Bundesliga

Abwehr top, Angriff schwächelt: Rudi Völler und die verkehrte Welt bei Bayer Leverkusen

Ersatzgeschwächte Abwehr überzeugt, Top-Sturm schwächelt

Völler und die verkehrte Bayer-Welt

Erhielt viel Lob für seinen nächsten Auftritt als Abwehrchef: Julian Baumgartlinger.

Erhielt viel Lob für seinen nächsten Auftritt als Abwehrchef: Julian Baumgartlinger. imago

Im Leverkusener Lager herrschte nach der Nullnummer in Bremen Enttäuschung vor. " Das 0:0 ist für uns ein Ergebnis, mit dem wir natürlich nicht hundertprozentig zufrieden sein können", urteilte Heiko Herrlich, "die Möglichkeiten, um hier zu gewinnen, waren da, wenn auch nicht derart im Überfluss wie in der letzten Woche gegen Stuttgart."

So bleibt Bayer 04 weiter in der Verfolgerrolle im Kampf um die Champions-League-Plätze. Mit der Ausbeute seiner Offensive konnte der Werkself-Trainer mal wieder nicht einverstanden sein, mit der seiner Defensive umso mehr.

Baumgartlinger überzeugt erneut als Abwehrchef

"In der Konstellation mit Julian Baumgartlinger in der letzten Kette haben wir das im Paket in den beiden Spielen gut verteidigt, aber vorne fehlt uns halt ein Tor", urteilte Herrlich über die Viererabwehrkette, in der Mittelfeldspieler Baumgartlinger in Abwesenheit der verletzten Leistungsträger Lars und Sven Bender sowie Jonathan Tah erneut als Abwehrchef zu überzeugen wusste.

Bayers 1b-Defensive mit Baumgartlinger, Panagiotis Retsos und Tin Jedvaj, die der nach einem doppelten Bänderriss genesene Linksverteidiger Wendell komplettierte, erhielt viel Lob und sorgte für die verkehrte Welt bei Bayer. Brachte doch die in Bestbesetzung auflaufende Offensive herzlich wenig zusammen.

Eigentlich hätte man eher Angst haben müssen, dass es hinten nicht funktioniert.

Sportdirektor Rudi Völler

"Eigentlich hätte man eher Angst haben müssen, dass es hinten nicht funktioniert", urteilte Sportdirektor Rudi Völler angesichts der Personalnot in der Abwehr, "wir haben zweimal die Abwehr komplett umbauen müssen, aber Julian Baumgartlinger hat es zweimal mit seinen jungen Nebenleuten wunderbar gemacht. Wir haben zweimal so gut wie keine Chancen zugelassen. Und vorne haben wir mit unserer Topbesetzung kein Tor erzielt. Im Fußball ist Vieles irrational und nicht logisch zu erklären."

Der Top-Offensive fehlt der letzte Punch

Dass Bayer defensiv so gut stand, machte das fehlende Erfolgserlebnis vorne umso schmerzhafter. "In Bremen haben wir wieder zwei, drei dicke Dinger gehabt, bei denen der letzte Punch ein wenig fehlt. So eine Phase ist bitter für uns als Mannschaft. Vor allem, weil wir die Ausfälle in der Viererkette super kompensiert haben", stellte Mittelstürmer Kevin Volland fest. Und auch Nationalangreifer Julian Brandt betonte angesichts der starke Defensivleistung die Verantwortung der Offensive im Saisonfinale gegen Hannover: "Wie wir hinten standen, war heute astrein. Die Jungs haben das gut gemacht, das war tiptop. Vorne müssen wir aber zusehen, dass wir die Buden machen."

Bayer benötigt gegen 96 fünf eigene Treffer, wenn man erneut hinten zu Null spielt, um sich sicher für die Champions League zu qualifizieren. Wenn nicht, ist man vom Ergebnis im Duell der beiden auf den Plätzen 4 und 3 rangierenden direkten Konkurrenten aus Hoffenheim und Dortmund abhängig. Einfach macht es sich die Werkself in dieser Saison wahrlich nicht.

Stephan von Nocks