Es ist und bleibt unbestritten, dass Anthony Modeste einen großen Anteil am Erfolg des 1. FC Köln besitzt. Allerdings: Er stand nicht alleine auf dem Platz, als der FC seine Punkte für Europa sammelte. Modeste lebte als Torjäger in erster Linie von dem, was den Klub seit geraumer Zeit stark macht: Miteinander statt Gegeneinander, Solidarität statt Eigensinn, ehrlicher und offener Umgang miteinander. Auf dem Rasen, in der Kabine und den Büros. Auch in schwierigen Phasen konnte er auf seinen Trainer bauen, der ihm Vertrauen schenkte, wie er es nie zuvor in seiner Karriere kannte. Wertschätzen kann er dies offensichtlich nicht.
Selten ließ er Möglichkeiten aus, seinen Sonderstatus - den er in großem Maße Trainer und Kollegen zu verdanken hat - auszunutzen. Im vergangenen Sommer kokettierte er mit Angeboten, der FC kaufte ihm seine Ausstiegsklausel für viel Geld ab, machte ihn zum Top-Verdiener. Der Öffentlichkeit erklärte er sein Verhalten so: "Das ist Politik! Es war kein Thema zu wechseln. Ich bin da, ich bin zufrieden. Ich bin Spieler, ich mache was ich will."
Plötzlich versucht Modeste, den Spieß umzudrehen
Nun ist er erneut in die Politik gegangen, gab der "Bild" ein Interview , das mit den Worten beginnt: "Ich möchte nicht, dass die mediale Anspannung weiter steigt." Der Rest ist ein einziges "Aber", Modeste schlüpft in die Rolle des Opfers und klagt die Geschäftsführung an, sie habe ihn verkaufen und den großen Reibach machen wollen.
kicker-Reporter Frank Lußem kicker
Was will Modeste? Ein Spieler, der einen Vertrag ohne Ausstiegsklausel bis 2021 unterschrieb? Der mal schnell nach China fliegt, seine Berater auf Kosten des 1. FC Köln wohlhabend machen will und nun versucht, den Spieß umzudrehen und seinen Arbeitgeber der Abzockerei beschuldigt. Jede Frage nach seiner Zukunft beantwortete Modeste mit "Frag' Schmaddi" oder "Ich muss mit Schmadtke sprechen". Der Klub ließ keine Gelegenheit aus, auf den laufenden Vertrag zu verweisen. Im Übrigen: Sich ein Angebot in der kolportierten Größenordnung nicht anzuhören, wäre nicht zu verantworten gewesen. Aber lange bevor Modeste sich seine Rechtfertigung zurechtgelegt hatte, war der Deal abgeblasen - von den Verantwortlichen des 1. FC Köln .
Modestes Weg muss nun schleunigst ins Büro seiner Chefs führen
Modeste sah die Chance, statt reich nun unendlich reich zu werden. Es ist legitim, der Sache nachzugehen. Aber seine Pflicht ist es auch, zu erkennen, wann es vorbei ist. Und dann - im Sinne der so häufig gerade von ihm zitierten Identifikation mit Klub, Stadt und Fans - einfach Ruhe zu geben.
Wie geht es weiter? Ist eine Zusammenarbeit noch denkbar? Dies sollte im Sinne der Kölner Sache schnellstens geklärt werden. Modestes Weg muss schleunigst ins Büro seiner Chefs führen. Und deren Aufgabe ist es, ihm tief in die Augen zu schauen und dort zu erkennen, was er wirklich will. Eines ist klar: Vorbei ist das Theater noch nicht.