Bundesliga

Bundesliga, Werder Bremen - Kapitän Max Kruse: "Ich werde keine Marionette"

Bremen: Kohfeldt will den Stürmer mit Ecken und Kanten

Kapitän Kruse: "Ich werde keine Marionette"

An- und Wortführer, Aushängeschild: Werder-Kapitän Max Kruse am Mittwoch im Training.

An- und Wortführer, Aushängeschild: Werder-Kapitän Max Kruse am Mittwoch im Training. imago

Aus dem Bremer Trainingslager in Grassau berichtet Thiemo Müller

Und außerdem: "Die Saison geht nächste Woche Samstag los, wenn ich mich recht erinnere. Wenn ich dann nicht fit bin, was aber nicht der Fall sein wird, könnt ihr mir das vorwerfen." Max Kruse wie er leibt und redet – und das seit heute hochoffiziell als Anführer und Aushängeschild seiner Mannschaft.

Spielersteckbrief Kruse
Kruse

Kruse Max

Trainersteckbrief Kohfeldt
Kohfeldt

Kohfeldt Florian

Wie sich seit geraumer Zeit abzeichnete, ist die Wahl von Trainer Florian Kohfeldt auf Kruse gefallen. Und eben nicht auf den "staatsmännischen" Niklas Moisander, der als Vize-Kapitän gemeinsam mit Philipp Bargfrede, Maxi Eggestein, Davy Klaassen, Sebastian Langkamp sowie Martin Harnik zum ebenfalls vom Coach bestimmten und mit Kruse vorab besprochenen Mannschaftsrat zählt. Der neue Kapitän machte das Rennen wohlgemerkt nicht trotz jenes zur Schau gestellten Selbstbewusstseins, das ihn immer wieder auch anecken lässt. Sondern gerade deshalb. "Ich will dieses Unbekümmerte, dieses Freche", sagt Kohfeldt. "Und ich will auch, dass das unser Gesicht ist. Denn es steht für die Art, wie wir Fußball spielen wollen." Die Mannschaft sei ihrem Charakter nach ohnehin "sehr fokussiert" und diszipliniert, so Kohfeldts Analyse. Deshalb sei ein Anführer wie Kruse genau der Richtige: "Max hat eine unheimlich hohe Stressresistenz im Wettkampf. Ihm ist egal, ob wir hier in Grassau auf dem Rasen stehen, im Weserstadion oder in Dortmund. Er ist unbekümmert. Und das empfinde ich für diese Mannschaft als sehr, sehr wichtig."

Kohfeldt: "Max hat mein absolutes Vertrauen"

Zugleich stellt Kohfeldt in Aussicht, Kruse könne "an der Rolle auch noch einmal persönlich wachsen. Er sieht es selbst als Herausforderung an. Er ist nicht mehr einfach nur Max Kruse, junge Spieler orientieren sich an ihm, und er repräsentiert Werder Bremen nach außen." Der nun erforderliche Kontakt mit Print- und Onlinemedien, die Kruse seit längerem nahezu boykottierte, ist dabei das eine. Das andere eine womöglich auch nach außen klarer demonstrierte Professionalität. Die übliche Fitnessdebatte während der Vorbereitung künftig nicht mehr führen zu müssen, "könnte ein netter Nebeneffekt sein", lächelt Kohfeldt, betont aber zugleich: "Max hat mein absolutes Vertrauen, dass er zum Start Leistung bringt. Und: Ich kann nicht sagen, ich will jemanden, der frech und unbekümmert ist – und zugleich in allen Belangen Musterschüler. Das funktioniert nicht."

"Du musst mir erklären, warum du Kapitän werden willst"

Werder Bremen

Coach und Kapitän, Kohfeldt und Kruse. imago

Die Überzeugung, dass es mit Kruse als Kapitän funktioniert, speist sich derweil aus der glaubwürdigen Bereitschaft des 30-Jährigen zu bestimmten Veränderungen. "In unserem ersten Gespräch über dieses Thema habe ich Max aufgefordert: Du musst mir erklären, warum du Kapitän werden willst", berichtet Kohfeldt offen. "Ich habe ihm gesagt: Du bist als Spieler bei mir absolut gesetzt, hast ohnehin schon großen Einfluss innerhalb der Mannschaft – eigentlich kommen als Kapitän nur Pflichten dazu. Aber die Antwort, die er gegeben hat, war sehr überzeugend. Max geht es nicht um Statusdenken, er hat die innere Motivation, sich weiterzuentwickeln." Kruse selbst spricht in diesem Zusammenhang von einer "Komfortzone, die mir viele unterstellt haben. Als Kapitän habe ich mehr Verantwortung und möchte gezielt damit in Verbindung gebracht werden". Freilich hält er fest: "Ich werde nicht zu einer Marionette." Weder eine der Medien noch des Klubs. "Großartig zu verändern brauche ich mich nicht. Ich habe immer die Bestätigung bekommen, von den Mitspielern wie vom Verein, dass meine Art angenommen wird. Ansonsten wäre ich ja sicher auch nicht Kapitän geworden."

"Wir wollen sehr, sehr erfolgreich sein"

Mit den Kollegen des Mannschaftsrats will Kruse nun bis Saisonbeginn gemeinsame Leitlinien festlegen, die eventuell sogar öffentlich kommuniziert würden: "Entscheidend dabei ist, dass wir in einer Sprache sprechen", so Kruse. "Wir wollen eine einheitliche Linie, ob es ums Saisonziel geht oder auch in puncto Disziplin." Dass in sportlicher Hinsicht Selbstbewusstsein angesagt ist, daran lässt Kruse schon jetzt keinen Zweifel aufkommen: "Auf eine Platzierung will ich mich nicht festlegen. Aber wir haben Qualität dazubekommen, haben uns verbessert. Das muss auch unser Anspruch in der Tabelle sein. Wir wollen sehr, sehr erfolgreich sein. Nicht unbedingt um die Deutsche Meisterschaft spielen – aber alles, was dahinter kommt, könnte für uns interessant sein." Also: Der internationale Wettbewerb. Womit nun, wenn auch leicht verklausuliert, Werders wahres Saisonziel erstmals auch von sozusagen offizieller Seite verkündet wurde.