Wegen des zu erwartenden Andrangs wurde die außerordentliche Mitgliedersammlung des 1. FSV Mainz 05 in eine Veranstaltungshalle verlegt. Das Gebäude der Opel-Arena wäre bei rund 1100 Besuchern an ihre Kapazitätsgrenze gestoßen. Beim Überschreiten dieser Zahl hätte die Veranstaltung unter Umständen abgebrochen werden müssen. Dieses Risiko wollten die 05er bei der letzten Etappe des langen Weges zu einer neuen Vereinsstruktur nicht eingehen. Die "Halle 45", wo die Versammlung stattfindet, bietet 1800 Personen Platz.
Ab 11 Uhr geht es am Sonntag darum, die Personen für die neustrukturierte Vereinsspitze zu finden. Für den Vorstandsvorsitz gibt es drei Kandidaten: Jürgen Doetz, Hans Kaluza und Frank Röhr. Doetz (72) gehört als einziger bereits der bisherigen Führungsmannschaft an, der frühere Journalist und heutige Unternehmensberater ist Vizepräsident. Neben ihm kandidiert Kaluza, ein 62-jähriger Unternehmer. Frank Röhr, im Hauptberuf Geschäftsführer einer Immobilienagentur, ist mit 50 Jahren der jüngste Kandidat. In Mitgliederkreisen kursiert seit kurzem eine E-Mail von mehreren Fanklubs mit einer Wahlempfehlung für Röhr. Ob er wirklich der Favorit ist, bleibt unklar.
1. FSV Mainz 05 - Vereinsdaten
Gründungsdatum
16.03.1905
Vereinsfarben
Rot-Weiß
Bundesliga - Tabelle
1. FSV Mainz 05 - Die letzten Spiele
Sieben Minuten Zeit
Die drei Kandidaten für den Vorstandsvorsitz haben während der Versammlung jeweils sieben Minuten, um sich und ihr Programm vorzustellen. Für die angestrebten acht Aufsichtsratsplätze (über die Anzahl stimmen die Mitglieder noch ab) gibt es 16 Kandidaten, jedem werden drei Minuten Redezeit gewährt. Im Anschluss an die Präsentation gibt es noch Gelegenheit zu Fragen. Es wird von einer Veranstaltungsdauer von mindestens vier Stunden ausgegangen.
Der Vorstandsvorsitzende arbeitet ehrenamtlich, erhält jedoch eine Aufwandsentschädigung über deren Höhe laut Satzung der Aufsichtsrat entscheiden muss. Die Aufsichtsratsmitglieder benennen ferner drei weitere Vorstandsmitglieder, die hauptamtlich tätig sind: Für diese Ämter sind Rouven Schröder (Sport), Dag Heydecker (Marketing) und Christopher Blümlein (Finanzen) vorgesehen.
Strutz: Schwieriger Abschied
Langjähriger Präsident in Mainz: Harald Strutz. imago
Vor den Neuwahlen wird der langjährige Präsident Harald Strutz verabschiedet. Er führt den Verein seit September 1988, viele Jahre im Doppelpack mit Manager Christian Heidel, der vor einem Jahr zum FC Schalke 04 abwanderte.
Vor 29 Jahren dümpelte Mainz in der 2. Liga herum, hatte nur einen Bruchteil des heutigen Umsatzes und der aktuellen Zuschauerzahl. Unter Strutz und Heidel wurde durch Trainer wie Wolfgang Frank oder Jürgen Klopp ein eigener Fußball-Stil geprägt, der 2004 zum erstmaligen Bundesliga-Aufstieg geführt hatte.
Die Verdienste von Strutz sind unbestritten, gerne hätte der 66-Jährige eine weitere Amtszeit drangehängt. Doch in den vergangenen Monaten geriet er in die Kritik, weil bekannt wurde, dass seine Tätigkeit durch eine Aufwandsentschädigung und Honorare für juristische Beratung mit einem stattlichen fünfstelligen Monatsbetrag vergütet wurde. Das Salär war im stillen Kämmerlein ausgehandelt worden, wodurch der Vorwurf der Intransparenz entstand. Nachdem Strutz immer mehr in die Kritik geraten war, verzichtete Strutz auf eine erneute Kandidatur . Man darf gespannt sein, wie er am Sonntag von den Mitgliedern verabschiedet wird.
