Bundesliga

Wollscheid in der Karriere-Klemme: "Endlich wieder spielen"

Zwischen Wolfsburg und Stoke - Ex-Nationalspieler stagniert

Wollscheid in der Karriere-Klemme: "Endlich wieder spielen"

Karriere empfindlich gebremst: Wolfsburgs Innenverteidiger Philipp Wollscheid.

Karriere empfindlich gebremst: Wolfsburgs Innenverteidiger Philipp Wollscheid. imago

Immerhin. Er trainiert wieder mit dem Team. Vor der Winterpause war Philipp Wollscheid von Coach Valerien Ismael aus disziplinarischen Gründen suspendiert worden. "Ich hatte mit niemandem einen Konflikt. Ich habe im Training vor mich hingeflucht, das war's", sagt der kurzzeitig Aussortierte. Anschließend setzte ihn eine Erkrankung und notwendig gewordene Ohr-Operation außer Gefecht.

Jetzt steht der Verteidiger wieder auf dem Platz. An eine Rückkehr auf den Rasen der Bundesliga ist derzeit dennoch nicht zu denken. An einen Wechsel allerdings ebenso wenig. Der 27-Jährige, für den jetzt eigentlich die beste Zeit seiner Karriere sein sollte, steckt in der Karriere-Klemme. Eine festgefahrene Situation zwischen Wolfsburg und Ex-Klub Stoke City, für den er in dieser Saison ebenfalls schon gespielt hat. Und was einen Transfer zu einem dritten Verein verhindert. Wie geht's weiter? "Stand jetzt", sagt Wollscheid im Gespräch mit dem kicker, "gehe ich davon aus, dass ich bleibe."

Spielersteckbrief Wollscheid
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Wollscheid Philipp

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Trainersteckbrief Hecking
Hecking

Hecking Dieter

Rückblick: Es war der 31. August, als er freudestrahlend das VfL-Trikot mit der Rückennummer 2 in den Händen hielt. Wollscheid, früher in Nürnberg, Leverkusen und Mainz, im Vorjahr noch Stammkraft (31 Einsätze) beim Premier-League-Neunten in Stoke, war zurück in der Bundesliga. "Er wird unsere Defensive verstärken", frohlockte Damals-Manager Klaus Allofs. Ex-Trainer Dieter Hecking, der Wollscheid schon aus Nürnberg kannte und sich für den Transfer starkmachte, sagte: "Philipp ist ein sehr ehrgeiziger, erfolgshungriger Spieler, der die Konkurrenzsituation in unserer Abwehr noch weiter beleben wird."

Tolle Idee, doch fünf Monate später ist alles anders. Allofs und Hecking sind Vergangenheit, Leihspieler Wollscheid ist beim VfL ohne Zukunft. Wie geht es ihm? "Ich habe keine andere Wahl, ich muss mich mit der Situation arrangieren", sagt der Fußballer. "Als ich kam, klang es so, als hätten sie einen klaren Plan mit mir. Aber die Situation hat sich verändert." Nach drei Spielen für den VfL war Schluss.

Als ich kam, klang es so, als hätten sie einen klaren Plan mit mir. Aber die Situation hat sich verändert.

Philipp Wollscheid

Von 100 auf null in wenigen Monaten, vom Nationalspieler (zwei Einsätze 2013 unter Bundestrainer Joachim Löw) und Premier-League-Haudegen zum Tribünenhocker. "Meine Situation entspricht nicht meinem sportlichen Wert. Doch wer konnte ahnen, dass es so verläuft?", fragt sich Wollscheid, der den Schritt nach Wolfsburg trotz allem nicht bereuen will. "Ich war überzeugt davon und muss jetzt das Beste daraus machen."

Doch das fällt nicht leicht. Eine Rückkehr nach England zum Ex-Klub, wo er noch bis 2018 unter Vertrag steht, wäre der einzige Ausweg außerhalb von Wolfsburg. Aus Stoke gibt es aber noch keine Signale, dass City ihn vorzeitig zurückholt. "Meine Möglichkeiten sind begrenzt", weiß der Innenverteidiger, der auch Einsätze in der U 23 nicht ausschließen mag. Lieber aber würde er in der Bundesliga spielen, dem VfL im Abstiegskampf helfen. "Ich mache meinen Job, hoffe und denke nicht, dass die Tür für mich zu ist." Was Trainer Ismael und Sportdirektor Olaf Rebbe unisono versichern. "Da ist nichts hängengeblieben", sagt der Manager im Rückblick auf die Suspendierung, "wir haben einen guten und respektvollen Umgang."

An einer Lösung ist freilich auch der VfL interessiert. Lose Gespräche habe es mit Stoke City gegeben, bestätigt Rebbe, "wir müssen die Sache zusammen mit Philipp erörtern". Er bescheinigt dem Sommereinkauf eine positive Einstellung, "er versucht das Beste aus der Situation zu machen und kommt wieder näher ran". Das alleine reicht dem Abwehrmann logischerweise nicht. "Die Sache ist einfach", sagt Wollscheid: "Ich will endlich wieder Fußball spielen."

Thomas Hiete