Bundesliga

Hartenbachs kritische Mail an Real Madrid und die Folgen

Freiburg: Lienhart kurz vor der Festanstellung

Hartenbachs kritische Mail an Real Madrid und die Folgen

Soll in Freiburg bleiben: Philipp Lienhart.

Soll in Freiburg bleiben: Philipp Lienhart. picture alliance

Am Samstag greifen sie gegen Liverpool nach dem Titel-Hattrick, 2017 hatten die Königlichen aus Spaniens Hauptstadt bekanntlich zum zweiten Mal in Folge die Champions League gewonnen. Der damals 20-jährige Lienhart durfte damals zwar wegen Personalproblemen als potenzieller Ersatzmann mit nach Cardiff zum Finale gegen Juventus Turin (4:1) reisen, schaffte es letztlich aber nicht in den Kader. Generell gehörte der bei Rapid Wien ausgebildete Abwehrmann seit Sommer 2014 Reals Zweitvertretung Castilla an - für die Bosse des Weltklubs also keine sonderlich wichtige Personalie. Ganz anders die Lage bei Bundesligist Freiburg. Der vergleichsweise kleine Klub aus dem Breisgau hatte den Junioren-Nationalspieler, der inzwischen ein Spiel für das A-Team der Austria bestreiten durfte, schon länger im Visier und als einen wichtigen Pfeiler in der Personalplanung verankert.

Doch obwohl Lienhart in Madrid oberhalb der drittklassigen Segunda Divison B keine echte Perspektive auf hochwertige Spielpraxis hatte und gerne zum renommierten Aus- und Weiterbildungsklub in die Bundesliga wechseln wollte, gestaltete sich ein Transfer schwierig. Daher verfasste Freiburgs Sportdirektor Klemens Hartenbach unter anderem eine E-Mail mit grundsätzlichem Inhalt an Real Madrid. "Es ging um die Rolle des SC Freiburg in der Bundesliga und allgemein um große und kleine Klubs", erinnert sich der 53-Jährige bei einem Gesprächstermin mit dem kicker. Auch wenn er als Sportdirektor eines Bundesligisten Teil des rasanten Geschäfts im Profifußball ist und auch davon profitiert, sieht er dessen Auswüchse kritisch.

Spielersteckbrief Lienhart
Lienhart

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SC Freiburg - Vereinsdaten
SC Freiburg

Gründungsdatum

30.05.1904

Vereinsfarben

Weiß-Rot

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Junge Spieler müssen spielen.

SC-Sportdirektor Klemens Hartenbach

"Irgendwann sind 12 Teams in einer Super-Europa-Liga. Real Madrid spielt dann sechsmal jährlich gegen Manchester United, aber es interessiert keinen mehr. Der gesamte Sport, den wir so lieben, funktioniert auch durch Solidaritäten. Ich bin zwar Vereinsvertreter, aber es geht definitiv um den einzelnen Spieler, der seine Chance erhöhen sollte, zu spielen. Das darf nicht aus politischen oder marktechnischen Gründen kaputt gemacht werden. Junge Spieler müssen spielen. Am Ende profitieren wir doch alle davon", führt Hartenbach seine Kritik aus und adressierte diese Gedanken auch an Real.

Sportdirektor Klemens Hartenbach

Wandte sich mit einer E-Mail an Real Madrid: Freiburgs Sportdirektor Klemens Hartenbach. imago

Eine direkte Antwort auf seine E-Mail erhielt er zwar nicht, "aber ich musste es mir irgendwie von der Seele schreiben", sagt Hartenbach. Und letztlich kam Wunschspieler Lienhart am 4. Juli 2017 doch als Neuzugang im Breisgau an. "Da waren viele Gespräche nötig, aber wir sind froh, dass er da ist", meinte Hartenbach Ende Februar 2018. Die Freude über die Anwesenheit des jungen Abwehrmannes hält an, der zunächst für eine Gebühr von 500.000 Euro ein Jahr auf Leihbasis beim SC spielte.

Kaufoption in Höhe von vier Millionen Euro

In den ersten neun Saisonspielen stand der unaufgeregte Innenverteidiger in der Freiburger Startelf, wurde dann allerdings von zwei Knieverletzungen ausgebremst. Nur noch zwei weitere Einsätze kamen bis zum Saisonende hinzu. Grundsätzlich sind Hartenbach, Trainer Christian Streich und Co. jedoch von Lienharts Fähigkeiten und seinem Potenzial überzeugt, wollen ihn fest verpflichten. Nach kicker-Informationen einigten sich beide Klubs vorigen Sommer auf eine Freiburger Kaufoption in Höhe von vier Millionen Euro. Also gilt es erneut mit Real zu kommunizieren. Ob per Mail oder auf anderen Wegen. Mal schauen, wann der Sport-Club diesmal Vollzug melden kann. Spätestens dann hätten sich Hartenbachs Mühen gelohnt.

Carsten Schröter-Lorenz

Die Sommer-Neuzugänge der Bundesligisten