Bundesliga

Kommentar zum Klassenerhalt: Die letzte Warnung

kicker-Redakteur Thomas Hiete zur Rettung des VfL Wolfsburg

Kommentar zum Klassenerhalt: Die letzte Warnung

Erleichtert: Kapitän Maximilian Arnold und Trainer Bruno Labbadia.

Erleichtert: Kapitän Maximilian Arnold und Trainer Bruno Labbadia. picture alliance

Nach dem Fast-Abstieg in der vergangenen Saison hatten sie erzählt, sie hätten die Lehren aus dem Absturz gezogen. Unermüdlich übermittelten die Verantwortlichen des VfL Wolfsburg hohle Phrasen, verwiesen auf das ach so tolle Potenzial ihrer Mannschaft und ignorierten sämtliche Warnsignale, die es schon vor dem 1. Spieltag gegeben hatte. Sehenden Auges ist der Klub, der seit 1997 ununterbrochen erstklassig ist, der 2. Liga entgegengerast. Durch amateurhaftes Management, durch hausgemachtes Chaos. Der Abstieg wäre die logische Folge gewesen, die erneute Rettung in der Relegation sollte als letzte Warnung angesehen werden.

An der Entwicklung tragen alle eine Mitschuld. Der Aufsichtsrat, der alles abgesegnet, zu wenig hinterfragt und letztlich komplett falsch entschieden hat. Die Geschäftsführung, die nur noch aus zwei Personen bestehend völlig überfordert war und planlos agierte. Sportdirektor Olaf Rebbe, dem seine Beratungsresistenz, mangelnde Erfahrung und eine miserable Kaderplanung zum Verhängnis wurde. Die Fußballlehrer Andries Jonker, Martin Schmidt und mit Abstrichen Bruno Labbadia, die dem Team keine Handschrift verpassten. Und eine Mannschaft, die diesen Begriff nie verdient hatte. Die aber von der Führung auch nicht vorgelebt bekam, was Teamgeist bedeutet.

kicker-Redakteur Thomas Hiete

kicker-Redakteur Thomas Hiete kicker

Intrigen, Machtspiele, gegen- statt miteinander - das ist das, wofür der VfL Wolfsburg nun schon seit zwei Jahren steht. Der völlig unnötige Verlust von Abwehrchef Naldo, der die Identifikation mit dem VfL vorlebte wie kaum ein anderer, war der vielleicht größte Fehler. Sein Abgang vor zwei Jahren nach Schalke war der Anfang vom Wolfsburger Niedergang. Und beschleunigte das Ende von Geschäftsführer Klaus Allofs, der in den Jahren zuvor verdammt viel richtig gemacht hatte. Anschließend verlor sich der VfL in der Idee, mit dem Jungmanager Rebbe einen anderen Weg einschlagen zu wollen.

Niemand griff ein, als längst klar war, dass es so nicht funktioniert. Es wurde geklüngelt, aber nicht gehandelt. Den Klub wieder zu einen, ein schlagkräftiges Team zu formen, das werden die Aufgaben des neuen Bosses Jörg Schmadtke sein. Sein Vorteil: Er hat bereits nachgewiesen, dass er dies kann. Und: Die Erwartungen in Wolfsburg sind auf ein Minimum gesunken. Die Menschen in der Autostadt wollen einfach mal wieder sorgenfrei durch eine Saison kommen und Fußball mit Herz sehen. Und das nicht immer erst, wenn es fast schon zu spät ist.