Wie Marcel Schmelzer, den BVB-Trainer Peter Stöger nach dem 0:2 auf Schalke rasierte, erging es zwei Wochen zuvor auch Gonzalo Castro. Für seine Horrorleistung beim 0:6 in München zahlte er einen hohen Preis: Castro stand seitdem keine Minute mehr auf dem Platz. Der auf die Bank verbannte Mario Götze wurde immerhin gegen Bayer Leverkusen begnadigt und zahlte dafür mit einer äußerst sehenswerten Leistung zurück.
Den Erklärungsansatz, dass Stögers durchgreifende Härte auch ein Reflex auf die Trennung von Trainer und Verein nach Saisonende sein könnte, weist Michael Zorc zurück. Das muss er einerseits auch tun, weil der Klub bisher kein Ende der Zusammenarbeit mit dem vertraglich nur bis zum 30. Juni gebundenen Österreicher kommuniziert hat. Andererseits macht Zorc gewichtige sportliche Gründe für Stögers Stilwechsel geltend: "Er hat jetzt personell auch andere Möglichkeiten."
Dortmunds Lazarett hat sich bis auf wenige Ausnahmen gelichtet, der Kader bietet dem Trainer neue Alternativen, und das macht es ihm leichter, auf verschiedenen Positionen keine Erbhöfe mehr vergeben zu müssen. "Außerdem", fügt Zorc hinzu, "kennt Stöger die Mannschaft jetzt besser." Dieses Wissen ermöglichte es ihm am Samstag, Manuel Akanji zum Linksverteidiger zu ernennen - und einen Posten umzubesetzen, auf den Kapitän Schmelzer jahrelang wie selbstverständlich ein Abo hielt.
Zorc gibt Stöger Rückendeckung
Für seine Maßnahme erhielt Stöger die Rückendeckung seines Sportdirektors, der die Entscheidung "natürlich" mittrug, wie er in verschiedenen Interviews erläuterte. "Im Moment geht es nur um die Champions-League-Qualifikation", sagt Zorc. Er hätte auch ergänzen können: Auf Einzelschicksale kann dabei keine Rücksicht genommen werden.