Bundesliga

Hamburger SV, VfL Wolfsburg, Schalke 04, Bayer Leverkusen - und die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Vier Klubs, ein Manko: die Lücke zwischen Anspruch und Realität

HSV, VfL, S04, Bayer - und die Kluft

In der Diskussion: (v.li.) kicker-Redakteur Toni Lieto und die Ex-Profis Stefan Schnoor, Martin Max und Christoph Metzelder.

In der Diskussion: (v.li.) kicker-Redakteur Toni Lieto und die Ex-Profis Stefan Schnoor, Martin Max und Christoph Metzelder. kicker

Hamburger SV

Nur mit einem Sieg am letzten Spieltag gegen den VfL Wolfsburg kann der Hamburger SV die dritte Relegation in den vergangenen vier Jahren umgehen. "Das ist eine rein mentale Geschichte", sagt Ex-Profi Martin Max. Und der ehemalige HSV-Akteur Stefan Schnoor gibt zu verstehen: "Dieser Situation ist nicht jeder gewachsen. Der eine kommt besser damit klar, der andere hat eher Probleme damit."

Der frühere Bundesligaspieler Christoph Metzelder hingegen glaubt: "Der HSV ist besser gerüstet für dieses Spiel." Schließlich sei die Elf von Trainer Markus Gisdol mit der Situation vertraut, Wolfsburg hingegen nicht. Trotzdem schlug Metzelder auch kritische Worte an: "Ein Verein wie der HSV muss endlich mal realisieren, dass er im unteren Tabellendrittel zu Hause ist."

VfL Wolfsburg

Dass sich auch die Niedersachsen im Tabellenkeller wiederfinden, widerstrebt den hohen Ansprüchen des Vereins. Und Metzelder glaubt: "Sie haben nicht die nötige Mentalität für den Abstiegskampf." Der VfL habe "von der Phantasie gelebt, Champions League zu spielen". Als sich diese zerschlug, "ist Wolfsburg in seine Einzelteile zerfallen", so Metzelder. Da der Klub die Saison mit großen Ambitionen angegangen war, ist für Max vor dem Duell mit dem HSV klar: "Der VfL Wolfsburg hat eher etwas zu verlieren."

Für mich ist diese Mannschaft komplett falsch zusammengestellt. Es fehlt die Identifikation.

Was läuft falsch bei Schalke 04, Stefan Schnoor?

FC Schalke 04

Ebenso wie Hamburg und Wolfsburg hinkt auch Schalke den Erwartungen hinterher. Die Knappen werden 2017/18 nicht international spielen - für Schnoor das Produkt falscher Personalpolitik. "Für mich ist diese Mannschaft komplett falsch zusammengestellt", sagte er und konkretisierte: "Es fehlt die Identifikation. Ich muss Leute haben, die wissen, was es heißt, für Schalke zu spielen."

Christoph Metzelder

"Schalke ist zerrissen": Ex-Profi Christoph Metzelder steht seinem früheren Klub kritisch gegenüber. kicker

Auch Metzelder sieht Defizite im Kader - wenngleich in anderer Hinsicht: "Schalke hat keine Spieler mehr, die den Unterschied ausmachen", sagte er, "das ist ein absolutes Problem." Sollte S04 nun auch noch Leon Goretzka und Sead Kolasinac verlieren, um die sich Abschiedsgerüchte ranken, dann hätte der Klub "fast einen beliebigen Kader, der bei weitem den Ansprüchen nicht genügt", so Metzelder. Und: "Schalke ist zerrissen." Einerseits sei die Tradition bedeutend, das Malocher-Image, andererseits gelte aber auch: "Sie wollen Champions League spielen und am Champagnerglas nippen."

Die ersten fünf Saisonspiele verlor Schalke allesamt, "aber das ist inzwischen ein alter Hut", stellt kicker-Redakteur Toni Lieto klar, denn das Team habe ausreichend Chancen gehabt, den verpatzten Start zu korrigieren. Dass dies nicht gelang, sieht Lieto auch in der Mentalität begründet: "Sie waren im Zufriedenheitsmodus."

Bayer Leverkusen

Auch Leverkusen war einer der Vereine, die in dieser Spielzeit vieles schuldig blieben. Mit dem jüngsten 2:2 gegen Köln sicherte sich die Werkself zwar den Klassenerhalt, vor der Saison hatte sie aber zum Angriff auf Borussia Dortmund geblasen und vom besten Kader der Vereinshistorie gesprochen. Dass Geschäftsführer Michael Schade 15 Minuten nach der Partie gegen Köln verkündete, dass Trainer Tayfun Korkut zum Saisonende gehen müsse, sei "schlechte Kommunikation", so Metzelder, "das ist maximal unglücklich."

lei