Bundesliga

Eintracht Frankfurts Neuzugang Gelson Fernandes stellt sich vor: Wie der Schweizer Strahlemann sieben Sprachen lernte!

Frankfurts neuer Mittelfeldkämpfer stellt sich vor

Wie Strahlemann Fernandes sieben Sprachen lernte

Offen, kommunikativ und sprachgewandt: Bei Eintracht Frankfurts Gelson Fernandes sind "die Lampen immer an".

Offen, kommunikativ und sprachgewandt: Bei Eintracht Frankfurts Gelson Fernandes sind "die Lampen immer an". picture alliance

Christian Streich sollte sich nicht täuschen, als er im Juni 2013 über Gelson Fernandes sagte: "Bei ihm sind die Lampen immer an." Der defensive Mittelfeldspieler erwarb sich in Freiburg schnell den Ruf als wissbegieriger Spieler, der viel für die Mannschaft arbeitet, keinen Zweikampf scheut und oft über zwölf Kilometer in 90 Minuten läuft. Als Kämpfertyp für das defensive Mittelfeld dürfte er der Eintracht guttun, zumal Omar Mascarell (Achillessehnenentzündung) laut Trainer Niko Kovac trotz aller Reha-Maßnahmen weiterhin eine Operation droht. Fernandes primärer Einsatzbereich ist das zentrale Mittelfeld, wo er als Sechser und als Achter agieren kann; wenn Not am Mann ist, kann er auch außen aushelfen. Sportvorstand Fredi Bobic glaubt, dass der 30-Jährige auch als Mensch ein Gewinn für die Mannschaft ist. "Ich war schon immer ein Leadertyp", sagt Fernandes. Es ist zu erwarten, dass sein Wort rasch auch in Frankfurt Gewicht haben wird. Vor allem aber ist der Schweizer Nationalspieler (64 Länderspiele) jemand, der jede Menge Lebensfreude ausstrahlt und sehr kommunikativ ist. "Ich habe ein super Leben, konnte zum Glück viele schöne Erfahrungen sammeln, fußballerisch meinen Traum leben und für gute Vereine spielen. Meine Familie und ich sind gesund, ich bin einfach glücklich", erzählt der Vater einer siebenjährigen Tochter.

Bei ihm sind die Lampen immer an.

Ex-Trainer Christian Streich über Gelson Fernandes

Warum er 2014 nach nur einem Jahr Freiburg verließ, darüber möchte er schweigen. Streich und dem SC-Sportdirektor Klemens Hartenbach hätte er damals seine Gründe dargelegt, leicht sei ihm die Entscheidung nicht gefallen. Auch die Beweggründe für seinen Abschied aus Rennes, wo er zuletzt drei Jahre spielte, behält er für sich. Auf die Zeit blickt er allerdings positiv zurück: "Wir hatten viele junge Spieler wie Ousmane Dembelé, viele Top-Spieler, ich hatte dort wirklich Spaß und lasse viele Freunde zurück." Grundsätzlich sei er jemand, der bei seinen Entscheidungen sehr auf sein Herz höre. Am Rande erwähnt er in diesem Kontext, dass er 2008 sogar ein Angebot von Borussia Dortmund abgelehnt habe: "Drei Jahre später waren sie Meister."

Nach den Stationen FC Sion, Manchester City, AS St. Etienne, Chievo Verona, Leicester City, Udinese Calcio, Sporting Lissabon, erneut FC Sion, SC Freiburg und Stade Rennes sucht Fernandes in Frankfurt "eine letzte Herausforderung" - sein Vertrag läuft zunächst über zwei Jahre. "Von der Mentalität her passt Deutschland am besten zu mir", erklärt der 1,79 Meter große Wadenbeißer. Über die Eintracht informierte er sich vor der Vertragsunterschrift bei seinen Schweizer Landsmännern Pirmin Schwegler, Christoph Spycher und Haris Seferovic, die in den letzten zehn Jahren alle den Adler auf der Brust trugen. Vor allem mit Schwegler verbindet ihn eine sportliche Vergangenheit. "Er war der Lenker, ich war der Kämpfer", sagt Fernandes über seinen früheren Nati-Kollegen, mit dem er einst das Mittelfeld organisierte.

Sieben Sprachen: Beste Voraussetzungen für Frankfurts Multi-Kulti-Truppe

Natürlich wurde Fernandes auch auf seinen außergewöhnlichen Sprachschatz angesprochen. "Das ist kein Naturtalent, sondern mein Leben", sagt der Routinier - und zählt auf. Auf Kap Verde, wo er zur Welt kam, erlernte er die Amtssprache Portugiesisch und die Nationalsprache Kreol, in der Schweiz lebte er im französischen Teil und lernte in der Schule entsprechend Französisch. Als Fremdsprachen kamen Deutsch und Italienisch hinzu, Englisch und Spanisch lernte er, als er in den jeweiligen Ländern spielte. Bessere Voraussetzungen könnte er also gar nicht haben, um sich in der Frankfurter Multi-Kulti-Truppe schnell zu integrieren.

Julian Franzke