Bundesliga

Michael Ballack über Bayern, Ancelotti und Co.: "Bei mir würde Müller spielen"

Ex-Bayern-Spieler sieht Dortmund als Titelanwärter

Ballack: "Bei mir würde Müller spielen"

"Es wird schwieriger für Ancelotti": Michael Ballack äußerte sich zu vielen Fußballthemen.

"Es wird schwieriger für Ancelotti": Michael Ballack äußerte sich zu vielen Fußballthemen. Getty Images

Es gibt Akteure, die erkennt man schon kurz nach der aktiven Karriere kaum wieder. Andere wiederum behalten ihre Jugendhaftigkeit und Sportlichkeit für eine geraume Zeit. Michael Ballack gehört eindeutig zu letzteren. Am Donnerstag trat der 40-Jährige in München als neuer Markenbotschafter von Betfair auf, einem Online-Wettunternehmen. Und man hätte denken können, dass Ballack nach wie vor Woche für Woche in den Stadien der Bundesliga seinen Dienst verrichtet.

Dem ist natürlich nicht so. 2012 beendete der Ex-Nationalspieler seine Karriere, der Vertrag in Leverkusen wurde damals nicht verlängert. Seitdem ist es ruhig um den Chemnitzer geworden. Abgesehen von ein paar Werbeunternehmungen und Kommentatorenjobs trat er in keiner Funktion auf.

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Wenn ich mal in den Fußball zurückkehre, werde ich das mit Entschlossenheit tun und das mit aller Macht auch anstreben. Aber der Zeitpunkt ist noch nicht gekommen.

Ballack über seine Zukunftsplanung

"Das habe ich ganz bewusst gemacht. Ich habe 20 Jahre ein recht intensives Leben geführt. Da wollte ich mich erst einmal zurückziehen. Ich wollte nicht gleich wieder eintauchen. Ich wollte das Leben, was ich nie gehabt habe, einfach mal kennenlernen. Ich habe eine Familie, andere Interessen", so Ballack am Donnerstag. "Was die Zukunft bringt, ist auch eine Frage von Konstellationen. Wenn ich mal in den Fußball zurückkehre, werde ich das mit Entschlossenheit tun und das mit aller Macht auch anstreben. Aber der Zeitpunkt ist noch nicht gekommen und deshalb sieht man mich noch nicht in irgendeiner Funktion."

Durchblicken ließ der Vizeweltmeister von 2002, dass ihn eine Arbeit als Trainer mehr reizen würde als die eines Managers. "Wenn, dann würde ich lieber mit Spielern täglich arbeiten wollen. Der Trainerjob würde mir mehr passen, ich würde es bevorzugen, auf dem Platz zu stehen."

Bei seinem öffentlichen Auftritt äußerte sich Ballack über viele aktuelle Themen. Nicht provokativ, sondern stets mit Sinn für die Realität und die Verhältnisse. Ballack, eine der Feststellungen an diesem Tag, hat etwas zu sagen, weil er nach wie vor den Fußball intensiv beobachtet, einen Blick für das hat, was den Fußball ausmacht - dank einer 20-jährigen internationalen Karriere.

Ballack äußerte sich über...

...Dortmund als Titelanwärter: "Dortmund ist klar ambitioniert. Das Spielermaterial gibt es her. Es gab nach dem Trainerwechsel kaum Anpassungsprobleme. Ich traue Dortmund einiges zu."

...seinen wichtigsten Trainer: "Natürlich denke ich da an Christoph Daum. Als ich nach Leverkusen kam, war ich jung. Schön, wenn du dann einen Trainer hast, der auf dich setzt, der mit dir auch intensiv individuell arbeitet. Ich habe über einen langen Zeitraum gute Erfahrungen mit Daum gemacht. Diese Zeit hat mich sehr weitergebracht, auch wenn ich nicht über Scherben gegangen bin. Das haben andere gemacht."

...die Transfersummen: "Das war was, wo jeder geschluckt hat und sich fragt: Ist das möglich? Die Summen explodieren und diesem Thema muss man sich stellen. Diese Entwicklung ist neu und rasant."

An Streik habe ich nie gedacht. Das ist ein No Go, was da passiert ist.

Ballack über den Fall Dembelé

...über den streikenden Spieler Dembelé: "2004 hatte ich die Möglichkeit, nach Barcelona zu wechseln. Aber der FC Bayern wollte das damals nicht. An Streik habe ich nie gedacht. Das ist ein No Go, was da passiert ist. Dembelé hat Dortmund ja auch viel zu verdanken. Man hat als Fußballer auch eine Vorbildfunktion."

...den FC Bayern München: "Ich hoffe, dass es dort etwas kracht im Sinne der Liga. Die Bayern rennen vorneweg und dominieren, und der Rest der Liga hechelt hinterher. Bei Bayern ist der Anspruch da, die Champions League zu gewinnen. Das ist auch richtig so. Sie versuchen, international mitzuhalten, und damit entfernen sie sich gleichzeitig von der deutschen Konkurrenz."

...Ancelottis zweites Jahr: "Es wird schwieriger für ihn. Das Eingewöhnungsjahr ist vorbei. Er muss nun auch international guten Fußball zeigen. Guardiola hat davor Maßstäbe gesetzt, wie man attraktiven Fußball spielt. Ich habe unter ihm ein Jahr gespielt, das Double 2010 mit Chelsea gewonnen. Ich kenne seine Art, wie er mit den Spielern umgeht. Er wird in dieser Saison früh Gegenwind bekommen, aber das kennt er. Er kann damit umgehen, deshalb kann er auch Vereine wie Bayern trainieren. Es wird für ihn aber kein einfaches Jahr."

Wenn ich Trainer wäre, würde er bei mir spielen.

Ballack über Thomas Müller

...die Situation von Thomas Müller: "Ancelotti ist der Trainer. Er entscheidet, wer spielt. Natürlich hat Müller eine Ausnahmestellung, weil er ein Junge aus Bayern ist, sich hier immer gegen die Top-Stars durchgesetzt hat. Er war immer da, wenn es drauf ankam. Er ist ein besonderer Spieler, der einen besonderen Rückhalt genießt. Er muss sich aber auch den Leistungsprinzipien unterordnen. Bayern hat 20 Top-Spieler, aber mittelfristig ist das ein Spieler, der auf dem Platz gehört. Wenn ich Trainer wäre, würde er bei mir spielen. Aber manchmal brauchst du auch Reizpunkte, um das Niveau zu steigern."

...den Kolumbianer James: "Er war Ersatz in Madrid, da ist es klar, dass Zweifel aufkommen. Aber Bayern agiert generell zurückhaltend auf dem Transfermarkt, deshalb ist das ein Super-Deal für Bayern. Es ist ein überschaubarer Betrag, der Spieler kommt auf Leihbasis mit einem geringen Risiko. Aktuell ist es noch zu früh zu urteilen, ob er Bayern weiterhelfen kann oder nicht."

...Bayer Leverkusen: "Man weiß nicht, wo die Reise hingeht. Der Anspruch wurde dort peu à peu verringert. In Leverkusen hat man sich damit abgefunden, mit weniger zufrieden zu sein, dann kommt automatisch hinten auch weniger raus. Das ist schade, denn der Verein hat weiterhin tolle Möglichkeiten. Es gab eigentlich keinen Grund, beim Anspruch nachzulassen. Sie haben es nicht geschafft, den Anspruch bewahren."

Sie kommen nicht in die Champions League. Die Mannschaft ist nicht gut genug.

Ballack über Schalke 04

...den FC Schalke 04: "Sie kommen nicht in die Champions League. Die Mannschaft ist nicht gut genug. Es war schon überraschend, dass Höwedes so schnell ging. Er hat aber auch nicht vermittelt, dass er auf Biegen und Brechen bleiben will. Überraschender war es, dass der Verein ihn gehen ließ. Er hat letztlich das entscheidende Wort gesprochen."

...die Rückkehr von Kevin-Prince Boateng: "Jedem das Seine. Was soll ich dazu sagen? Frankfurt wird sich bei seiner Qualität Gedanken gemacht haben. Nach dem Vorfall 2010 hatten wir keinen Austausch mehr."

Mounir Zitouni