Bundesliga

Kommentar zur 28. Meisterschaft: Wer soll mit diesen Bayern nur Schritt halten?

Kommentar von Mounir Zitouni

Wer soll mit diesen Bayern nur Schritt halten?

19 Siege in 22 Bundesligaspielen: Jupp Heynckes.

19 Siege in 22 Bundesligaspielen: Jupp Heynckes. imago

Ein Kommentar von kicker-Redakteur Mounir Zitouni

Der Unterschied zwischen den Münchnern und dem Rest der Liga ist mittlerweile einfach nur noch frappierend. Die Bayern sind Lichtjahre von der deutschen Konkurrenz entfernt. Der zehnjährige fußballinteressierte Knirps erinnert sich schon gar nicht mehr, dass es auch einen anderen deutschen Meister als den FCB geben kann, 2012 gelang das Dortmund zum letzten Mal. Seitdem gewinnen die Münchner den Titel im Abonnement.

Am Samstag machten sie die sechste deutsche Meisterschaft infolge klar und derzeit ist nicht erkennbar, was und wer den FC Bayern daran hindern sollte, dass der Klub 2022 nicht auch die zehnte Meisterschaft hintereinander feiern sollte. In Augsburg fertigte das Münchner Team den Gegner mit 4:1 locker ab, währenddessen die besten Spieler auf der Bank saßen oder gar nicht erst dabei waren. Wer soll mit diesen Bayern nur Schritt halten?

Angesichts der fußballerischen Qualität im Kader des deutschen Rekordmeisters gibt es ja nicht wenige Hobbytrainer in dieser Republik, die behaupten, auch sie würden dieses Ensemble von Stars und Sternchen zu nationalem Ruhm führen. Dass es aber auch gewisser Fähigkeiten bedarf, um das Potenzial des Luxus-Kaders auszureizen, zeigte sich im Spätsommer 2017, als Carlo Ancelotti den Zugang zu dieser Mannschaft verlor. Fehlende Hierarchie im Team, ein unausgewogenes Training und schlichtweg rätselhafte Aufstellungen gepaart mit schlechten Spielen ließen die Verantwortlichen handeln.

Nach dem 0:3 in Paris Ende September war Schluss. Ancelotti musste gehen und es kam zu der überraschenden wie wundersamen Rückkehr des Josef H. Fünf Punkte Rückstand hatte das Team am 1. Oktober auf Borussia Dortmund, als es mühsam ein 2:2 aus der Hauptstadt aus Berlin mit nach München brachte. Was Heynckes ab da aus dieser Mannschaft holte, ist schlichtweg beeindruckend. Von 22 Bundesligaspielen gewann das Team 19, dazu gab es ein Remis sowie zwei Niederlagen.

Heynckes machte stotternden Ferrari wieder flott

Heynckes machte aus dem stotternden Ferrari wieder ein voll funktionsfähiges Edel-Gefährt, das die Konkurrenz um Längen hinter sich ließ. Für die Bayern war das Engagement des Ruheständlers ein Glücksgriff. Denn er holte das aus der Mannschaft, was in ihr steckte. Klingt einfach, kann aber kompliziert sein. Doch die Heynck'schen Maßnahmen im Umgang mit den Spielern, beim Training wie auch bei der Aufstellung fruchteten sofort. Sechs Monate nach Amtsantritt ist festzustellen: Alle wichtigen Akteure wurden unter Heynckes besser.

Er holte Arturo Vidal aus einem Loch, stärkte Sven Ulreich, James oder Franck Ribery, setzte auf Mats Hummels und Jerome Boateng in der Abwehr, beorderte Javi Martinez ins defensive Mittelfeld. Reparaturmaßnahmen, die sich als äußerst effektiv und gewinnbringend erwiesen. Dabei half ihm ein optimal funktionierendes Werkstatt-Team um Co-Trainer Peter Hermann, der im September von Fortuna Düsseldorf losgeeist worden war, Herrmann Gerland, der die leitende Stelle im Nachwuchsleistungszentrum aufgab und Fitnesstrainer Holger Broich, dessen Verantwortungsbereich unter Heynckes vergrößert wurde

kicker-Redakteur Mounir Zitouni

kicker-Redakteur Mounir Zitouni kicker

Die zentrale Figur: Jupp, der Baumeister

Die zentrale Figur für den Erfolg ist und bleibt aber Heynckes. Jupp, der Baumeister. Bayern München ist ihm zu Dank verpflichtet, wohl wissend, dass der nationale Titel angesichts des Klubbudgets und Spielermaterials ein Muss ist. Rückblickend währte der Traum von einem spannenden Titelkampf nur sechs Wochen lang. Mit Heynckes kehrte auch die große Eintönigkeit zurück.

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nennt die Meisterschaft gerne auch den "ehrlichsten Titel". Der "langweiligste" würde es eher treffen. Aber das ändert nichts daran, dass Spieler wie Trainer ein fantastisches halbes Jahr gespielt haben. Es ist nicht ihre Schuld, dass die Konkurrenten nicht titelfähig sind. Der FC Bayern hat deshalb mehr als verdient seine 28. deutsche Meisterschaft gewonnen. Glückwunsch!

Der Weg des FC Bayern zur Meisterschaft