Bundesliga

Nagelsmann: "Fußball-Welt wünscht sich eine Krise von uns"

1899-Coach bevorzugt früheren Video-Beweis im Pokal

Nagelsmann: "Fußball-Welt wünscht sich eine Krise von uns"

Er würde die Erwartungshaltung rund um die TSG 1899 Hoffenheim gerne drosseln: Trainer Julian Nagelsmann.

Er würde die Erwartungshaltung rund um die TSG 1899 Hoffenheim gerne drosseln: Trainer Julian Nagelsmann. imago

Zu Beginn der Pressekonferenz kam die problematische Thematik der Innenverteidiger auf den Plan. Seit Wochen sei diese Position nur spärlich besetzt, so Nagelsmann. "Viel mehr Ausfälle gehen nicht." Weil gegen Gladbach am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) auch noch Benjamin Hübner wegen einer Gelbsperre passen muss, wird es richtig eng. Nagelsmann nimmt es gelassen: "Einer von den guten Jungen wird morgen auflaufen."

Gut möglich, dass es dabei auf Kevin Akpoguma hinausläuft. "Er war lange Zeit relativ weit weg von der ersten Elf, hatte nicht nur wegen der Verletzung Probleme", beschreibt Nagelsmann: "In den letzten drei Wochen hat er aber einen guten Sprung gemacht." Seine Auftritte gegen Wolfsburg (1:1) und im Pokal in Bremen (0:1) seien richtig gut gewesen. "Er hat sich selbst zu einer guten Alternative hochgearbeitet", stellt Nagelsmann klar.

Spielersteckbrief Wagner
Wagner

Wagner Sandro

Spielersteckbrief Hoogma
Hoogma

Hoogma Justin

Spielersteckbrief Akpoguma
Akpoguma

Akpoguma Kevin

Spielersteckbrief Gnabry
Gnabry

Gnabry Serge

Trainersteckbrief Nagelsmann
Nagelsmann

Nagelsmann Julian

Bundesliga - 10. Spieltag
mehr Infos
Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
23
2
Borussia Dortmund Borussia Dortmund
20
3
RB Leipzig RB Leipzig
19

Plädoyer für Geduld bei Hoogma

Anders ist die Lage beim erst 19-jährigen Justin Hoogma, der noch nicht so weit sei wie andere. "Er braucht noch längere Anpassungszeit", erklärte Nagelsmann, der speziell auf athletische Defizite hinwies. Die sinnige Begründung: "Wir geben ihm die Zeit. Als Trainer hat man auch die Verantwortung gegenüber dem Spieler. Ein Startelf-Einsatz ist nicht immer förderlich, nur dass er dann mal spielt. Es muss auch Sinn machen. Man wird medial schnell abgeschrieben, wenn man in der Bundesliga mal schlecht spielt. Da muss man Spieler auch schützen, auch wenn es ihnen mal weh tut."

Ja, wir wollen ja eigentlich Meister werden, da müssen wir uns sputen.

Julian Nagelsmann

Eine willkommene Option ist der zuletzt angeschlagene Wagner. "Es sieht gut aus, ich gehe davon aus, dass er spielen wird", so Nagelsmann. Ob seine Mannschaft endlich wieder dreifach punkten müsse angesichts von nur einem Sieg aus den letzten sechs Pflichtspielen (1/2/3)? "Ja, wir wollen ja eigentlich Meister werden, da müssen wir uns sputen", lachte Nagelsmann. Allgemein hoffe die regionale Presse doch nur auf so eine Situation. "Die Fußball-Welt wünscht sich eine Krise von uns", sagte der gebürtige Landsberger: "Man muss bei dem Ganzen aber die Erwartungshaltung überdenken."

Auch die Personalpolitik von Nagelsmann, das Fördern vieler junger Spieler, müsse berücksichtigt werden. "Es ist nicht selbstverständlich, dass wir als TSG Hoffenheim unter den ersten Vier stehen." In 90 Prozent der Spiele fehle den Kraichgauern "einfach das zweite Tor". In Bremen blieb 1899 erstmals in dieser Saison in einem Pflichtspiel ohne eigenen Treffer. So kam mal wieder die Frage nach Serge Gnabry auf. Ob Nagelsmann nicht eine Einschätzung abgeben könne, wann der U-21-Europameister zurückkehrt? "Die kriegen Sie von mir nicht. Ich bin leider kein Hellseher. Er muss das selbst entscheiden. Wenn die Spannung im Oberschenkel da ist, kann er nicht trainieren."

Gladbach ist nicht Bremen

Ein leichtes Spiel braucht seine Mannschaft trotz des jüngsten Gladbacher 1:5 gegen Leverkusen nicht zu erwarten: "In der ersten Halbzeit müssen sie 4:0 vorne sein. Wenn beide Halbzeiten identisch verlaufen, geht es 5:5 aus." Vor Gäste-Trainer Dieter Hecking habe Nagelsmann "großen Respekt - als Mensch und als Trainer". Seine Hoffnung für den Samstag: "Ganz so tief wie Werder Bremen werden sie nicht stehen. Sie werden nicht mit sechs Außenverteidigern spielen , es wird wohl bei zwei bleiben."

Das Hoffenheimer Pokalspiel in Bremen und auch das von Bayern in Leipzig habe eines gezeigt: "Das war ein schöner Beleg, wie wertvoll der Video-Beweis sein kann. Die Anzahl der Fehler wird einfach geringer." Unverständnis zeigte der TSG-Coach darüber, dass im Pokal erst ab dem Viertelfinale darauf zurückgegriffen wird. "Warum macht man das nicht einfach in den Stadien, in denen das möglich ist? Beide Mannschaften profitieren ja davon. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so komplex ist." Man müsse doch einfach einen Übertragungswagen vor das Stadion stellen. Am Samstag bekommt er ihn wieder.

msc

Lieblingsgegner, Überläufer und böse Buben