Bundesliga

ARD und Mehmet Scholl beenden Zusammenarbeit

TV-Experte geriet wegen Haltung zu Doping in die Kritik

ARD und Mehmet Scholl beenden Zusammenarbeit

Nicht mehr für die ARD am Mikrofon: Mehmet Scholl.

Nicht mehr für die ARD am Mikrofon: Mehmet Scholl. imago

"Ich bedanke mich für tolle und ereignisreiche Jahre als Experte bei der ARD mit den Fußballexperten", sagte Scholl. Der Europameister von 1996 war insgesamt neun Jahre lang für das Erste Deutsche Fernsehen tätig, zuerst bei der EURO 2008 in Österreich und der Schweiz. Nach der WM 2010 in Südafrika wurde der 46-Jährige Nachfolger von Günter Netzer als TV-Experte.

Zuletzt geriet Scholl aber wegen seiner Weigerung, vor der Übertragung des Halbfinals beim Confed Cup zwischen Portugal und Chile (0:3 i.E.) in Russland über Doping zu sprechen, in die Kritik. Scholl reiste ab, für ihn sprang Thomas Hitzlsperger ein. Trotz dieser Verweigerung hatte die ARD erst vor wenigen Tagen verkündet, weiterhin mit Scholl zusammenarbeiten zu wollen. Am Wochenende sollte Scholl im Rahmen des DFB-Pokals sein Comeback bei der Partie zwischen Hansa Rostock und Hertha BSC am Montagabend (20.45 Uhr, LIVE! auf kicker.de) feiern. Nun erfolgte aber die Kehrtwende.

"Wir bedanken uns bei Mehmet Scholl für die großartige Zeit mit einem meinungsstarken, streitbaren und originellen Experten, der unsere Sendungen extrem bereichert hat. Er hat den Zuschauern einen tiefen Einblick in den Fußball ermöglicht und sie bestens unterhalten", sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. Wen die Zuschauer nun als Nachfolger von Scholl als TV-Experten sehen werden, wurde noch nicht bekannt.

Scholl sorgt auch als TV-Experte für Diskussionen

Mehmet Scholl spielte während seiner aktiven Karriere im Profifußball für den Karlsruher SC und Bayern München. Insgesamt absolvierte er 392 Bundesligaspiele (98 Tore). Mit dem FCB wurde er achtmal Deutscher Meister und fünfmal Pokalsieger, im Jahr 2001 triumphierte er mit den Bayern in der Champions League. Für die deutsche Nationalmannschaft bestritt er zwischen 1995 und 2002 insgesamt 36 Länderspiele, sein größter Erfolg war der Gewinn der Europameisterschaft 1996 in England.

Bereits während seiner aktiven Karriere war Scholl nie um einen flotten Spruch verlegen. Auch als Experte führten etliche seiner Aussagen für Diskussionen. So zum Beispiel während der EURO 2012 in Polen und der Ukraine, als Scholl die Leistung von Mario Gomez beim 1:0-Sieg der deutschen Nationalelf im ersten Gruppenspiel gegen Portugal mit den Worten kommentierte, dass er zwischenzeitlich Angst gehabt habe, "dass Gomez sich wundgelegen hat, dass man ihn wenden muss". Später hat sich Scholl bei dem deutschen Nationalstürmer entschuldigt. Bei der EURO 2016 kritisierte er die Taktik von Bundestrainer Joachim Löw, obwohl die deutsche Nationalmannschaft erstmals in ihrer Geschichte bei einem großen Turnier gegen Italien (6:5 i.E. im Viertelfinale) gewonnen hatte.

Scholl ist zudem für den BR-Hörfunk tätig, im Rahmen der Sendung "Zündfunk-Nachtmix" präsentiert er einmal im Monat eine Musikauswahl. Scholl besitzt zudem die Fußballlehrer-Lizenz und war zwischen 2008 und 2010 sowie während der Saison 2012/13 im Nachwuchs- und Amateurbereich des FC Bayern tätig.

jer