zu ihm habe ich aber nur ab und zu Kontakt. Meine Mama hat mich und meine ältere Schwester allein großgezogen, sie ist ganz wichtig für mich. Sie hat alles für uns gegeben. Auch wenn wir nicht reich waren, kam es mir vor, als ob wir es sind. Sie ist heute bei jedem Spiel da. Ich probiere, ihr so viel wie möglich zurückzugeben. Das kann man nicht nur mit Geld machen, aber zum Beispiel mit meinem ersten Tor. Das war für sie viel schöner als jeder Geldschein. Auch mein früherer Trainer in meinem ersten Verein Pfefferwerk Berlin, Lucio Geral, war und ist sehr wichtig für mich. Er ist wie ein großer Bruder."

Spielersteckbrief Maina
Maina

Maina Linton

Bundesliga - 12. Spieltag
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30
2
Bor. Mönchengladbach Bor. Mönchengladbach
26
3
Eintracht Frankfurt Eintracht Frankfurt
23
Trainersteckbrief Breitenreiter
Breitenreiter

Breitenreiter André

...seinen Werdegang:

"Mein Zuhause und meine Heimat ist Berlin, Prenzlauer Berg. Dort habe ich als Kind jeden Tag mit Freunden auf dem Bolzplatz direkt an meiner Schule gespielt bis es dunkel war."

...den Abschied aus der Heimat:

"Die Plätze meiner Vereine in Berlin, Pfefferwerk Berlin und Empor SV, waren nicht weit von uns zu Hause entfernt. In Berlin hatten auch Vereine wie Tennis Borussia, Zehlendorf oder der BFC Dynamo Interesse an mir. Ich war damals Hertha-Fan, aber von Hertha habe ich nichts gehört, da kam nichts. Dann spielte ich mit der Berliner Auswahl beim Ländervergleich in Duisburg. Da hat mich Christoph Dabrowski (Ex-Profi, dann Jugendtrainer und heute Coach der U 23 in Hannover, d. Red.) gesehen und nach Hannover eingeladen. Er unterstützt mich seit dem ersten Tag bei 96. Ich habe lange überlegt, ob ich aus Berlin raus will. Ich war auch bei RB Leipzig im Probetraining, aber die wollten nicht. Dann habe ich mich für Hannover entschieden und bin jetzt froh darüber."

...seine erste Zeit in der Fremde:

"Als ich nach Hannover kam, gab es die Akademie in der heutigen Form noch nicht. Wir wohnten im Internat in Elze, 45 Minuten außerhalb, sind zum Training nach Hannover gefahren worden. Elze war schon etwas anders als Berlin. Viel kleiner, aber gut: Ich konnte mich ganz auf den Fußball konzentrieren. Als das Leistungszentrum in der Eilenriede fertig war, war ich dann einer der ersten Bewohner der Zimmer dort."

...zwischenzeitliche Probleme bei 96:

"Anfangs bin ich nur an freien Wochenenden mal von Hannover nach Berlin gefahren. Fußball bei 96 hat Spaß gemacht. Im zweiten Jahr sind wir mit der U 17 abgestiegen, es war ein schwieriges Jahr mit viel Heimweh. Wenn damals Steven Cherundolo nicht mein Trainer gewesen wäre, wäre ich wohl nicht mehr hier. Ich habe mir ein paar Sachen geleistet, die nicht gehen. Er hat zu mir gehalten, mich aufgebaut."

...seine erste Zeit im Profi-Kader:

"Ich habe mich anfangs mit meiner Ruhe selbst etwas von der Mannschaft ferngehalten. Ich hatte etwas Muffensausen. Dabei bin ich von jedem einzelnen super aufgenommen worden."

...seinen besten Kumpel bei 96:

"Ihlas Bebou ist auch so ein ruhiger Mensch. Zuerst dachte ich, er spricht gar kein Deutsch! Mit Ihlas verstehe ich mich inzwischen richtig gut. Wir wohnen jetzt in Hannover nebeneinander, waren mit unseren Freunden zusammen im Urlaub und unternehmen auch so in der Freizeit viel miteinander. Wir können über dieselben Sachen lachen, tragen die gleichen Klamotten und hören dieselbe Musik."

...seine Vorbilder:

"Das sind Ronaldinho, Lionel Messi. Auf jeden Fall auch Neymar. Damals bei Hertha auch Marcelinho."

...die Parallelen zu Leroy Sané:

"Den Vergleich mit Leroy Sané mag ich nicht so, auch wenn es eine Ehre ist. Ich bin Linton Maina und möchte auch nicht Mini-Sané genannt werden. Wir sind zwar unter demselben Trainer André Breitenreiter Bundesligaspieler geworden. Vom Spielertyp sind wir aber komplett unterschiedlich. Nur weil wir dieselben Haare haben, sollte man uns nicht vergleichen."

...sein glückliches Leben als Profi:

"Ich bin ganz ehrlich: Einen Plan B, was ich außer Fußball hätte machen können, hatte ich nie wirklich. Dadurch, dass ich langsam an die Bundesliga herangeführt wurde, konnte ich mich auf gewisse Weise gut auf das, was jetzt passiert, vorbereiten. Es ist daher ein stückweit bereits normal, aber dennoch ein tolles Gefühl. Es ist auch schön, erkannt zu werden. Das ist keine Belastung für mich. Und so viele kommen ja auch nicht und wollen ein Foto."

...den weiteren Werdegang:

"Ich bin froh, hier zu sein. An etwas Anderes denke ich jetzt im Moment gar nicht. Ich spiele auch in der Nationalmannschaft mit dem Herzen für Deutschland, bin Deutscher und hier aufgewachsen. Für Kenia zu spielen, weil mein Vater von dort stammt, käme nicht von Herzen. Ich war auch noch nie dort und kann die Sprache nicht."

...das erste Spiel und das erste Tor:

"Das erste Bundesligaspiel in Dortmund (per Einwechslung am 18. März 2018, d. Red.) war schon etwas Krasses. Ein schönes Erlebnis. Nach dem Wolfsburg-Spiel nun und meinem ersten Tor, das mir ausgerechnet mein Freund Ihlas aufgelegt hat, bin ich erst einmal über das Wochenende nach Berlin gefahren. Ich konnte schlecht einschlafen, war ziemlich aufgewühlt, musste alles erst einmal realisieren. Auch, dass mir dieses Tor keiner mehr nehmen kann."

...die Wahrheit, wie oft er sein herrliches Premierentor mit dem Schienbein nochmals anschaute:

"Meine Mutter und viele Freunde haben es mir geschickt, dadurch habe es ich oft noch einmal angesehen. Ein- oder zweimal habe ich es mir selbst auch noch einmal angeguckt. Und festgestellt, dass ich den Ball wirklich gar nicht richtig getroffen habe…"

Michael Richter