Bundesliga

Gentner-Schock löst Diskussion aus

Augenhöhle, Oberkiefer und Nasenbein gebrochen

Gentner-Schock löst Diskussion aus

Schwer getroffen: VfB-Kapitän Christian Gentner.

Schwer getroffen: VfB-Kapitän Christian Gentner. Getty Images

In Stuttgart lief die 84. Minute, als Wolfsburgs Keeper Koen Casteels mit dem Knie voran in ein Luftduell mit Christian Gentner ging. Der Stuttgarter Kapitän blieb schwer getroffen liegen, die Partie lief weiter. Schiedsrichter Guido Winkmann machte keine Anstalten abzupfeifen, erst als Timo Baumgartl bereits in der eigenen Hälfte ins Seiten-Aus klärte, wurde das Spiel unterbrochen. Dr. Raymond Best handelte sofort, holte dem ohnmächtigen Gentner offenbar die Zunge aus dem Hals - und verhinderte so wohl noch Schlimmeres.

Gentner, der sichtlich benommen und blutend im Strafraum der Wolfsburger lag, wurde lange behandelt. Schnell war klar, dass an eine Rückkehr da nicht mehr zu denken war. Stuttgart hatte allerdings bereits drei Mal gewechselt und musste die Führung mit einem Mann weniger über die Zeit retten. Es gelang bekanntlich. Doch blieben in Stuttgart die Sorgen um den Kapitän, der mit Halskrause behutsam vom Platz getragen worden war.

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Er hat definitiv eine schwere Gehirnerschütterung, wahrscheinlich auch ein paar Knochen gebrochen, aber die Ärzte sagen, er wird wieder komplett okay.

Hannes Wolf über Christian Gentner

Der 32-Jährige wurde umgehend ins Krankenhaus gebracht. Nach ersten Angaben des Vereins war er ansprechbar. "Das war ein Schock für uns alle, die Minuten danach waren dramatisch. Wir stehen noch alle unter Schock und können uns nicht so über den Sieg freuen, wir sind noch alle bei unserem Captain", führte Wolf aus und konnte sogar eine erste Entwarnung geben: "Er hat definitiv eine schwere Gehirnerschütterung, wahrscheinlich auch ein paar Knochen gebrochen, aber die Ärzte sagen, er wird wieder komplett okay." Die Diagnose fiel dennoch extrem hart aus: Augenhöhle, Oberkiefer und Nasenbein gebrochen.

Videoassistent bestätigt Schiedsrichter

Allerdings warf die Aktion die Frage nach dem Videoassistenten auf. Casteels ging mit dem Knie voran in den Zweikampf und räumte seinen Gegenspieler dabei ab. Da die Aktion des Keepers hart an der Grenze war und einen Elfmeter zur Folge hätte haben können, wäre auch ein Einsatz des Videoassistenten erlaubt gewesen. Für den bereits verwarnten Casteels wäre eine weitere Gelbe Karte das Ende der Partie gewesen. Nach drei Wechseln zuvor hätte beim VfL ein Feldspieler ins Tor gemusst. Zudem hätte Stuttgart einen Elfmeter bekommen.

Krug: "Regeltechnisch ist die Entscheidung grenzwertig, aber vertretbar"

Gab es keine Kommunikation zwischen Schiedsrichter Winkmann und seinem Assistenten Deniz Aytekin in Köln? Oder gab es technische Probleme, die ein Einschalten des Assistenten verhindert haben? Oder wurde die Szene schlichtweg nicht als Foul gewertet? Die DFL bestätigte gegenüber dem kicker: "Die Technik beim Videoschiedsrichter hat einwandfrei funktioniert." Demnach wurde die Szene vom Schiedsrichtergespann als regelkonform eingeschätzt.

DFB-Schiedsrichterchef Hellmut Krug erklärte, Winkmann habe die Szene "als unglücklichen Zusammenprall gewertet" und Video-Assistent Aytekin diese Sichtweise auf Nachfrage bestätigt. "Regeltechnisch ist die Entscheidung zwar grenzwertig, aber vertretbar", sagte Krug.

Casteels: "Wenn das Foul ist..."

Stuttgarts Sportvorstand Michael Reschke wollte sich nicht an den Diskussionen beteiligen: "Das interessiert mich jetzt gar nicht, die Schiedsrichter haben so einen schweren Job. Mich interessiert nur, dass unser Kapitän hoffentlich schnell wieder gesund wird."

Casteels bedauerte die schwere Verletzung Gentners, beurteilte die Szene allerdings ähnlich. "Wenn das Foul ist, muss man die ganze Jugendausbildung umstellen, ab fünf, sechs Jahren", sagte er. Schon da werde Torhütern beigebracht, "dass du das linke Knie mitnimmst, wenn du mit rechts hochgehst, 99 Prozent der Torhüter machen das so". Sein VfB-Kollege Ron-Robert Zieler unterstützte diese Argumentation.

tru

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