Bundesliga

Chancengleichheit ohne 50+1? Bobic: "Glaube ich nicht"

(19. Dezember) Schröder und Bobic im kicker-Interview

Chancengleichheit ohne 50+1? Bobic: "Glaube ich nicht"

Am Dienstag Gegner: Der Mainzer Sportdirektor Rouven Schröder (l.) und Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic (r.).

Am Dienstag Gegner: Der Mainzer Sportdirektor Rouven Schröder (l.) und Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic (r.). imago

Im Vergleich zur englischen Premier League sind die Summen, die aus den TV-Verträgen in der Bundesliga an die Vereine fließen, bekanntlich deutlich geringer. Dies sorgt dafür, dass die Klubs im deutschen Oberhaus Schwierigkeiten haben, Spieler von der Insel nach Deutschland zu locken. "Wegkaufen können wir sicherlich keinen. Wir versuchen schon, das eine oder andere anzuschieben, aber es ist nicht so einfach, weil die Durchschnittsgehälter fast so hoch sind, wie bei uns die Spitze", sagt Bobic nüchtern zu den unterschiedlichen Voraussetzungen.

"Es ist enorm, was selbst in der Reserve-Liga verdient wird. Du bist darauf angewiesen, dass der Spieler aus sportlichen Gründen sagt, dass er für eine bessere Perspektive in der Bundesliga ein niedrigeres Gehalt akzeptiert", so Schröder. "Oder der Verein muss dem Spieler noch Geld mitgeben. Das wird so kommen", prophezeit der Mainzer Sportdirektor, "da die Blase in England immer größer wird und die Klubs viel Geld für die Nummer 50 oder 60 im Kader zahlen."

Es sei aktuell eine Tendenz bei englischen Vereinen zu erkennen, "dass sie Interesse haben ihre Spieler in Deutschland zu platzieren, vor allem über Ausleihen", sagt Bobic und bringt neben dem Bremer-Beispiel Papy Djilobodji (damals von Chelsea ausgeliehen, jetzt in Sunderland) auch Michael Hector zur Sprache, den die Eintracht ebenfalls aus Chelsea ausgeliehen hat. "Es ist doch klar, dass wir ihn uns nicht leisten können, aber er nutzt die Chance, um auf höherem Niveau als in der Championship (Englands 2. Liga; d. Red.) zu Spielen."

Die Identität des und Handlungsfähigkeit des Vereins darf nie gefährdet sein.

Rouven Schröder über den Einfluss von Investoren

Um international konkurrenzfähiger zu werden gibt es immer wieder Stimmen, die die 50+1-Regel kippen wollen, um Chancengleichheit herzustellen. Dass dies dann auch einen ausgleichenden Effekt hätte, stellt Bobic in Frage: "Ist es sicher, dass dann Chancengleichheit herrscht? Das glaube ich nicht", sagt der ehemalige Profi deutlich. "Eintracht Frankfurt steht hinter 50+1, aber wir wissen auch, dass 50+1 irgendwann fallen wird." Es müsse nur einer dagegen klagen, dann sei "das Ding durch. Man sollte darauf vorbereitet sein."

Als positives Beispiel nennt er mittlerweile Malcolm Glazer, den Besitzer von Manchester United: "Da funktioniert es ja. Die, die die Zeche bezahlen, bestimmen die führenden Positionen, aber diese Investoren respektieren die Tradition des Klubs und die Fans." Dass Investoren über so viel Macht verfügen, sieht Schröder generell als Problem: "Die Identität des und Handlungsfähigkeit des Vereins darf nie gefährdet sein. Wenn ein Investor ständig sagt: 'Ich bezahle, also bestimme ich auch', dann ist das negativ für den Verein."

kon