Bundesliga

Schmidt und das Malli-Loch

Mainz: Zehnerraum liegt brach

Schmidt und das Malli-Loch

Hat mehrere Alternativen, das Malli-Loch zu füllen: Mainz' Trainer Martin Schmidt.

Hat mehrere Alternativen, das Malli-Loch zu füllen: Mainz' Trainer Martin Schmidt. imago

Dass mit dem Deutschtürken der beste Scorer (7 Tore, 6 Vorlagen) geht, war allen in Mainz klar. Dass es Zeit braucht, den 24-Jährigen zu ersetzen - was ein-zu-eins während der laufenden Saison ohnehin schwierig ist - ebenso. Man muss Yunus Malli nun im Nachhinein nicht erhöhen. Der Umschaltzehner war ein verlässlicher, weil immer fleißiger Arbeiter gegen den Ball. An guten Tagen war er Entscheider, weil torgefährlich. An schlechten Tage lief er einfach so mit - ohne seine Leistungen schmälern zu wollen.

In den drei Partien ohne ihn wirkten die Nullfünfer allerdings offensiv seltsam stumpf, selbst zuletzt bei der TSG Hoffenheim (0:4), wo mit Yoshinori Muto und Jhon Cordoba eigentlich die Paradebesetzung in der Doppelspitze startete. Ein einziges Tor sprang in 2017 heraus. Das initiierte niemand aus dem Raum vor dem gegnerischen Deckungszentrum. Ihm ging eine Flanke von Levin Öztunali aus dem (eigentlich weniger gefährlichen) Halbfeld voran.

Fragen, Ideen und Erkenntnisse

Die Suche nach den Gründen für die Stumpfheit ist natürlich verbunden mit der Frage: Wie füllte Trainer Martin Schmidt das Malli-Loch nach dessen Abgang?

Gegen Köln (0:0) setzte der Schweizer auf ein 4-4-2. Da beide Teams ohnehin einen auf Sicherheit bedachten Ansatz wählten und vornehmlich mit langen Bällen agierten, stach das Loch nicht so sehr ins Auge. Jairo zog vermehrt von der linken Bahn ins Zentrum. Ähnlich tat es der Spanier in Hoffenheim, um von dort mit seinem starken rechten Fuß abzuschließen. Zwei gefährliche Szenen entsprangen. Ähnlich im Kraichgau. Doch die Abschlüsse des 23-Jährigen waren entweder zu harmlos oder aber er blieb in durchaus vielversprechenden Szenen hängen. Sonstige Impulse aus dem "Zehnerraum"? Fehlanzeige.

Gegen Dortmund (1:1) ließ Schmidt mit der Doppelsechs Danny Latza/Jean-Philippe Gbamin und davor dem Achter Fabian Frei agieren. Die Idee: Julian Weigl sowie auf den Halbpositionen Raphael Guerreiro und Gonzalo Castro zuzulaufen. Struktur aber bekam das Mainzer Spiel erst mit der Hereinnahme von André Ramalho für Gbamin.

Es lässt sich feststellen: Der Raum hinter der Spitze bzw. den Spitzen liegt derzeit auffällig brach. Und das ist insofern kontraproduktiv, als dass Malli oft von dort aus gefährliche Situationen einfädelte. Latza könnte hier eine tragendere Rolle spielen. Doch bei der TSG beispielsweise agierte der 27-Jährige, der zudem über einen guten Schuss verfügt und somit auch aus der zweiten Reihe für Gefahr sorgen kann, als defensiverer Sechser neben Ramalho. Was dazu führte, dass er nach Einleitung eines Spielzugs zu viel Raum nach vorne zu überwinden hatte.

Die Varianten und ein gutes Omen

Vor den richtungsweisenden Partien gegen den FC Augsburg (Freitag, 20.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) und Werder Bremen wird sich Schmidt auch mit der Frage beschäftigen müssen, wie er dieses Loch wieder besser füllt. Zieht er mit Yoshinori Muto einen Angreifer als hängende Spitze zurück? Bringt er Bojan von Beginn an und wenn ja, als Neuneinhalb oder als Zehn? Oder wählt er die "Balljägervariante" mit zwei aggressiven Sechsern und einer Acht davor? Ein gutes Omen für den Coach: Im Schnitt schoss Mainz 05 zwei Tore pro Spiel gegen den nächsten Gegner aus Augsburg - gegen keinen anderen aktuellen Bundesligisten erzielte der FSV durchschnittlich mehr Treffer.

Benni Hofmann