Bundesliga

Kovac musste diese Chance ergreifen

Kommentar zum Bayern-Wechsel des Eintracht-Trainers

Kovac musste diese Chance ergreifen

Schloss erst kürzlich eine lebenslange Eintracht-Mitgliedschaft ab: Niko Kovac.

Schloss erst kürzlich eine lebenslange Eintracht-Mitgliedschaft ab: Niko Kovac. imago

Es war ein Eiertanz, den Niko Kovac rund um Ostern aufführte. "Ich habe in Frankfurt bis 2019 Vertrag. Und wenn nichts dazwischen kommt, werde ich bis 2019 hier arbeiten", sagte der Trainer am Karfreitag. Fünf Tage später bekräftigte er: "Es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln, dass ich im nächsten Jahr hier Trainer bin." Nur einen Atemzug später entwertete er diese Aussage jedoch wieder, indem er äußerte, er wisse nicht, "was morgen passiert. Stand jetzt bin ich bis 2019 hier."

Kovac wird zwar nicht vertragsbrüchig, aber...

Trotz dieser Hintertürchen fühlen sich viele Eintracht-Fans getäuscht und grollen vor Ärger - jetzt da Kovacs Wechsel zum FC Bayern feststeht, über den die "Bild" am Donnerstagabend zuerst berichtet hatte. Ausgerechnet Kovac, der erst kürzlich eine lebenslange Mitgliedschaft bei der Eintracht abschloss, gerne von Moral und Demut spricht, die Auswüchse im Profigeschäft anprangert und noch am 22. Januar in einem kicker-Interview erklärte: "Inzwischen zählt ein Fünfjahresvertrag genauso wenig wie ein Halbjahresvertrag. Das ist sehr bedenklich." Die Enttäuschung und der Zorn der Anhänger sind verständlich.

Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
72
2
FC Schalke 04 FC Schalke 04
52
3
Borussia Dortmund Borussia Dortmund
51
Trainersteckbrief Kovac
Kovac

Kovac Niko

Nüchtern betrachtet muss man jedoch feststellen, dass der Kroate nicht vertragsbrüchig wird, da er lediglich von seiner Ausstiegsklausel in Höhe von 2,2 Millionen Euro Gebrauch macht. Er hätte mit dem Thema Bayern München in der Öffentlichkeit aber besser umgehen können. Wer hätte es ihm verübelt, wenn er von Anfang an klipp und klar gesagt hätte, dass kaum ein Trainer der Welt "Nein" sagt, wenn ein Klub der Kategorie Bayern München anfragt. Stattdessen war er sichtlich darum bemüht, das Hintertürchen so klein wie nur irgendwie möglich zu halten. Das tat er wahrscheinlich in der hehren Absicht, keine Unruhe aufkommen zu lassen. Genau das Gegenteil ist jetzt der Fall.

Kovac weiß: Der große Hype um seine Person kann schnell wieder verfliegen

Ungeachtet dessen musste Kovac diese Chance ergreifen. Er war schon als Spieler von unbändigem Ehrgeiz getrieben und arbeitete sich Schritt für Schritt nach oben. Mit dem Wechsel zum FC Bayern, für den er von 2001 bis 2003 spielte, ist er nun auch als Trainer an der Spitze angekommen. Womöglich wäre diese Chance nie wiedergekommen. In Frankfurt wird es extrem schwer, die aktuellen Erfolge zu bestätigen. Unabhängig davon, wer Trainer ist, wäre es keine Überraschung, würde die Eintracht 2018/19 ins gesicherte Mittelfeld zwischen Platz acht und zwölf abrutschen. Das weiß natürlich auch Kovac. Der große Hype, der Zauber, der um seine Person entstanden ist, kann schnell wieder verfliegen. Und ob sich dann noch einmal das Tor zur völlig anderen Welt des FC Bayern geöffnet hätte?

kicker-Redakteur Julian Franzke

kicker-Redakteur Julian Franzke kicker

Die Eintracht trifft die Trainerdebatte ausgerechnet in der heißen Saisonphase mit voller Wucht. Kaum auszudenken ist, welche Unruhe im Stadtwald erst losbrechen würde, sollte Frankfurt am Samstag in Leverkusen verlieren und auch das Pokalspiel auf Schalke nächsten Mittwoch in den Sand setzen. Die Hessen müssen höllisch aufpassen, nach dieser bislang überraschend erfolgreichen Spielzeit am Ende nicht mit langen Gesichtern dazustehen.

Bobic muss nun beruhigend wirken - und einen geeigneten Trainer finden

Fredi Bobic steht nun vor einer gleich in zweierlei Hinsicht schwierigen Aufgabe. Einerseits muss der Sportvorstand nach innen und nach außen beruhigend wirken und die Wogen glätten, andererseits gilt es, einen Trainer zu finden, der die großen Fußstapfen, die Kovac hinterlässt, ausfüllen kann. Das ist die ungleich schwierigere Herausforderung. Kovac war für Eintracht Frankfurt ein Glücksfall.

Julian Franzke

Die Verträge der Trainer