Bundesliga

Freiburgs Nils Petersen nach dem irren 4:3-Sieg im Kellerduell beim 1. FC Köln: "Die Krönung von Dortmund gegen Schalke"

Freiburgs Torjäger über das irre 4:3 in Köln

Petersen: "Die Krönung von Dortmund gegen Schalke"

Freiburgs Matchwinner Nils Petersen (li.) freut sich mit Yoric Ravet.

Freiburgs Matchwinner Nils Petersen (li.) freut sich mit Yoric Ravet. imago

Nils Petersen über...

...den spektakulären Nachmittag von Köln: "Ich bin gerade ein bisschen down, weil das Adrenalin nach dem Spiel abfällt. Die Emotionen sind hochgekocht, es war alles dabei. Die halbe Stunde Verspätung, die Ungewissheit, ob das Spiel überhaupt stattfindet, Schneechaos, 0:3 hinten, ein früher, auch verletzungsbedingter Wechsel, das Spiel war eigentlich schon verloren. Da hat keiner einen Pfifferling auf uns gesetzt und wir als Mannschaft haben auch nicht mehr daran geglaubt, dass wir vier Tore schießen können. Aber man sieht, was im Fußball möglich ist. Da hat mit dem 1:3 ein kleiner Kratzer in der Krone gereicht, dass der Tabellenletzte ins Rütteln kommt. Man dachte schon Dortmund gegen Schalke war legendär, aber das war für mich nochmal die Krönung dessen, weil es nicht selbstverständlich ist, dass ein Tabellen-17. so zurückkommen kann. Es ist keine einfache Situation mit diesem Druck im Abstiegskampf."

Erst als das Spiel schon verloren schien, kam so eine Leck-mich-am-Arsch-Mentalität, die hat uns gutgetan.

Nils Petersen

...die völlig verkorkste Anfangsphase, als das SC-Team nicht bereit schien, sich auf die äußeren Bedingungen einzustellen: "Es wäre zu leicht, es auf den Rasen und den Schnee zu schieben. Vielleicht haben wir uns zu schlecht vorbereitet, wir hatten ja noch eine halbe Stunde mehr Zeit. Da macht jeder sein Programm, um die Spannung hochzuhalten. Köln hat das offensichtlich besser hingekriegt. Wir sind gar nicht ins Spiel gekommen, da war für uns jeder Ball gefährlich. Vorne haben wir keinen Kopfball bekommen, ich auch nicht. Da hat man dem Gegner so ein bisschen signalisiert, gegen uns könnt ihr gewinnen, wir sind wieder Kanonenfutter wie in den letzten Auswärtsspielen auch. Erst als das Spiel schon verloren schien, kam so eine Leck-mich-am-Arsch-Mentalität, die hat uns gutgetan, wir haben uns gesagt, jetzt erst recht, jetzt spielen wir Fußball. Das hat ja dann geklappt."

...sein herrliches Volleytor zum 1:3 als Startsignal für die Aufholjagd: "Man hat ja auch die Reaktionen der Mitspieler auf der Bank gesehen, auf einmal war wieder ein positiver Gedanke da. Man merkt auch, dass das Stadion unruhig wird, wenn man als Tabellenletzter 3:0 führt und dann so etwas passiert. Dann mussten wir noch lange warten, um das Spiel zu kippen. Gerade noch rechtzeitig haben wir einmal clever einen Elfmeter rausgeholt und noch einen weiteren bekommen. Dann gehört noch ein bisschen Glück dazu, dass beide reingehen. Ich habe es schon anders erlebt."

...seine beiden Elfmeter mit den beiden verschossenen im Olympia-Finale 2016 und in der jüngsten Europa-League-Qualifikation im Hinterkopf: "Der erste ist der schwierigste, weil ich länger nicht mehr geschossen haben, in dieser Bundesliga-Saison noch gar nicht. Es gab auch eine klare Abstimmung mit Janik Haberer, der den letzten verwandelt hat, wenn er schießen will, soll er ihn schießen. Er sagte aber sofort, schieß' du. Und dann ist es nicht einfach. Wenn man zwei verwandelt hat, kann man hier locker stehen und sagen, zwei Elfmeter, die kann man mal machen. Aber du bist in dem Moment verantwortlich für den Ausgang, Unentschieden oder Niederlage, Punktgewinn oder Sieg. Der zweite war dann vom Kopf her einfacher."

Petersen: "Gefühlt immer nur eine kurze Pause nach guten Spielen"

...die Situation im Abstiegskampf: "Wenn man die anderen Ergebnisse sieht, können wir uns keineswegs auf unserem Sieg ausruhen. Aber mit sieben Punkte aus drei Spielen ist es doch ein Zeichen in die richtige Richtung. Als Mannschaft funktionieren wir gut und haben nun langsam auch die Ausfälle bestmöglich kompensiert, haben gesehen, dass wir taktisch variabel sein und auf Rückstände erfolgreich reagieren können. Jetzt geht es schon am Dienstag weiter, durch den Sieg freut man sich noch mehr darauf. Obwohl wir nach guten Spielen gefühlt immer nur eine kurze Pause haben und den Moment gar nicht richtig genießen können. Mit einem positiven Gefühl im Rücken lässt es sich aber leichter aufspielen."

Aufgezeichnet von Carsten Schröter

Bilder zur Partie 1. FC Köln - SC Freiburg