Bundesliga

Köln: Stögers Balanceakt

FC-Trainer schreibt Einsatz von Höger noch nicht ab

Köln: Stögers Balanceakt

Hofft noch auf den Einsatz von Leistungsträger Marco Höger: Kölns Coach Peter Stöger.

Hofft noch auf den Einsatz von Leistungsträger Marco Höger: Kölns Coach Peter Stöger. imago

Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. "Einen längeren Zeitraum als die letzten zwei Wochen gibt es ja kaum in der Bewertung", sinnierte Peter Stöger am Freitag vor dem Spiel gegen Schalke 04. Königsblau ist der passende Beleg für diese These. Nach der 0:1-Niederlage am 18. Spieltag gegen Frankfurt herrschte auf Schalke Untergangsstimmung, da dachte man "es wird richtig schlimm auf Schalke mit den Diskussionen. Zwei Wochen später reden wir darüber, dass sie sich stabilisiert haben und richtig gut waren", so der FC-Trainer. .

Seitdem holte das Team von Markus Weinzierl nach einem 1:1 in München drei Siege im Pokal (4:1 in Sandhausen), Liga (2:0 gegen Berlin) und Europa League (3:0 in Saloniki). Doch Trends interessieren Stöger nicht. Denn: "Die Qualität der Spieler ist das Einzige, was mich beschäftigt." Was nur von Vorteil sein kann. Schließlich erlebte der FC zuletzt eine gegenteilige Stimmungsentwicklung. Sahen manchen Beobachter das Überraschungsteam nach dem 1:0-Sieg über Wolfsburg vor zwei Wochen kurz davor, die Champions-League-Plätze zu attackieren, so haben zwei Niederlagen in Hamburg (0:2 im Pokal) und Freiburg (1:2) die Euphorie gebremst. Zwei Partien, die der FC nicht hätte verlieren müssen. Zwei Partien, in die die Kölner aber als gefühlter Favorit gingen und so auch eine größere Enttäuschung erlebten – was auch Beleg für die positive Entwicklung des Klubs ist.

Spielersteckbrief Höger
Höger

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Trainersteckbrief Stöger
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Stöger Peter

1. FC Köln - Vereinsdaten
1. FC Köln

Gründungsdatum

13.02.1948

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Doch so erweist sich die Situation aktuell als kompliziert. Angesichts der nächsten drei schwierigen Partien (gegen Schalke, in Leipzig, gegen die Bayern) wäre zum einen ein Erfolgserlebnis äußerst wertvoll, um keinen Negativtrend zu manifestieren. Zum anderen erschwert die nach dem Ausfall von Leonardo Bittencourt (Sehnenverletzung im Oberschenkel) verschärfte Personalsituation die Aufgabe. Mit ihm und dem Langzeitverletzten Marcel Risse (Kreuzbandriss) fehlt Stöger seine Erstbesetzung auf den offensiven Außenpositionen. Gleichwertig ersetzen kann er sie aus seinem Kader nicht.

"Unsere Aufgabe ist es, aus der relativ kleinen Gruppe die ideale Mischung zu finden", sagt Stöger. So wird die Lösung wohl in einem 3-4-2-1 ohne offensive Flügelspieler liegen mit Christian Clemens und Yuya Osako als Halbstürmern hinter Torjäger Anthony Modeste. Eine Variante, auf die Stöger schon Ende 2016 zurückgriff, als nach dem damals an einer Sprunggelenkverletzung laborierenden Bittencourt auch Risse ausfiel. Damals gelangen drei 1:1-Unentschieden gegen Dortmund, in Bremen und gegen Leverkusen. Ein Ergebnis, mit dem man gegen Schalke gut leben und den Gegner auf Distanz halten könnte.

Höger fällt wohl gegen Ex-Klub aus

Dass in dieser Phase und bei diesen Problemen Marco Höger der Mannschaft als stabilisierendes Element guttun würde, steht außer Frage. Doch der Einsatz des ehemaligen Schalkers gegen Königsblau ist aufgrund muskulärer Probleme eher unwahrscheinlich. Dem Achter droht, wie Stöger einräumte, bei einem Einsatz das gleiche Szenario wie nun Bittencourt. Letzteren hatte der Trainer beim Pokal-K.o. in Hamburg übrigens genau wie Höger und Clemens geschont, um einer Verletzung aufgrund von Überbelastung vorzubeugen.

Auch wenn Stöger den Führungsspieler noch nicht abschreiben mochte ("Wir haben noch zwei Trainingseinheiten. Wenn Marco Grünes Licht gibt und sich wohl fühlt, werden wir auf ihn zurückgreifen"), ist sich der Trainer der Risiken eines verfrühten Einsatzes bewusst. "Wir sind sehr vorsichtig mit solchen Situationen", betont Stöger. Würde Höger, womöglich vor dem Spiel gegen seinen Ex-Klub zu emotional und zu wenig rational in seiner Entscheidung, aufgrund eines voreiligen Comebacks länger ausfallen, wäre dies ein weiterer Rückschlag im Rennen um einen möglichen Europa-League-Platz. Den Ausfall eines weiteren Leistungsträger kann sich der FC langfristig bei diesem Vorhaben aber kaum erlauben. So wird das Schalke-Spiel zum Balanceakt.

Stephan von Nocks