Bundesliga

Nils Petersen, Angreifer des SC Freiburg: "Ein Museum hat mir Eintrittskarten geschickt"

Freiburgs Torjäger über seinen Bildungsdenkanstoß und die sportliche Lage

Petersen: "Ein Museum hat mir Eintrittskarten geschickt"

Die Aussagen zu seinem Bildungsanstoß sorgten für Wirbel: Freiburgs Angreifer Nils Petersen.

Die Aussagen zu seinem Bildungsanstoß sorgten für Wirbel: Freiburgs Angreifer Nils Petersen. imago

Aus Freiburgs Trainingslager in Sotogrande berichtet Carsten Schröter

kicker: Nils Petersen, haben Sie in dieser kurzen Winterpause abschalten können oder wieder viel Fußball geschaut?

Spielersteckbrief Petersen
Petersen

Petersen Nils

SC Freiburg - Vereinsdaten
SC Freiburg

Gründungsdatum

30.05.1904

Vereinsfarben

Weiß-Rot

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Streich

Streich Christian

Bundesliga - 18. Spieltag
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Petersen: Beides. So kurz war die Pause noch nie. Aber ich habe jeden freien Tag genossen. Ich war mit meinem Vater und meiner Schwester zwei Tage in England, da haben wir uns Arsenal gegen Liverpool und West Ham gegen Newcastle angeschaut. Wenn man sieht, wie es da zugeht, weiß man unsere Pause zu schätzen. Man braucht es, wenigstens ein paar Tage abzuschalten. Und in diesem Fall verliert man in der kurzen Zeit nicht so viel. Ich versuche das positiv zu sehen.

kicker: Bis in die Winterpause hinein wurden Ihre Aussagen in einem Interview im Focus Anfang Dezember, wonach Sie salopp gesprochen, seit zehn Jahren verblödeten und die Fußballer in ihrer oberflächlichen Branche allgemein nicht so belesen seien, diskutiert. Hat Sie diese heftige Resonanz überrascht?

Petersen: Es hat mich brutal überrascht, dass es überhaupt solche Wellen geschlagen hat. Zum Glück war es ein echt positives Feedback. Ich habe unheimlich viele Bücher zugeschickt bekommen, Mails, Einladungen, Gutscheine. Ein Museum in Mecklenburg-Vorpommern hat mir Eintrittskarten geschickt. Die Leute haben das detailliert gelesen - ich lese ja auch viel, aber gehe nicht auf alles ein - und fanden das wahrscheinlich spannend. Es war zwar auch ein bisschen Ironie in der Geschichte, aber es ist gut, dass viel drüber diskutiert wird. Es war ein kleiner Denkanstoß. Ich wollte damit ja auch niemanden attackieren. Wir haben viele intelligente Jungs in der Liga und bei uns in der Mannschaft.

kicker: Und jeder Profifußballer hat genug Zeit und die Freiheit, sich selbst weiterzubilden.

Petersen: Das stimmt natürlich. Und es hat auch jemand gesagt, wir haben nicht den finanziellen Druck, das stimmt genauso. Während der Karriere geht es uns meistens gut, aber wir werden eben auch viel auf den Fußball reduziert. Deshalb studiere ich ja auch nebenbei. Ich wollte damit einfach nur zum Ausdruck bringen, dass viele andere Leute viel mehr zu bieten haben und viel mehr können. In der Schule war ich ein Durchschnittsschüler und spiele seit zehn Jahren nur Fußball. Und alle anderen bilden sich weiter, haben eine Ausbildung oder studieren. Dass das bei uns zu kurz kommt, finde ich ein bisschen schade. Ich habe ja keinen Vergleich, wo andere stehen.

Ich mache ein stupides, langweiliges BWL-Fernstudium

Nils Petersen

kicker: Was studieren Sie?

Petersen: Ich mache ein stupides, langweiliges BWL-Fernstudium. Ich ärgere mich selbst, dass ich das Thema ausgesucht habe. Ich habe gemerkt, dass es mir zu trocken ist. Aber ich ziehe es ein Jahr als Weiterbildung durch und dann mache ich das, was mir Spaß macht.

kicker: Im Moment macht Ihnen vor allem das Fußballspielen Spaß. Letztes Jahr stiegen Sie zum besten Joker der Ligahistorie auf, nun treffen Sie auch als Startelfspieler regelmäßig und sind auch spielerisch ein echter Anführer auf dem Platz. Wunschlos glücklich?

Petersen: Schon. Es war nach meiner letztjährigen Jokersaison nicht abzusehen, dass ich nun – leider aufgrund von Verletzungen – viele Spiele von Beginn an mache und regelmäßig treffe, gerade hinten raus in der Hinrunde. Am Anfang war es nicht so erfolgreich, da braucht man nicht drumherum zu reden. Am Ende stimmt aber die Quote und das ist natürlich für jeden Stürmer schön. Es ist auch als Mannschaft wichtig, dass wir sehen, wir können den Verlust von Flo (Florian Niederlechner, fällt mit Bruch der Kniescheibe lange aus, Anm. d. Red.) irgendwie auffangen. Und sind dann vielleicht noch stärker, wenn er wieder zurückkommt, weil wir mehr Alternativen haben.

Es darf nicht sein, dass die anderen Teams sich freuen, wenn der Mannschaftsbus des SC Freiburg vorfährt.

Nils Petersen

kicker: Ist der SC gewappnet für den Abstiegskampf?

Petersen: Wir haben uns wieder zu einem unangenehmen Gegner gemausert. Das ist gut für uns, dass wir selber wieder wissen, wir sind eklig zu spielen und können überall bestehen. Eine Zeitlang war uns dieses Selbstverständnis ein Stück weit abhandengekommen. Die Diskrepanz zwischen unserer Heimstärke und Auswärtsschwäche müssen wir loskriegen, sonst wird es schwer in der Bundesliga. Es darf nicht sein, dass die anderen Teams sich freuen, wenn der Mannschaftsbus des SC Freiburg vorfährt. Wir haben zu oft die Heimteams beschenkt. Andererseits gibt es an unseren Leistungen zu Hause nichts auszusetzen. Es wird schwer genug, drei Mannschaften hinter uns zu lassen, auch wenn wir uns im Dezember zum Glück ein bisschen Luft verschafft haben.

kicker: Mit welchem Gefühl starten Sie in die Rückrunde?

Petersen: Ich freue mich auf die Rückrunde mit den Jungs. Einige mit wenig Bundesligaerfahrung, wie Yoric Ravet, Tim Kleindienst oder Caleb Stanko, haben sich in den Vordergrund gespielt und ihren Teil zu den Erfolgen beigetragen. Mit ihnen haben wir etwa das Spiel in Köln gedreht. Man muss den Hut ziehen, was wir mit dieser unerfahrenen Mannschaft bewegt haben und, dass wir aktuell vier Punkte vor der Abstiegszone liegen. Ich glaube schon, dass wir bei vielen abgeschrieben waren, gerade nach dem 1:3 in Wolfsburg.

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