Bundesliga

140 Millionen: Eintracht vermeldet neue Rekordzahlen

Der kicker erklärt die schlechten Verträge mit Stadt und Vermarkter

140 Millionen: Eintracht vermeldet neue Rekordzahlen

Auch Erfolge wie der Pokalsieg ließen die Personalkosten bei Eintracht Frankfurt in Rekordhöhen schnellen.

Auch Erfolge wie der Pokalsieg ließen die Personalkosten bei Eintracht Frankfurt in Rekordhöhen schnellen. Getty Images

Seit mittlerweile 20 Jahren ist Diplom-Kaufmann Frankenbach in verschiedenen Funktionen bei Eintracht Frankfurt tätig, am 1. September 2015 rückte er in den Vorstand auf. Als der Klub 2002 den Lizenzentzug gerade noch abwenden konnte, hätte er wahrscheinlich nicht einmal zu träumen gewagt, dass er mal derart positive Zahlen würde präsentieren können. Aus dem von der Pleite bedrohten Chaosverein ist ein seriös geführtes mittelständisches Unternehmen geworden. Der kicker gibt einen Überblick über die wichtigsten Zahlen.

Umsatz und Fernsehgeld

In vier der fünf zurückliegenden Spielzeiten erzielten die Hessen einen Jahresüberschuss. Einen Verlust (6,6 Millionen Euro) gab es lediglich in der Spielzeit 2014/15, da der Jahresüberschuss aus der Europa-League-Saison 2013/14 (10,6 Millionen Euro) reinvestiert wurde. Für die Saison 2017/18 liegt der Jahresüberschuss bei 2,5 Millionen Euro. Bemerkenswert ist außerdem die jüngste Umsatzsteigerung um knapp 30 Millionen Euro binnen eines Jahres. Lag der Umsatz 2016/17 noch bei 110,7 Millionen Euro, betrug er 2017/18 140 Millionen Euro. In der neuen Saison wird der Umsatz weiterhin kräftig wachsen. Frankenbach spricht von einer "extremen Steigerung" und "Umsätzen von deutlich über 150 Millionen Euro". Er erwartet, dass allein die Teilnahme an der Gruppenphase der Europa League für 15 Millionen Euro Umsatz sorgen wird. Zum Vergleich: Die Teilnahme am DFB-Pokal und der Gewinn des Potts verschafften dem Klub 14,5 Millionen Euro Umsatz, wobei ein Gewinn in Höhe von sieben bis acht Millionen Euro hängenblieb. 2018/19 profitiert die Eintracht davon, dass sie im TV-Ranking von Platz 13 auf Platz 9 geklettert ist – die TV Einnahmen werden dadurch laut Frankenbach um etwa 10 Millionen Euro steigen. Da Frankfurt 2017/18 insgesamt 53,9 Millionen Euro an nationalen und internationalen TV-Geldern kassierte, bedeutet das, dass die Marke von 60 Millionen Euro geknackt wird.

Eintracht Frankfurt - Vereinsdaten
Eintracht Frankfurt

Gründungsdatum

08.03.1899

Vereinsfarben

Rot-Schwarz-Weiß

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Gehälter und Transferausgaben

Etwas überraschend kommt, dass die Personalkosten im Lizenzspielerbereich bereits in der zurückliegenden Spielzeit erstmals auf über 50 Millionen Euro (51,4 Millionen Euro) gestiegen sind. Das sind 13,2 Millionen Euro mehr als noch 2016/17. Nicht zuletzt liegt das an den unerwartet hohen Prämien, die durch den Pokalsieg und den damit verbundenen Einzug in die Europa League fällig wurden. Frankenbach berichtet, dass die Personalkosten im Profibereich ohne diese Prämien bei 46 Millionen Euro gelegen hätten. Interessant ist zudem die Offenlegung der Investitionen in Spieler. Für Ablösen und Vermittlungsgebühren an Berater zahlte die Eintracht in der zurückliegenden Saison 29,7 Millionen Euro, 2016/17 waren es lediglich 5,2 Millionen Euro. 2018/19 wird die Marke von 30 Millionen Euro höchstwahrscheinlich fallen.

Eigenkapital und Infrastrukturprojekte

Oliver Frankenbach

Frankfurts Finanzvorstand Oliver Frankenbach konnte neue Rekordzahlen vermelden. imago

Im April 2018 fand ein schon länger geplanter Deal statt, um das Eigenkapital um 15 Millionen Euro zu erhöhen. Grob vereinfacht ausgedrückt lief das so ab: Aufsichtsrat Philip Holzer gründete zusammen mit dem Frankfurter Unternehmer Stephan Orenstein die "Freunde des Adlers GmbH". Diese Firma erwarb zu einem nicht publik gemachten Preis 18,55 Prozent der Vereinsanteile. Verkäufer war aber nicht der Verein, der weiterhin 67,88 Prozent der Anteile an der Fußball AG hält, sondern die "Freunde der Eintracht Frankfurt AG". Dahinter stehen Banken und Unternehmen, die Anfang des Jahrtausends als Rettungsmaßnahme für die in finanzielle Schieflage geratene Eintracht zu sehr günstigen Konditionen 28,55 Prozent der Anteile erworben hatten. Die "Freunde der Eintracht Frankfurt AG" war nun bereit, 18,55 Prozent ihrer Anteile an die neu gegründete "Freunde des Adlers GmbH" zu verkaufen. Das war der erste Schritt.

In einem zweiten Schritt führten die "Freundes des Adlers GmbH", die "Freunde der Eintracht Frankfurt AG" und die "Steubing AG", die 3,57 Prozent der Anteile hält, entsprechend ihrer Anteilshöhe 15 Millionen Euro dem Eigenkapital der Fußball AG zu. Aktuell liegt das Eigenkapital bei 29,1 Millionen Euro und ist damit mehr als doppelt so hoch wie am Ende der Saison 2016/17 (13,1 Millionen Euro). Das ist für die Eintracht nicht zuletzt deshalb wichtig, da ein infrastrukturelles Großprojekt vor der Tür steht. Der Bau der neuen Heimstätte für die Profi-Mannschaft und Verwaltung wird 30 bis 35 Millionen Euro kosten, Frankenbach spricht von einem "Leuchtturmprojekt". Um diesen Bau zu finanzieren, wird sich der Klub Geld leihen müssen - je höher das Eigenkapital ist, desto niedriger fallen die Zinsen aus. Die Eigenkapitalquote beträgt aktuell 40 Prozent. Zum Vergleich: Ende 2016 waren es noch 22,5 Prozent. Positiv für die Fußball AG ist darüber hinaus, dass sie ein Rückkaufrecht auf die Anteile der "Freunde des Adlers GmbH" besitzt; bei den Anteilen der "Freunde der Eintracht Frankfurt AG" gibt es diese Option nicht.

Schlechte Verträge mit der Stadt und Lagardère Sports

Die Zuführung des Eigenkapitals soll außerdem die Wettbewerbsfähigkeit in den kommenden zwei Spielzeiten sicherstellen. Seit Jahren leidet der Klub unter den schlechten Verträgen, die 2004 mit der Stadt und Vermarkter Sportfive (jetzt: Lagardère Sports) abgeschlossen wurden und 2019 (Lagardère), beziehungsweise 2020 (Stadt) auslaufen. Der kicker hat Details dieser Verträge recherchiert. In dem am 6. September 2004 mit der Stadion Frankfurt Management GmbH geschlossenen Vertrag hat sich die Eintracht dazu verpflichtet, in der 1. Liga 18 Prozent der Ticketeinnahmen und 30 Prozent der stadiongebundenen Vermarktungserträge als Nutzungsentgelt zu bezahlen. In der Spielzeit 2015/16 waren das 6,5 Millionen Euro, mittlerweile wird es noch mehr sein, da das Stadion komplett vermarktet ist. Hinzu kommt die reine Stadionmiete, die 2015/2016 bei 2,3 Millionen Euro lag und in den Jahren zuvor mal höher, mal niedriger ausfiel. Angesichts dieser hohen Beträge ist es sonnenklar, dass sich der Klub danach sehnt, das Stadion ab 2020 selbst zu betreiben. Die Gespräche mit der Stadt laufen. Außerdem hat die Eintracht kürzlich die Vermarktungsrechte ab dem 1. Juli 2019 ausgeschrieben. Frankenbach ist zuversichtlich, die Provisionen senken zu können.

Nach kicker-Recherchen zahlt die Eintracht pro Spielzeit 16,5 Prozent der stadiongeborenen Vermarktungserlöse und 18 Prozent der vereinsgeborenen Vermarktungserlöse an die Lagardère Sports Germany GmbH. Im Geschäftsjahr 2016 belief sich die Provision auf 5,1 Millionen Euro; durch den Boom, der rund um die Eintracht herrscht, dürfte der Betrag inzwischen signifikant gestiegen sein. Sollte es den Verantwortlichen gelingen, die Provisionszahlungen zu senken und ab 2020 das Stadion selbst zu betreiben, könnte das Einsparpotenzial womöglich bei über 10 Millionen Euro jährlich liegen. Das ist für den Klub ungeachtet aller Rekordzahlen eine Menge Geld, erst recht, wenn man Hochrechnungen über zehn oder 20 Jahre anstellt.

Julian Franzke

Die Sommer-Neuzugänge der Bundesligisten