Bundesliga

Schmidt: Der Gomez-Abgang "ist die beste Lösung"

Wolfsburgs Trainer über den Abschied seines Kapitäns

Schmidt: Der Gomez-Abgang "ist die beste Lösung"

Sieht den Abgang seines Topstürmers gelassen: VfL-Coach Martin Schmidt.

Sieht den Abgang seines Topstürmers gelassen: VfL-Coach Martin Schmidt. imago

Aus Wolfsburgs Trainingslager in Marbella berichtet Thomas Hiete

Thema Gomez: Für die Öffentlichkeit kam der Abgang des Nationalstürmers nach Stuttgart überraschend, für Schmidt logischerweise nicht. "Es war eine längere Entscheidungsfindung. Nach Abwägung aller Informationen haben wir uns für den Transfer entschieden. Es ist eine Lösung, die von der sportlichen und marktwirtschaftlichen Seite die beste ist." Vorher lag der Fokus vieler auf Gomez, das verteilt sich nun auf mehrere Schultern. Das habe Schmidt auch schon in der Hinrunde während der mehrwöchigen Verletzungspause des 32-Jährigen festgestellt. "Ich habe nie Angst, dass niemand nachkommt, wenn ein Kopf geht. Das war in Mainz an der Tagesordnung." Deswegen ist der Trainer überzeugt: "Wir werden das kompensieren, ich habe Vertrauen in die Führung und den Kader." Externen Ersatz fordert Schmidt nicht. "Positionstechnisch bin ich wunschlos glücklich. Die Figur Gomez, die die Aufmerksamkeit des Gegners auf sich zieht, wird uns sicher fehlen. Er ist ein sportlicher Verlust, ich glaube aber, wir sind jetzt schwieriger auszurechnen, weil unser Spiel ein anderes wird."

Spielersteckbrief Origi
Origi

Origi Divock

Spielersteckbrief Brekalo
Brekalo

Brekalo Josip

Spielersteckbrief Arnold
Arnold

Arnold Maximilian

Thema Origi: Divock Origi gilt als erster Nachfolger als zentraler Stürmer, in der Hinserie musste der Belgier noch regelmäßig auf den Flügel ausweichen. "Er ist ein Neuner, jetzt kommt er wieder auf seine Position", sagt Schmidt. "Ich glaube, dass Divock in den letzten Wochen auf anderen Positionen gelernt hat, zu verteidigen, gegen den Ball zu arbeiten. Das wird ihn jetzt wieder weiterbringen. Das halbe Jahr war sehr lehrreich für ihn. Ich bin überzeugt, dass er bereit ist für diese Aufgabe."

Thema Kapitän: Auf einen Gomez-Nachfolger hat sich Schmidt noch nicht festgelegt. "Wir hatten hinter Mario eine klare Hierarchie. Einer daraus wird die Binde übernehmen, das ist nur eine kleine Verschiebung." Ignacio Camacho war der erste Stellvertreter des abgewanderten Stürmers, Paul Verhaegh der zweite, Schmidt hatte aber nach der Freistellung von Vorgänger Andries Jonker auch Maximilian Arnold zum Führungskreis hinzugezogen. Schmidt erklärt sein Vorgehen in den nächsten Tagen bis zur Entscheidung: "Wenn ein Kopf weggeht, sind hintendran die Majore. Jetzt ist es spannend zu beobachten, wer sich zeigt und aufdrängt. Ich schaue mir die Spieler an, ihr Verhalten, ihre Körpersprache. Die Hierarchien werden neu verteilt. Das lasse ich auf mich einwirken. Ich habe aber zwei, drei Spieler klar im Kopf. Eine Woche werde ich jetzt beobachten." Für Schmidt sei das Thema aber ohnehin eher nebensächlich. "Das ist für die Medien größer als für mich selber." Ein Ausschlusskriterium in der K-Frage gebe es nicht, so der Coach. "Es kann ein junger oder älterer Spieler sein, ein Torwart, ein Verteidiger oder wieder ein Stürmer."

Maximilian Arnold

Favorit auf das Amt als Kapitän: Maximilian Arnold. imago

Thema Arnold: Es gibt diverse Kandidaten auf das Kapitänsamt, Maximilian Arnold aber gilt als der Favorit. Für die Binde "fehlt ihm im Grunde genommen nichts", sagt Schmidt. "In der Kabine hat er ein gutes Wort. Er bringt sehr vieles mit, um diese Rolle ausfüllen zu können." Die Vertragsverlängerung Arnolds bis 2022, die der Spieler auch mit dem Vertrauen von Schmidt begründete, freut den Trainer. "Es ist schön, wenn sich ein Spieler für den Verein und auch für den Trainer entscheidet. Das habe ich gerne gelesen." Auf dem Platz freilich erwartet Schmidt von Arnold in Zukunft noch mehr, vor allem offensiv. "Max ist mir noch zu weit weg zum Tor, er muss in die Box, torgefährlicher werden."

Thema Abstiegskampf: 19 Punkte nach 17 Spielen, das ist viel zu wenig für den Anspruch der Niedersachsen. "Wir haben drei, vier Punkte zu wenig geholt. Jetzt gilt's, diese im Frühling aufzuholen, damit wir möglichst schnell ein Kandidat fürs Mittelfeld werden. Ein Kandidat für die Top 10, was unserem Ziel entspricht. Unser Weg der vergangenen Monate passt, das Spiel in Köln (0:1) hat nicht gepasst." Vom Existenzkampf will Schmidt trotz der bedrohlichen Lage aber eigentlich gar nicht reden. "Vor der Mannschaft thematisiere ich das nicht, ich spreche ohnehin lieber vom Klassenerhalts- statt vom Abstiegskampf. Es wird einen harten Kampf bis zum Ende geben, aber das gilt für die halbe Liga. Wenn wir so arbeiten wie in 14 von 15 Spielen, werden wir mit diesem Kampf nichts zu tun haben. Das Gesicht von Köln wollen wir nicht sehen." Was muss besser werden? "Wir brauchen Siege statt Unentschieden."

Thema Kader: Rückkehrer Josip Brekalo ist bislang der einzige Zugang. Schmidt ist angetan vom Flügelspieler, der die Wolfsburger Problemposition verstärken soll. "Josip hat ein Riesenpotenzial, er ist einer von denen, die unser Spiel verändern werden. Er ist sehr komplex, kann auf beiden Seiten spielen." Auf weitere Neuzugänge drängt der Trainer nicht. "Der Kader kann eher noch kleiner, kompakter werden. Ich kann aber sehr gut mit denen arbeiten, die wir haben." Gleichwohl hält der Klub die Augen weiter offen, schaut sich nach Außenbahnspielern um. Zuletzt bemühte sich Sportdirektor Olaf Rebbe um den Kroaten Marko Pjaca, der jedoch von Juventus Turin an Schalke 04 verliehen wird.

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