Bundesliga

Aktionsspieltag: "Strich durch Vorurteile" - Kevin-Prince Boateng: "Es ist völlig egal, woher man kommt"

Aktionsspieltag: "Strich durch Vorurteile"

Boateng: "Es ist völlig egal, woher man kommt"

Nach DFL-Boss Christian Seifert bietet die Bundesliga den Menschen "einen gemeinsamen Bezugspunkt".

Nach DFL-Boss Christian Seifert bietet die Bundesliga den Menschen "einen gemeinsamen Bezugspunkt". imago

Seifert: "Bundesliga ist der letzte große Bezugspunkt"

Der Presseraum in der Commerzbank-Arena war gut gefüllt, als am Donnerstag DFL-Boss Christian Seifert, Eintracht-Vorstand Axel Hellmann, Kevin-Prince Boateng und Stefan Kiefer, Vorstandsvorsitzender der DFL-Stiftung, den Aktionsspieltag "Strich durch Vorurteile" präsentierten. Am 27. Spieltag soll ein deutliches Signal gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus gesetzt werden. Begleitet wird der Aktionsspieltag von TV-Spots mit Boateng und den beiden Paten der DFL-Stiftung, Naldo und Neuer. Genutzt werden soll der Aktionsspieltag auch dazu, die sozialen Projekte der Profiklubs stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken und besser zu vernetzen. Dazu wurde die Internetplattform www.klicke-gemeinsames.de ins Leben gerufen, wo die Klubs eines ihrer sozialen Projekte vorstellen. Insgesamt engagieren sich die DFL Stiftung und die 36 Profiklubs jährlich in 430 gemeinnützigen Projekten.

"Wer sich in der Welt umsieht, wird zu dem Schluss kommen, dass es uns in Deutschland im Vergleich zu vielen anderen Ländern sehr, sehr gut geht. Man darf aber nicht die Augen davor verschließen, dass insbesondere in letzter Zeit gewisse Entwicklungen im Gange sind, auf die man zumindest achten muss. Man hat den Eindruck, dass Dogmatiker und Populisten vielleicht wieder eine größere Bühne bekommen. Die Bundesliga ist prädestiniert wie wenige andere Institutionen, ein Zeichen zu setzen", sagt Seifert und erklärt: "Die Bundesliga ist vielleicht der letzte große Bezugspunkt. Sie schafft etwas, was Parteien und Kirchen häufig nicht mehr schaffen. Sie bietet den Menschen unabhängig von Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung und Religion einen gemeinsamen Bezugspunkt. Deutlich zu machen, dass dieser gemeinsame Bezugspunkt nur erhalten bleiben kann, wenn man Vorurteile gar nicht erst zulässt, kann und sollte die Liga sehr deutlich unterstreichen. Es ist der richtige Zeitpunkt, ein klares Signal zu setzen." Und Eintracht-Vorstand Axel Hellmann ergänzt: "Die Bundesliga hat als letzte große Klammer eine besondere Funktion. Die haben Bundesligaklubs in ihren Regionen und bei ihren Anhängern auch. In Zeiten, in denen man sehr, sehr wachsam sein muss, welche Tendenzen sich entwickeln, haben die Bundesligaklubs eine ganz besondere Verantwortung: Haltung zu zeigen. Frankfurt und die Region Rhein-Main stehen für große Weltoffenheit und Internationalität, demzufolge sind unsere Engagements darauf ausgelegt, Barrieren abzubauen." Konkret hat die Eintracht in Kooperation mit ihrem Sponsor Deutsche Börse AG ein Projekt initiiert, um die sich gegen Kinderarmut einsetzende Arche Frankfurt zu unterstützen. Außerdem soll der 27. Spieltag in Frankfurt laut Hellman nicht der letzte Aktionsspieltag in dieser Saison bleiben.

Boateng will Vorbild sein und "den Kindern zeigen, dass es völlig egal ist, woher man kommt"

Kevin-Prince Boateng

Eintracht Frankfurts Kevin-Prince Boateng auf der Pressekonferenz zum Aktionsspieltag. imago

Boateng unterstützt die Aktion "Strich gegen Vorurteile". Als Vorkämpfer gegen Rassismus ist er dazu geradezu prädestiniert. "Ich will gerne helfen. Wir Fußballer sind die größten Vorbilder; wenn man allein unsere Mannschaft in Frankfurt sieht: Die unterschiedlichen Länder, Kulturen und Religionen – es ist vorbildlich, wie wir damit umgehen. Niemanden interessiert, woher jemand kommt oder welche Sprache jemand spricht. Ich möchte vorangehen und den Kindern zeigen, dass es völlig egal ist, woher man kommt. Es darf einfach nicht sein, dass jemand wegen seiner Hautfarbe, seiner Religion oder seiner Sexualität ausgegrenzt und beleidigt wird", bekräftigt der Mittelfeldspieler, der erst vor wenigen Tagen zu einem Austausch über Rassismus bei den Vereinten Nationen in Genf zu Gast war. 2013 hatte er dort eine vielbeachtete Rede gegen Rassismus gehalten. "Sie haben mich eingeladen, um ein bisschen zur reden und reinzuhören, ob sich im Fußball etwas verändert hat, wie ich mich fühle, was man besser machen könnte. Wir haben ein paar Ideen für das nächste und übernächste Jahr", berichtet Boateng. Der 31-Jährige erläutert: "Mein Vorbild war Muhammed Ali. Nicht durch das Boxen, sondern durch das, für was er sich eingesetzt hat: für Menschlichkeit. Ich möchte auch vorangehen und ein Vorbild sein."

Stiftungschef Stefan Kiefer freut sich über diese klare Haltung und erklärt: "85 Prozent der Bevölkerung schreiben den Spitzensportlern eine Vorbildfunktion zu. Es wird sehr genau beobachtet, was sie tun, gerade von jungen Menschen. Wenn Profis wie unser Stiftungspate Manuel Neuer, unser Integrationspate Naldo oder eben auch Kevin-Prince Boateng gemeinsam unmissverständlich ein Zeichen setzen, einen Strich machen durch Vorurteile, dann wird das wahrgenommen. Das bewegt etwas in den Köpfen der Menschen."

Julian Franzke