Bundesliga

1. FC Köln: Sind die Vorwürfe gegen Kaderplaner Jörg Schmadtke haltbar?

Köln und die Suche nach dem Schuldigen

Sind die Vorwürfe gegen Kaderplaner Schmadtke haltbar?

Im Visier: Jörg Schmadtke, Geschäftsführer beim 1. FC Köln.

Im Visier: Jörg Schmadtke, Geschäftsführer beim 1. FC Köln. imago

Dass er dem Kader zu wenig Erfahrung zugeführt hat, ist ein Vorwurf, den man nachvollziehen kann. Die Sommer-Verpflichtungen - ob Jorgé Meré, Joao Queiros, Jannes Horn oder Tim Handwerker - sind allesamt talentiert, der derzeitigen Situation allerdings nicht gewachsen. Nur: Wer konnte mit dieser Situation rechnen?

In Fußball-Deutschland ist die Suche nach dem Schuldigen ein weit verbreitetes Hobby. Es gibt Fälle, da gestaltet sie sich einfach. Aber es gibt auch die anderen Szenarien. Als "Beweis für das Versagen der Kaderplaner" sah der "Kölner Stadtanzeiger" die Einwechslung des Spielers Frederik Sörensen als Mittelstürmer am Sonntag (0:0 gegen Werder) . Kurz vor Schluss kam der Innenverteidiger aufs Feld, wurde nach vorne geschickt, sollte im Strafraum der Bremer für Präsenz und Wucht sorgen. Ein Stilmittel, so alt wie der Fußball. Gerade in Köln hat es Tradition. Schon Hennes Weisweiler schickte vor 40 Jahren wahlweise seine kopfballstarken Abwehrspieler Gerd Strack und Bernd Cullmann nach vorne, wenn der FC zurücklag.

Alternativen im Sturm sind vorhanden

Mit verfehlter Kaderplanung hätte dies etwas zu tun, wäre Sörensen die einzige Alternative für diese Position gewesen. Aber dem ist beileibe nicht so: Mittelstürmer Nummer eins, Jhon Cordoba, ist verletzt und fehlt bis in den November. Mittelstürmer Nummer zwei, Claudio Pizarro, verletzte sich beim Aufwärmen und fällt auf unbestimmte Zeit aus. Mittelstürmer Nummer drei, Yuya Osako, spielte, allerdings mit zunehmender Spieldauer immer schwächer, am Ende war er nur noch ein Schatten seiner selbst. Mittelstürmer Nummer vier, Artjoms Rudnevs, verließ den FC Hals über Kopf vor ein paar Wochen aus "persönlichen Gründen" . Mittelstürmer Nummer fünf, Sehrou Guirassy, spielte von Beginn an, bot eine respektable Partie, verpasste aber Chance um Chance. Mittelstürmer Nummer sechs, Simon Zoller, musste außen spielen.

Im Winter muss nachjustiert werden

Sieben Verletzte weist die Ausfall-Liste aktuell auf, sechs dieser Spieler sind entweder Startelf- aber mindestens Kaderkandidaten. Ein Klub wie der 1. FC Köln kann auch mit den Millionen für Tony Modeste nicht wahllos einkaufen, um diese Ausfälle zu kompensieren. Dass im Sommer Fehler gemacht wurden und die sportliche Abteilung Fehleinschätzungen unterlag, wurde thematisiert und eingeräumt. Nun wird man bis zum Winter warten, um neu zu justieren. Das Geld ist da: "Dem sportlichen Erfolg wird alles untergeordnet", sagt Finanz-Geschäftsführer Alex Wehrle.

Frank Lußem