Bundesliga

Lars Bender: "Herrlich schützt mich vor mir selbst"

Kapitän erklärt, dass Verletzungen ihn verändert haben

Lars Bender: "Herrlich schützt mich vor mir selbst"

Heiko Herrlich und Lars Bender: Der neue Bayer-Coach spielte beim erfolgreichen Comeback eine wichtige Rolle.

Heiko Herrlich und Lars Bender: Der neue Bayer-Coach spielte beim erfolgreichen Comeback eine wichtige Rolle. imago

In einem Interview mit dem klubeigenen Bayer 04-TV bekannte der 28-Jährige, dass die vergangenen zwei Jahre mit diversen schweren Verletzungen und langen Pausen nicht spurlos an ihm vorübergegangen sind. "Wer meine Geschichte kennt, weiß, dass es extrem langwierig war", erklärte Bender, und fügte an: "Es ist völlig klar, dass das den Spieler und den Menschen Lars Bender verändert hat."

"Eine extrem schwere und harte Zeit"

Dass er immer wieder den mental schwierigen Weg durch die Reha antreten musste, machte dem Nationalspieler nämlich durchaus zu schaffen. "Das waren Rückschläge, die man nicht immer mit einem Lächeln weglügen konnte", sagte Bender, "das war auch eine Zeit, in der andere Spieler sich weiterentwickeln können. Und du musst dich dahin zurückkämpfen, wo du vorher warst. Und als ich das Gefühl hatte, dass ich da wieder hinkomme, wurde ich wieder unterbrochen und bin ausgefallen", beschreibt der defensive Mittelfeldspieler, wie die Pechsträhne sein Gemüt belastete, "von daher war es eine extrem schwere und harte Zeit."

Umso mehr weiß Bender nun zu schätzen, dass er wieder zurück ist und der operierte Fuß hält. Während andere Profis unmittelbar nach schweren Verletzungen Zuversicht ausstrahlen und mit Hashtags wie #comebackstronger an die digitale Öffentlichkeit gehen, hat sich Benders Blick durch die hohe Zahl von Rückschlägen geändert. "Ich sehe es aber überhaupt nicht als selbstverständlich an, immer wieder zurück zu kommen. Deswegen bin ich jetzt auch dankbar, dass ich wieder mit einem positiven Gefühl vom Platz gehen kann. Ich bin langsam wieder in der Verfassung, in der ich mich habe möchte." Allerdings betont er: "Natürlich brauche ich noch Zeit, aber die ersten Einsätze waren vielversprechend."

Herrlichs Rolle beim erfolgreichen Comeback

Bei seinem Weg zurück zu alter Stärke spielt Heiko Herrlich und der Staff bei Bayer 04 eine nicht unerhebliche Rolle. So dosiert der neue Trainer die Belastung für Bender, ließ ihn am Ende der jüngsten englischen Woche für Bayer 04 nach zwei Einsätzen in der Startelf im dritten Spiel komplett aus dem 18er-Aufgebot, um seinen Kapitän nicht zu überlasten. Ein Ansatz, den Bender zuvor so nicht erlebte, aber an dem er Gefallen gefunden hat - auch wenn er seinem Naturell widerspricht.

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"Das kenne ich aus den letzten zwei, drei Jahren nicht unbedingt", sagt Bender zu der auferlegten Verschnaufpause, weiß aber, dass dies der richtige Weg ist. "Klar, ich bin auch jemand, der gerne durch Wände läuft und immer weitermacht, aber es tut mir im Moment gut, dass wir einen Trainer haben, der mich in gewissen Situationen, auch wenn es mir richtig gut geht, ein bisschen ausbremst und mich vor mir selber schützt."

Bender gibt zu, dass er dabei ab und an zu seinem Glück gezwungen werden muss. "Manchmal gibt es dann immer noch die Diskussionen, weil ich zu gerne spiele, und ich möchte ja nicht wieder als verletzt gelten", verrät Bender, dass er nicht immer sofort mit Herrlichs Maßnahme einverstanden ist, "aber im Grunde genommen, ist es genau der richtige Weg. So, wie wir es machen, ist es super."

Der Kämpfer ist durch die lange Leidenszeit nochmal gereift, hat - wenn das bei einem Spieler mit dem Ehrgeiz eines Lars Bender überhaupt möglich ist - an Gelassenheit dazu gewonnen. So sagt er zu seiner Rolle als Kapitän und Führungsspieler: "Ich versuche, die Ruhe, die ich mir selber angeeignet habe, an die Mannschaft weiterzugeben." Dem vorbildlichen Sportsmann ist zu wünschen, dass er bei den letzten Schritten zur alten Klasse genau diese Ruhe selbst bewahren kann.

Stephan von Nocks