Bundesliga

Vogelwilder Mainzer Nachmittag

Balogun: "Das ist wie auf die Bahn zu warten"

Vogelwilder Mainzer Nachmittag

Mainzer Jubel und Erleichterung in der "Nachspielzeit": Leon Balogun und Daniel Brosinski.

Mainzer Jubel und Erleichterung in der "Nachspielzeit": Leon Balogun und Daniel Brosinski. imago

Raus. Raus auf den Rasen. Brüllen, Bier, Feiern, Humba. Sekunden zuvor war das Trio nach dem atemberaubenden 4:2 (0:1) gegen Eintracht Frankfurt noch bangend vor dem TV-Gerät gestanden, um das wegen einer Unwetterunterbrechung verzögerte 1:1 des VfL gegen Borussia Mönchengladbach bis zum Ende zu gucken.

Denn das Remis bedeutet aufgrund des Aufeinandertreffens der Wölfe mit dem HSV am Samstag, dass Mainz 05 quasi den Klassenerhalt gepackt hat. Eine Konstellation, in der die Relegation noch möglich wäre: Siegt Hamburg beispielsweise mit 1:0, müssten die Rheinhessen schon mit 0:10 in Köln untergehen, damit Wolfsburg ein besseres Torverhältnis als die Nullfünfer hätte. Innenverteidiger Leon Balogun versuchte sich als Wahrscheinlichkeitsrechner: "Das ist unmöglich, es sei denn, wir kommen betrunken nach Köln – aber das hat auch keiner vor."

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Das ist unmöglich, es sei denn, wir kommen betrunken nach Köln – aber das hat auch keiner vor.

Leon Balogun

Dennoch, nun, um 17.51 Uhr, hat die Mannschaft die Erlaubnis, zu feiern. "Es war so viel Druck auf dem Kessel", erklärt Rouven Schröder. Keine Frage: Der musste raus. Nach dieser nervenzerfetzenden Aufholjagd sowieso. "Diese Gefühlsschwankungen sind nicht ohne", sagt der Sportdirektor, nimmt einen Schluck Bier, und erinnert sich an die Schrecksekunde: "Beim 0:2, da fährt es einem schon in den Bauch."

Was dann passierte? Ein Doppelschlag durch Jhon Cordoba (allerdings nach vorherigem Abseits) und Stefan Bell, ein feiner Kopfball Yoshinori Mutos nach ebenso feiner Flanke Bojans, ein Strafstoß von Pablo De Blasis zum 4:2. "Schon nach dem 2:2 war das Stadion am Toben, ich habe mein eigenes Wort nicht mehr gehört", berichtet Danny Latza von einem vogelwilden Samstagnachmittag, der seinen Höhepunkt in der dramatischen "Nachspielzeit" in Wolfsburg fand.

Bussmann, Gbamin und Frei zitterten vor dem Fernseher. Als ein VfL-Angriff vor das Borussen-Tor rollt, da ruft Frei zu seinem Landsmann Sommer auf dem Schirm: "Yann, mach bloß keinen Mist!" Der Schweizer beschreibt das Warten: "Du kannst nix beeinflussen, es ist ein bisschen Ohnmacht dabei - aber wenn es so ausgeht, soll es mir recht sein."

Nur einer blieb, zumindest nach eigenem Bekunden, immer ruhig -. Balogun, auch schon auf dem Feld ein Fels: "Ich weiß ja, dass es nach den zwei Nackenschlägen nicht so gut für uns aussah. Aber wir waren zu jedem Zeitpunkt im Spiel, ich wusste irgendwie, dass wir es noch packen. Keine Ahnung, woher das kam." Auch nach Schlusspfiff, während der bangen Blicke gen Wolfsburg, sei das so gewesen. "Ich habe den Kollegen gesagt: Das ist wie auf die Bahn zu warten, die 15 Minuten später kommt. Du weißt: Der Zug kommt, aber er kommt halt etwas später."

Benni Hofmann

Bilder zur Partie 1. FSV Mainz 05 - Eintracht Frankfurt