Am Freitagabend war allen Bayer-Profis klar, dass mehr möglich gewesen wäre als das 1:1 auf Schalke. Und dennoch hinterließ das Unentschieden trotz des mit nur acht Punkten aus sieben Partien eher mäßigen Starts bei der Werkself keinen schalen Nachgeschmack. Dafür sind die grundsätzlichen Fortschritte zu deutlich. So lobte Bernd Leno die Entwicklung unter dem neuen Trainer Heiko Herrlich: "Wir haben ein paar Punkte zu viel liegen gelassen. In Mainz und Berlin - das waren zwei unnötige Niederlagen - aber die Tendenz ist sehr positiv."
Mit Blick auf das von Ex-Trainer Roger Schmidt geprägte Gegenpressing mit vielen langen Pässen in die Spitze, machte der Nationalspieler aus seiner Vorliebe für den neuen Spielansatz keinen Hehl. "Wenn man sieht, wie wir Fußball spielen, wie wir Kontrolle haben, wie wir auch von hinten das Spiel aufbauen und nicht planlos die Bälle wegbolzen - da darf man auch nicht zu viel erwarten. Weil in den letzten drei, vier Jahren wurde hier kein Ballbesitzfußball gespielt. Jetzt wird er gespielt. Und man merkt, dass die Passsicherheit wieder zurück ist. Die Art und Weise, wie wir den Punkt geholt haben, macht mich stolz, wenn ich ehrlich bin."
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Leno war also stolz auf seine Mannschaft und selbstkritisch, was seine Emotionen nach einer Nicklichkeit von Schalkes Bastian Oczipka an Kai Havertz betraf. Oczipka hatte gegen den am Boden liegenden Havertz an der Seitenauslinie nachgestochert. Leno war daraufhin wie von der Tarantel gestochen auf das sich bildende Spieler-Rudel losgestürmt. "Es war ein bisschen eine unnötige Situation. Man ist da ein bisschen in seinem Film, da wird man auch ein bisschen zum Psychopath", erklärte Leno mit einem Augenzwinkern.
Die Szene wurde von Schiedsrichter Guido Winkmann nach TV-Begutachtung in der Review-Area übrigens mit einer Gelben Karte für Oczipka geahndet. Aus Lenos Sicht das richtige Maß: "Wenn man den Videobeweis streng angewendet hätte, hätte der Schiedsrichter bestimmt sieben oder acht Gelbe Karten geben können. Aber das wäre lächerlich, ein bisschen Emotion gehört dazu. Denn keiner hat irgendjemanden getreten oder geschlagen."
