Bundesliga

Freiburg: Wehe, wenn es auch bei Standards klemmt

Der SC ist wie kein anderer Klub auf ruhende Bälle angewiesen

Freiburg: Wehe, wenn es auch bei Standards klemmt

Es klemmt: Freiburg ist auf Standards und Nils Petersen angewiesen.

Es klemmt: Freiburg ist auf Standards und Nils Petersen angewiesen. imago

15 der 26 Freiburger Saisontore fielen nach Standardsituationen, sieben nach Eckbällen, zwei nach Freistößen und sechs durch Elfmeter. Das entspricht einem Anteil von 58 Prozent und stellt den Liga-Spitzenwert dar. In der Rückrunde ging gar zwei Drittel der neun Treffer ein ruhender Ball voraus, einen höheren Anteil weist auch in diesem Zeitraum kein anderer Bundesligist aus.

Was einerseits eine große Stärke ist, bringt andererseits natürlich auch eine große Abhängigkeit mit sich. So entsprangen auch drei der jüngsten vier Torerfolge aus Standardsituationen. Das Fatale daran: Diese vier Treffer erstrecken sich auf acht Partien. "Sie brauchen nur zu schauen, wie viele Tore wir geschossen haben und wer bei uns die Tore erzielt. Dann wissen Sie alles", kommentierte Streich am Wochenende ernüchtert die bisherige Saisonbilanz. Nur der HSV netzte mit 23 Toren bisher weniger ein als der SC.

Mit dem zweiten Teil seiner Aussagen spielte der Freiburger Coach auf die 13 Saisontreffer von Nils Petersen an. Die für den Torjäger persönlich herausragende Bilanz zeigt die nächste Abhängigkeit auf. Er zeichnet für die Hälfte der bisherigen Tore verantwortlich, erzielte die letzten drei Tore. Beim 1:2 gegen Stuttgart ein Traumtor aus dem Spiel heraus, einige Wochen davor in Hoffenheim (1:1) und gegen Bremen (1:0) traf er vom Punkt.

Wenn er wie gegen Wolfsburg am Samstag allerdings aus elf Metern scheitert, verdoppelt sich das Unglück für den Sport-Club. Kein Petersen-, kein Standardtor. Dann geht derzeit gar nichts. "Wir waren bei neun Eckbällen nur einmal gefährlich, das war schlecht", wurde Streich nach der Niederlage gegen den VfL deutlich. "Wir haben es geübt, aber den Ball nicht da hingekriegt, wo wir es wollten. Das wäre ein Mittel gewesen, wir hatten genug Freistöße und Ecken, waren aber nicht gefährlich. Wenn das auch noch fehlt - es war bisher unsere große Stärke - dann wird es schwierig."

Streichs Fazit ist wenig hinzuzufügen. Die Spieler stehen in der Pflicht, es wieder besser zu machen und ungeachtet des nach wie vor hohen Anteils nach ruhenden Bällen die absoluten Trefferzahlen zu steigern. Zumal es unwahrscheinlich ist, dass es an mangelnder Vorbereitung liegt. Freiburgs Co-Trainer Lars Voßler ist als anerkannter Experte seit Jahren ein Hauptgrund für die Freiburger Standardstärke und referierte vor der WM 2014 gar für den DFB-Trainerstab um Joachim Löw über sein Spezialgebiet. Das lohnte sich. Deutschlands Titel in Brasilien fußte auch auf wichtigen Standardtoren.

Carsten Schröter