Bundesliga

Hertha: Der österreichische Neuzugang im kicker-Interview - Valentino Lazaro: "Jetzt ist der perfekte Moment"

Hertha: Der österreichische Neuzugang im kicker-Interview

Lazaro: "Jetzt ist der perfekte Moment"

Berlin? "Verein, Stadt, Stadion, Fans – dort passt alles": Valentino Lazaro musste nicht lange überlegen.

Berlin? "Verein, Stadt, Stadion, Fans – dort passt alles": Valentino Lazaro musste nicht lange überlegen. imago

Auch wenn gerade viel auf ihn einstürzt, nahm sich der Neu-Berliner, der vorerst auf Leihbasis verpflichtet wurde , Zeit für ein kicker-Interview. Lazaro spricht über die Gründe für den Wechsel, sein fußballerisches Vorbild, seine Vielseitigkeit, die Verletzung, die Ziele mit Hertha und darüber, was er sich von der Zusammenarbeit mit Trainer Pal Dardai erhofft.

kicker: Ihr Transfer zu Hertha BSC ist endlich fix, Ihr Ex-Klub RB Salzburg ist derweil am Mittwochabend an HNK Rijeka in der Champions-League-Qualifikation gescheitert . Sind Sie gerade happy und ein bisschen traurig zugleich, Herr Lazaro?

Spielersteckbrief Lazaro
Lazaro

Lazaro Valentino

Trainersteckbrief Dardai
Dardai

Dardai Pal

Valentino Lazaro: Ich bin sehr froh, dass mein Wechsel jetzt unter Dach und Fach ist. Aber ich leide natürlich mit meinen Ex-Kollegen mit. Sie hätten es im Rückspiel in Rijeka verdient gehabt, ein reguläres Tor wurde nicht anerkannt. Es jetzt zum zehnten Mal nicht geschafft zu haben, ist fast wie ein Fluch. Es soll einfach nicht sein. Aber RB hat sich diese Chance übers Jahr mit guter Arbeit verdient. Und irgendwann wird und muss es klappen.

kicker: Sie hätten auch nach England oder Italien gehen können. Warum sind Sie nach Berlin gewechselt?

Lazaro: Das stimmt, es gab für mich auch Möglichkeiten in der Premier League und der Serie A. Aber Hertha hat sich sehr früh und sehr intensiv um mich bemüht. Ich hatte mit Manager Michael Preetz und Trainer Pal Dardai tolle Gespräche. Für mich war früh klar, dass ich nach Berlin will. Verein, Stadt, Stadion, Fans – dort passt alles.

kicker: Dardai hat in den vergangenen Jahren mit Mitchell Weiser, Niklas Stark, Marvin Plattenhardt oder Jordan Torunarigha junge Spieler entscheidend gefördert. Welche Rolle spielte das bei Ihrer Entscheidung?

Lazaro: Schon eine große. Man hat zuletzt sehr gut sehen können, welches Vertrauen und welche Einsatzzeiten junge Spieler in Berlin erhalten. Ich bin auch noch in der Entwicklung. Ich bin mir sicher, dass mich die Zusammenarbeit mit Pal Dardai auf die nächste Stufe bringt.

kicker: Sie haben mit 16 für RB Salzburg in der Liga debütiert, mit 18 in der österreichischen Nationalmannschaft und hätten schon früher ins Ausland gehen können. Warum ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür?

Lazaro: Mal kamen Verletzungen dazwischen, mal wäre ein Wechsel zu früh gekommen. Mit 16 wollte mich Inter Mailand, ein Jahr später führte mein Berater Gespräche mit Real Madrid. Aber ich war noch nicht so weit. In den vergangenen eineinhalb, zwei Jahren war mein Ziel, eine feste Größe in Salzburg zu werden. Das habe ich geschafft. Deshalb ist jetzt der perfekte Moment für den nächsten Schritt. Ich habe mich bei ein paar Jungs, die ich gut kenne, über die deutsche Bundesliga informiert. Mit Marcel Sabitzer (RB Leipzig, d. Red.) bin ich gut befreundet. Mit Marcel habe ich schon in der Jugend in Graz zusammengespielt, später in Salzburg. Er hat mir wie die anderen auch zugeraten.

kicker: Wie groß wird die Umstellung?

Lazaro: Natürlich spielt Hertha einen etwas anderen Fußball als Salzburg, weniger pressingorientiert vermutlich. Aber ich kann mich taktisch schnell anpassen und denke, dass ich mit meinem Stil gut in die Bundesliga passe.

kicker: Wegen Ihrer Außenbandverletzung am linken Sprunggelenk verwarf Hertha die zunächst angedachte feste Verpflichtung und hat Sie vorläufig geliehen. Waren Sie zwischendurch mal nervös, weil es sich so lange hinzog?

Lazaro: Nervös eigentlich nie. Hertha hat mir immer das Gefühl gegeben, dass sie mich unbedingt wollen – und das haben sie auch in den Gesprächen mit RB Salzburg deutlich gemacht. Jetzt ist ein Modell gefunden worden, das allen Seiten Sicherheit bietet.

kicker: Wie geht es Ihrem Sprunggelenk?

Lazaro: Ich bin schmerzfrei, es sieht gut aus. Ich habe in Abstimmung mit Herthas medizinischer Abteilung entschieden, dass wir das Gelenk komplett ruhig stellen, damit das Ödem nicht größer wird. Ich trage derzeit einen etwas festeren Schuh, um das Gelenk stabil zu halten. In eineinhalb Wochen machen wir nochmal ein MRT. Danach entscheiden wir, wann ich auf den Platz kann.

Lazaro gegen Hibernians

Trotz Blessur im Einsatz: Lazaro im CL-Duell mit Maltas Vertreter Hibernians FC. imago

kicker: Was trainieren Sie momentan?

Lazaro: Kraft für den Oberkörper, viele Stabilisationsübungen, auch Fahrrad und Handergometer. Das Gute ist: Weil ich die Vorbereitung mit Salzburg absolviert habe, habe ich gute Grundlagen. Körperlich bin ich voll im Saft. Aber ich werde die Verletzung am Gelenk jetzt komplett auskurieren. Auf eine Woche früher oder später kommt es mir nicht an.

Ich bin in ein paar Wochen komplett gesund. Und dann lege ich los.

Valentino Lazaro

kicker: Sie haben die Verletzung früh im Cup-Finale gegen Rapid Wien am 1. Juni vor den Augen von Pal Dardai erlitten und trotzdem durchgehalten und das Siegtor zum 2:1 gemacht. Wollten Sie Dardai beeindrucken?

Lazaro: Trotz meines Tores fand ich mich in dem Spiel eigentlich gar nicht so gut. Pal Dardai kannte mich schon vorher. Ich glaube, Hertha hätte mich auch so geholt (lacht).

kicker: Sie haben mit der Verletzung noch für die Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation in Irland und für RB Salzburg in der Champions-League-Quali und im ÖFB-Cup gespielt. War das leichtsinnig?

Lazaro: Nein. Wir haben das gemeinsam so entschieden. Es hätte sich nicht verschlimmern können. Es sind jetzt auch keine Folgeschäden zu erwarten, da muss sich niemand sorgen. Ich bin in ein paar Wochen komplett gesund. Und dann lege ich los.

kicker: Dardai nennt Sie "einen polyvalenten Spieler". Sie können auf beiden Außenbahnen offensiv und defensiv spielen, genauso in der Zentrale auf der Acht oder der Zehn. Wo sind Sie am stärksten?

Lazaro: Ich habe tatsächlich keine Lieblingsposition. In der Jugend wurde ich als zentraler Mittelfeldspieler ausgebildet. Als ich dann mit 15, 16 bei RB zu den Profis kam, war klar, dass ich nicht die Fäden im Spiel ziehen kann in so jungen Jahren. So bin ich auf den Flügel gerutscht. Und Adi Hütter hat mich später in einem Europa-League-Spiel als Rechtsverteidiger gebracht, weil der Stammspieler fehlte. Das hat auch ganz gut geklappt. Ich kann der Mannschaft auch in der Viererkette helfen, aber ich bin sicher eher ein offensiv denkender Spieler.

Ich will mindestens den Platz vom letzten Jahr bestätigen.

Valentino Lazaro

kicker: Sie kennen die Europa League aus Salzburg. Was kommt auf Hertha zu?

Lazaro: Das ist etwas, worauf du dich freuen kannst. Das sollten wir mit viel Mut angehen. Ich bin zwar noch ein junger Spieler, aber habe auch international schon ein bisschen Erfahrung. Die werde ich weiterzugeben versuchen.

kicker: Hertha war zuletzt Siebter und Sechster in der Liga. Was ist Ihr Ziel in der neuen Saison?

Lazaro: Wenn du dich für den internationalen Wettbewerb qualifiziert hast, sollte es erlaubt sein, das wieder als Ziel auszugeben. Ich will mindestens den Platz vom letzten Jahr bestätigen.

kicker: Haben Sie ein fußballerisches Vorbild?

Lazaro: Immer schon Ronaldinho. So sehr wie er hat mich kein anderer Fußballer fasziniert.

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