Bundesliga

Eintracht Frankfurts Torhüter Hradecky: "Wenn ein guter Klub kommt, muss ich überlegen"

Verlängern? Frankfurts Keeper macht sich viele Gedanken

Hradecky: "Wenn ein guter Klub kommt, muss ich überlegen"

Denkt über seine Zukunft nach: Frankfurts Torhüter Lukas Hradecky.

Denkt über seine Zukunft nach: Frankfurts Torhüter Lukas Hradecky. imago

Auf Geheimhaltung wird in Frankfurt nach fünf Liga-Niederlagen in Serie noch stärker geachtet als sonst. Die Eintracht schottet sich mehr und mehr ab, am Dienstagnachmittag wurde sogar eine Trainingseinheit, die als öffentlich angekündigt wurde, urplötzlich abgesagt. Offiziell wurde dies von der Pressestelle damit begründet, dass die Mannschaft am Abend beim Frühjahrsempfang des Klubs erscheinen muss. Tatsächlich fand die Einheit heimlich doch statt; Trainer Niko Kovac sprach am Abend von "flunkern". Mittlerweile stehen sogar Ordner im Business-Bereich des Stadions, wenn ab drei Tage vor einem Spiel der Trainingsplatz abgeriegelt wird - so soll verhindert werden, dass durch die Stadionfenster gegnerische Spione zuschauen können.

Die Eintracht ist auf einem guten Weg. Aber ich weiß nicht, ob wir jedes Jahr um die europäischen Plätze spielen können.

Frankfurts Keeper Lukas Hradecky
Spielersteckbrief Hradecky
Hradecky

Hradecky Lukas

Eintracht Frankfurt - Vereinsdaten
Eintracht Frankfurt

Gründungsdatum

08.03.1899

Vereinsfarben

Rot-Schwarz-Weiß

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Für Hradecky sind derlei Maßnahmen Neuland. Von 2013 bis 2015 spielte der Keeper in Kopenhagen für Bröndby IF. In der dänischen Liga, erzählt er, seien die Kameras nach den Spielen sogar in der Kabine, und mit den Profis könnten noch vor dem Anpfiff Interviews geführt werden - in der Bundesliga heutzutage völlig undenkbar. Um wie viele Promille die Abschottung die Erfolgsaussichten gegen den nächsten Gegner Hamburger SV steigert, lässt sich freilich nicht beziffern. Wichtiger werden Faktoren wie Kompaktheit, Aufmerksamkeit, Disziplin, Laufbereitschaft, Einsatzwille, Kaltschnäuzigkeit, ein gutes Umschaltspiel, Passpräzision und die Rückkehr einiger Leistungsträger (Vallejo, Fabian, Oczipka) sein. Hradecky spricht von einem "Schlüsselspiel" - vor allem mit Blick auf das Selbstvertrauen, das unter den fünf Niederlagen gelitten hat. Er weiß, dass der HSV nicht gerade der ideale Aufbaugegner ist: "Sie haben einen Lauf." Mit 13 Zählern belegt Hamburg Platz 4 in der Rückrundentabelle.

Hradecky macht sich die Entscheidung um seine Zukunft nicht leicht

Sollte gegen den HSV die Trendwende gelingen, könnte sich dies auch positiv auf die Vertragsgespräche mit Hradecky auswirken. Der Schlussmann macht sich die Entscheidung über seine Zukunft nicht leicht. "Ich habe keine Eile. Es gibt viel zu überlegen, ich muss ein Fingerspitzengefühl dafür haben, wie sich die Eintracht entwickeln kann", sagt Hradecky. Er macht keinen Hehl daraus, dass er gerne international spielen würde, sagt aber auch, dass er davon ausgehe, dass "die Verlängerung irgendwann kommt". Sicher ist das allerdings nicht. Das verdeutlich dieser Satz: "Wenn ein guter Klub kommt, muss ich überlegen." Ob die Eintracht ein guter Klub sei? "Die Eintracht ist auf einem guten Weg. Aber ich weiß nicht, ob wir jedes Jahr um die europäischen Plätze spielen können." Klar ist: Sollte sich Hradecky bis zum Sommer nicht zu einer Vertragsverlängerung entschließen können, müsste ihn Frankfurt verkaufen, um der Gefahr aus dem Weg zu gehen, den Torwart 2018 ablösefrei zu verlieren.

Lukas Hradecky

In der laufenden Saison achtmal ohne Gegentor: Frankfurts Lukas Hradecky. imago

Allerdings soll nicht der Eindruck entstehen, dass es Hradecky aus Frankfurt unbedingt wegzieht. Der Nationalspieler fühlt sich ausgesprochen wohl in der Stadt, schätzt die Internationalität, die Freundlichkeit der Menschen und die große Anerkennung, die er von allen Seiten erfährt. Ebenso kennt er das Risiko, bei einem Wechsel womöglich den Status als Nummer 1 einzubüßen. So sitzen Loris Karius (FC Liverpool) und Ron-Robert Zieler (Leicester City) in der Premier League meist nur auf der Bank, während sie bei ihren früheren Klubs Mainz und Hannover Leistungsträger waren. "Vielleicht passe ich nicht zur Premier League, das ist nie mein Traumziel gewesen", meint Hradecky.

Verlängern und dann der Wechsel? Kevin Trapp hat's vorgemacht

Unabhängig davon wäre es nur allzu verständlich, wenn ein Keeper seiner Klasse den Anspruch hätte, regelmäßig international zu spielen. "Ich bin 27 Jahre alt, alle sagen, dass meine besten Jahre noch vor mir liegen", erklärt Hradecky. Ein lukrativer Vertrag allein könnte zu wenig sein, um ihn zu überzeugen, Bobic, Kovac und Co. werden ihm auch eine attraktive sportliche Perspektive aufzeigen müssen. Andererseits würde auch eine Vertragsverlängerung einem Wechsel nicht unbedingt im Weg stehen. Das zeigt der Fall Kevin Trapp. Im Februar 2015 verlängerte der PSG-Torhüter seinen Vertrag in Frankfurt vorzeitig um drei Jahre bis 2019, wenige Monate später unterschrieb er in Paris.

Julian Franzke