Bundesliga

Huub Stevens: "Rudi Assauer ist der Freund meines Lebens geworden"

Die Erinnerungen des Schalke-Trainers zum UEFA-Cup-Sieg

Stevens: "Assauer ist der Freund meines Lebens geworden"

Der Tag danach: Huub Stevens und Rudi Assauer präsentieren den Fans im Parkstadion den UEFA-Cup.

Der Tag danach: Huub Stevens und Rudi Assauer präsentieren den Fans im Parkstadion den UEFA-Cup. imago

Wie Stevens auf Schalke landete

Stevens war Schalke schon vor der ersten Runde des UEFA-Cups ein Begriff. Genauer gesagt Rudi Assauer: "Wir hatten uns mal getroffen bei einem Turnier in Kerkrade, danach hat er mich weiterverfolgt", sagt Stevens. Wann das genau war, daran kann sich der Niederländer nicht mehr genau erinnern. "Ich glaube, eine Saison vorher. Da hatten wir ein Turnier gespielt mit Köln, Frankfurt, Schalke und Roda Kerkrade. Das war in der Vorbereitung. Ich hatte anscheinend Eindruck hinterlassen bei Assauer. Jedenfalls hat er mich dann kontaktiert, als er Probleme mit Jörg Berger hatte."

FC Schalke 04 - Vereinsdaten
FC Schalke 04

Gründungsdatum

04.05.1904

Vereinsfarben

Blau-Weiß

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Welches Spiel für Stevens wirklich ausschlaggebend war

Den Triumph in Mailand mit dem nervenaufreibenden Elfmeterschießen bezeichnet Stevens als "etwas Unglaubliches". Doch die größte Leistung hatten die Eurofighter nach seiner Ansicht zuvor verbracht. "Für mich als Trainer war das Spiel auf Teneriffa das taktisch beste." Drei Tage vor dem Spiel hatten sich die Stürmer Youri Mulder und Martin Max verletzt, Stevens ließ aus der Not heraus Marc Wilmots und Radek Latal in vorderster Front auflaufen. "Eigentlich war die Leistung auf Teneriffa die größere Leistung als der Titelgewinn", so Stevens. Kurios: Latal hatte nie zuvor im Sturm gespielt, lieferte dafür aber eine anständige Leistung ab. Schalke verlor letztlich "nur" 0:1 und bog die Partie im Rückspiel mit 2:0 nach Verlängerung um.

Wie der Begriff "Die Null muss stehen" entstand

Es sind inzwischen geflügelte Worte, mit denen Stevens für immer in Verbindung gebracht werden wird. In keinem der sechs UEFA-Cup-Heimspiele kassierte Schalke einen Gegentreffer, ein Grundstein für den Erfolg. Doch wann wurde dieser Satz geprägt, mit der Null, die stehen muss? Stevens erinnert sich: "Ich habe diesen Satz zum ersten Mal vor dem Spiel zu Hause gegen Valencia gesagt. Franz Beckenbauer war Co-Kommentator für das Fernsehen. Der Moderator fragte: Was ist heute wichtig? Meine Antwort: Die Null muss stehen. Das hat dann ein Eigenleben bekommen." Eigentlich sei er gar kein defensivorientierter Trainer gewesen. "Aber der Spruch", so Stevens, "der Spruch war immer da."

Was Hodgson vor dem Spiel zu Stevens sagte

So mancher Mailänder dürfte am 21. Mai 1997 seinen Augen nicht getraut haben, als er durch die Innenstadt lief. Halb Schalke war in die Modemetropole gereist, um die Mannschaft zu unterstützen, auch im Stadion bot sich ein erstaunliches Bild. Das beeindruckte sogar den Trainer des Gegners Inter. "Noch bevor ich auf den Platz ging, kam Roy Hodgson, mein Mailänder Kollege, und sagte: Jetzt haben wir wieder ein Auswärtsspiel. Ich fragte: Wieso? Er: die Zuschauer. Es ist unglaublich. Dann ging ich auf den Platz, und da war alles königsblau auf den Rängen. Unglaublich."

Was Stevens über Assauer sagt

Thon, Assauer, Nemec, Büskens und Max (v.l.)

Schnappschuss: Als der kicker einige Eurofighter zu einem Fototermin traf, lief ihnen zufällig Rudi Assauer über den Weg. Olaf Thon lud ihn spontan zum Eurofighter-Bild ein. kicker

Gemischte Gefühle überfallen Stevens, wenn er an Rudi Assauer denkt. Da sind einerseits die schönen Erinnerungen der Vergangenheit. Die Fahrten zu Terminen, wenn Assauer hinfuhr und er zurück. "Dann saß er neben mir und hat gepafft. Und was noch war: Er drehte immer am Radio. WDR 4, Schlager, er hat immer mitgesungen. Schöne Erinnerungen", sagt Stevens, um dann traurig zu ergänzen: "Drum tut mir das alles jetzt so leid."

Denn seit seiner Alzheimer-Erkrankung ist Assauer nicht mehr der Alte. "Man kann kein Gespräch mit ihm führen" sagte Stevens. Wenn er wieder auf Schalke sei, werde er Assauer wiedersehen, "aber ich weiß nicht, ob er mich noch erkennt. Schön ist, wenn er auf Schalke ist, singt er das Vereinslied mit. Aber mir tut das alles so leid" wiederholt Stevens. "Mit welchen Persönlichkeiten wir zu tun hatten. Wenn er ins Zimmer kam, hatte er eine unglaubliche Präsenz. Wenn man ihn jetzt sieht...Er ist für mich der Freund meines Lebens geworden. So sehe ich das."

Warum Stevens wegen Olaf Thon taktisch seiner Zeit voraus war, was er Jens Lehmann vor Ivan Zamoranos Elfmeter orakelte und warum Assauer und er zeitweise auf Schalke mit kugelsicherer Weste auf der Bank saßen - das alles und noch viel mehr über den UEFA-Cup-Sieg 1997 erfahren Sie im kicker-Sonderheft "Typen und Triumphe - Die Eurofighter".

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