Bundesliga

Julian Weigl und sein Kampf um den Platz im defensiven Mittelfeld bei Borussia Dortmund

Dortmund: Comeback nach 127 Tagen Pause

Weigl und sein Kampf um den Platz im Mittelfeld

Bereit für die nächsten Schritte: Julian Weigl.

Bereit für die nächsten Schritte: Julian Weigl. picture alliance

Die eigene Mannschaft deutlich in Führung, der Gegner resigniert - ungefähr so dürfte sich Julian Weigl seine Rückkehr auf den Platz vorab ausgemalt haben. Und genau so kam es auch. Sein 25-minütiger Einsatz im Heimspiel gegen den 1. FC Köln geriet ob des Zwischenstands von 4:0 zum perfekten Einlauf für den mehr als vier Monate lang verletzten Mittelfeldspieler. "Schöner", gibt Weigl zu, "hätte ich es mir nicht vorstellen können. Die Jungs hatten schon ein bisschen vorgearbeitet, das hat es für mich einfacher gemacht, hereinzukommen. Es hat riesig Spaß gemacht. Da weiß man auch, wofür man so hart gearbeitet hat."

Es war eine ungewohnte Situation für Weigl, der in seiner Karriere bislang nie schwerer verletzt gewesen war: Monatelang musste er zuschauen, wie seine Kollegen auf dem Platz trainierten, während er allein im Kraftraum für sein Comeback schuftete. "Das zieht dich schon runter, auch wenn ich ein positiver Mensch bin", sagt Weigl, "da gab es auch Tage, an denen ich niemanden sehen wollte." Spätestens als der Ball wieder ins Spiel kam, sei der zwischenzeitliche Frust allerdings weg gewesen, der Spaß an der harten Arbeit dagegen zurück.

Spielersteckbrief Weigl
Weigl

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Verletzung in der Phase der Trainerwechsels

Dass seine Verletzungspause ausgerechnet in den Trainerwechsel hineinfiel, hat die Sache für Weigl nicht einfacher gemacht. Unter Thomas Tuchel galt die Dortmunder "Passmaschine" gesetzt, unter dem neuen Coach Peter Bosz spielte sich dagegen an den ersten Spieltagen Nuri Sahin in den Vordergrund. Auf den ersten Blick passt der Türke besser zu Bosz' Philosophie, da sein Spiel stärker offensiv ausgerichtet ist als das von Weigl. Doch der 22-Jährige ist jung genug, seine Spielweise anzupassen - und auch bereit dazu.

"Es gab auch Tage, an denen ich niemanden sehen wollte."

Julian Weigl über seine Reha-Zeit

"Wir haben meine Reha-Zeiten so gelegt, dass ich bei fast allen Sitzungen dabei sein konnte. Ich habe verstanden, wie wir spielen, auch wenn es noch etwas dauern wird, bis es automatisch läuft auf dem Platz", sagt Weigl. Er freue sich darauf, künftig höher postiert zu sein, "vielleicht kann ich dann durch eine Balleroberung ja auch mal ein Tor vorbereiten". Genau daran haperte es bislang beim BVB: Nach mehr als zwei Jahren in Dortmund wartet er noch immer auf sein erstes Tor und seine erste Vorlage in der Bundesliga.

Lob für Konkurrent Sahin

Die keinesfalls "eiserne Konkurrenz" mit Sahin soll Weigl noch etwas besser machen. "Auch wenn wir uns gut verstehen", sagt Weigl, "werden wir uns gegenseitig hochpushen. Und dann werden wir sehen, wie der Trainer das steuert und wer von uns die Nase vorne hat." Neidgedanken oder Ellenbogendenken lehnt Weigl derweil ab - er freut sich über den Aufschwung seines direkten Konkurrenten. "Nuri hatte in den vergangenen zwei Jahren viele Verletzungen und nur wenig Einsätze. Ich freue mich für ihn, dass er wieder so gut Fuß fassen konnte. Er war sehr wichtig für die Mannschaft in den vergangenen Wochen." In Zukunft will auch Weigl wieder wichtig werden, wenn nicht gar unverzichtbar - so wie in den vergangenen zwei Jahren. Den 25 Minuten gegen Köln sollen weitere Teilzeit-Einsätze folgen, vielleicht schon an Mittwoch beim HSV (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de), damit er bald wieder über die volle Distanz gehen kann.

Die wichtigste Erkenntnis der vergangenen Wochen sammelte Weigl indes bei seinem 45-minütigen Einsatz für die Dortmunder U 23. Im Spiel gegen den SV Rödinghausen bekam er einen Schlag auf den rechten Knöchel - genau auf die Stelle also, wo er sich in Augsburg so schwer verletzt hatte. Doch der Knochen hielt. "Danach", sagt er, "hat sich etwas gelöst in mir." Weigl ist bereit für die nächsten Schritte.

Matthias Dersch

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