Bernd Hoffmann begründet sein Ziel, Präsident des HSV e.V. werden zu wollen, dieser Tage offen damit, dass er vor allem mehr Kompetenz im Aufsichtsrat für erforderlich hält, um den HSV wieder solide aufstellen zu können. Und nichts hätte den Wahlkampf des früheren Vorstandsvorsitzenden besser unterstützen können als der Versuch einzelner Räte, Heribert Bruchhagen zu entmachten. Dieser Vorgang zeigt einmal mehr: Das größte Problem des HSV ist der Aufsichtsrat, seit Jahren schon.
Es steht völlig außer Frage, dass sich zu Recht Kritik am Vorstandsvorsitzenden und auch an Sportchef Jens Todt entzündet. Aber: Bruchhagen wurde vom Aufsichtsrat erst vor rund einem Jahr verpflichtet und steht seitdem ziemlich genau für das, was jeder von ihm erwartet hat, der sich mit seiner jüngsten Vita eingehend auseinandergesetzt hat: Er kann hektische Situationen beruhigen, jedoch nicht mehr unbedingt Zukunftsvisionen entwickeln.
Dauerhafte Inkompetenz führt zwangsläufig zum Absturz
Das oberste Gremium des Vereins hätte wissen müssen, dass nach der erfüllten Rettungsmission Bruchhagens andere Kernkompetenzen gefordert sind, hat aber im Dezember ohne jede Not dessen Vertrag bis 2019 verlängert - zwei Monate bevor ein neuer Aufsichtsrat gewählt wird. Dieser soll am kommenden Dienstag berufen werden und muss dann mit einem Vorstandsvorsitzenden leben, dem ihm ein Gremium auf den letzten Metern seines Wirkens vor die Nase gesetzt hat.
Dass ihn nun Teile dieses Rates, wenige Wochen nach dieser Entscheidung und wenige Tagen vor der eigenen Abberufung, absetzen wollten, ist nicht mal mehr mit Galgenhumor oder Schadenfreude zu quittieren. Es ist der Beleg, dass dauerhafte Inkompetenz zwangsläufig zum Absturz führt.
Sebastian Wolff kicker