Bundesliga

Kovac zum Wechsel: "Sie können mir glauben oder nicht"

Frankfurts Trainer hatte Ausstiegsklausel für CL-Klubs

Kovac zum Wechsel: "Sie können mir glauben oder nicht"

Im Fokus: Frankfurts Trainer Niko Kovac.

Im Fokus: Frankfurts Trainer Niko Kovac. imago

Der 46-jährige Fußballlehrer widerspricht Berichten, wonach es schon vor Wochen Gespräche mit den Bayern und eine Einigung gegeben hätte. "Die Bundesliga ist ein Dorf", sagt Kovac. Und wie das in einem Dorf so ist, hört man natürlich allerhand Gerüchte. "Ich habe viele Freunde um mich herum, die sagen, Niko, was wäre, wenn? Ich habe Signale wahrgenommen, aber von anderen Personen", erzählt der Coach.

Entsprechend habe er sich gedanklich schon länger damit ausgesetzt, wie er reagieren würde, sollte ihn der FC Bayern tatsächlich eines Tages kontaktieren. "Es ist normal und menschlich, dass sich jeder Gedanken macht, was wäre, wenn… Gedanklich habe ich mich schon damit auseinandergesetzt. Die Leistung von mir und meiner Mannschaft hat darunter aber überhaupt nicht gelitten", meint Kovac.

Weiter führt er aus: "Die Entscheidungsfindung war ein langer Prozess, der über Wochen, Monate und Jahre gegangen ist. Die Entscheidung ist dann relativ einfach. Die Bayern sind ein Weltklub. Dort irgendwann mal in Betracht gezogen zu werden, überhaupt einmal die Chance zu bekommen, diese Chance ist sehr, sehr gering. Die Möglichkeit, die sich mir an dem Tag geboten hat, die musste ich wahrnehmen", hebt Kovac hervor. Seine beiden Verträge in Frankfurt hätte er angenommen, ohne auch nur einmal nachzuverhandeln; genauso sei es jetzt bei den Bayern gewesen. Unterschrieben habe er in München aber noch nicht.

Ausstiegsklausel für Champions-League-Klub

Dass er eines Tages mal ganz nach oben kommen könnte, daran hat er schon seit Jahren geglaubt. "Ich habe im Dezember 2016 verlängert - mit der Klausel, dass ich den Klub vor Beendigung des Vertrages verlassen kann, falls ein Klub aus der Champions League kommt", berichtet Kovac. Er bekräftigt: "Meine Erwartungshaltung an mich selbst ist eine hohe. Ich war von mir persönlich überzeugt, dass ich es im Zusammenspiel mit der Mannschaft schaffen könnte, für Klubs aus diesen Bereichen interessant zu werden. Deswegen habe ich damals diese Klausel reinsetzen lassen." Konsequenterweise wohnt er bis heute im Hotel, gewissermaßen wartete Kovac die ganze Zeit auf den Absprung. Was natürlich legitim ist.

Die Bayern wollten das Viertelfinale abwarten. Die sind auch nicht von gestern, die warten ja auch, bis das in trockenen Tüchern ist. Stellen Sie sich mal vor, die fliegen gegen Sevilla raus, was dann dort im Busch ist.

Niko Kovac

Nach kicker-Recherchen hat sich der Trainer allerdings schon vor Wochen auf eine Zusammenarbeit mit den Bayern geeinigt. Thomas Tuchel hatte dem Meister am 23. März mitgeteilt, dass er als Trainer nicht zur Verfügung stehen wird. Dass die Bayern anschließend bis zum 12. April gewartet haben sollen, um auf Kovac zuzugehen, ist unglaubwürdig und entspricht auch nicht der Wahrheit. Der kicker hat Kovac damit konfrontiert, seine Reaktion: "Die Bayern wollten das Viertelfinale abwarten. Die sind auch nicht von gestern, die warten ja auch, bis das in trockenen Tüchern ist. Stellen Sie sich mal vor, die fliegen gegen Sevilla raus, was dann dort im Busch ist. Ich verstehe Ihre Denkweise, es ist absolut legitim, dass Sie so denken. Aber Sie müssen auch meine akzeptieren beziehungsweise wahrnehmen, und all diese Punkte, die sprechen für sie, aber auch für mich. Sie können mir glauben oder nicht."

Nicht in einer Schublade mit Dembelé oder Aubameyang

Recht hat der künftige Bayern-Trainer freilich, wenn er hervorhebt, keinen Vertrag gebrochen zu haben. In eine Schublade mit Streik-Profis wie Ousmane Dembelé oder Pierre-Emerick Aubameyang will er sich nicht stecken lassen. Das wäre auch ein böswilliger und absurder Vorwurf. "Ich gehöre nicht zu dieser Spezies, da ich die Klausel in meinem Vertrag hatte", betont Kovac und hebt hervor: "Die Bayern sind das Nonplusultra für jeden Spieler, aber auch für jeden Trainer." Außerdem verweist er auf seine Familie, die in München und Salzburg zu Hause ist. Das habe bei seiner Entscheidung auch eine gewichtige Rolle gespielt.

Julian Franzke