Bundesliga

Eintracht-Präsident Peter Fischer wiedergewählt - Appell gegen Fremdenfeindlichkeit

Frankfurt knackt die Marke von 50.000 Mitgliedern

Fischer wiedergewählt - Appell gegen Fremdenfeindlichkeit

Rede mit viel Applaus: Peter Fischer wurde als Eintracht-Präsident wiedergewählt.

Rede mit viel Applaus: Peter Fischer wurde als Eintracht-Präsident wiedergewählt. imago

Peter Fischer ist ein begnadeter Redner, das stellte er auf der Mitgliederversammlung einmal mehr unter Beweis. Mit Humor und launigen Sprüchen lockerte er die über fünfstündige und zuweilen zähe Veranstaltung ein ums andere Mal auf, stolz verkündete er die erst vor wenigen Tagen durchbrochene Schallmauer von 50.000 Mitgliedern. Als neuestes lebenslanges Mitglied konnte er sogar Trainer Niko Kovac auf der Bühne begrüßen.

Fischer blickte aber wie erwartet auch über den Tellerrand hinaus und erneuerte seine Kritik an der AfD, die er vor einigen Wochen in Interviews (FAZ, HR) geäußert hatte. "Ich habe gesagt, dass niemand bei Eintracht Frankfurt Mitglied sein kann, der die AfD wählt", leitete Fischer seine Rede zu dieser Thematik ein - und wurde prompt von donnerndem Applaus und Standing Ovations der meisten Mitglieder unterbrochen. "Ich bin der Überzeugung, dass ich nichts zurückzunehmen oder zu relativieren habe", bekräftigte Fischer und konstatierte: "Die ausgelöste Debatte und die heftigen Reaktionen bestimmter Kreise zeigen, dass wir uns für die Verteidigung der Werte unserer Gesellschaft ohne Wenn und Aber engagieren müssen. Offenkundig sind sie viel stärker in Gefahr, als es uns manchmal bewusst ist."

Eintracht Frankfurt - Vereinsdaten
Eintracht Frankfurt

Gründungsdatum

08.03.1899

Vereinsfarben

Rot-Schwarz-Weiß

mehr Infos
Eintracht Frankfurt - Die letzten Spiele
VfL Germania 94 Frankfurt VfL Germania 94 Frankfurt (A)
1
:
13
FC Alsbach FC Alsbach (A)
0
:
11
Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
50
2
Bayer 04 Leverkusen Bayer 04 Leverkusen
34
3
FC Schalke 04 FC Schalke 04
34

AfD-Wähler? "Prüft euch selbst"

Der alte und neue Präsident erklärte, dass die politische Gesinnung der Mitglieder ebenso wenig wie das Wahlverhalten überprüft werde - was ohnehin nicht möglich ist - er forderte die AfD-Wähler unter den Eintracht-Mitgliedern aber dazu auf, sich "einer kritischen Selbstprüfung" zu unterziehen: "Prüft euch selbst, und prüft euch ehrlich, denn beides geht nicht zusammen." Darüber hinaus sagte Fischer: "Unsere Satzung legt dem aktiven Sport und dem Fan-Dasein ein Wertesystem zugrunde, zu dem man sich mit dem Beitritt bekennt. Keiner wird gezwungen, Mitglied bei Eintracht Frankfurt zu werden, wenn er dieses Wertesystem für sich nicht akzeptieren kann. Wenn er aber dem Verein beitritt, gibt er eine Selbstverpflichtung ab, diese Werte zu beachten."

Er verwies auf die "dunkelste Zeit" in Deutschland von 1933 bis 1945 und erklärte, dass die Werte und Ziele des Vereins wie Fairness oder die Integration ausländischer Mitglieder auf den daraus gezogenen Lehren fußen: "Wir verlegen immer wieder Stolpersteine, um an unsere verfolgten und ermordeten Mitglieder zu erinnern. Wir verlegen aber auch Stolpersteine, um an die Mechanismen des Nazi-Regimes zu erinnern. Ich bin stolz, Präsident eines Vereins zu sein, der diese Lehren gezogen hat - und der seiner Satzung ein Wertesystem zugrunde legt, das klar sagt: Wehret den Anfängen von Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus!"

99 Prozent für Fischer

In diesem Kontext verwies er auf Paragraph 14 der Vereinssatzung. Darin steht: "Der Ausschluss eines Mitglieds aus dem Verein kann von jedem ordentlichen Mitglied bei dem Präsidium beantragt werden. Der Ausschluss kann nur bei vereinsschädigendem Verhalten besonderer Schwere, insbesondere bei Fällen von Diskriminierung, Rassismus und Gewalt, erfolgen." Daraus folgert Fischer: "Der Sport in diesem Verein ist ganz und gar nicht unpolitisch, er ist zwar parteipolitisch neutral, aber nur insoweit, als es sich um Parteien handelt, deren Weltanschauung in Einklang mit den Werten unseres Vereins steht." Nach Fischers Rede, die mit tosendem Beifall und erneuten Standing Ovations endete, ergriffen auch mehrere Mitglieder das Wort und schworen die Anwesenden in der Wolfgang-Steubing-Halle auf den Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus ein.

Erst rund fünf Stunden nach Beginn der Veranstaltung kam es zur Abstimmung über das Amt des Präsidenten. Da es anders als vor drei Jahren keinen Gegenkandidaten gab, stellte sich bloß die Frage, mit welcher Mehrheit Fischer im Amt bestätigt werden würde. Die Antwort: mit über 99 Prozent. Von den 654 anwesenden Mitgliedern stimmten lediglich sechs gegen Fischer, fünf enthielten sich. Damit verlängert sich Fischers seit 2000 währende Präsidentschaft um vier Jahre bis 2022.

Julian Franzke