Bundesliga

Kovac: "Wer nicht träumt, verschläft sein Leben"

Frankfurt: Mit Realismus den Schwung mitnehmen

Kovac: "Wer nicht träumt, verschläft sein Leben"

"Wir müssen realistisch sein": Niko Kovac bleibt auf dem Boden.

"Wir müssen realistisch sein": Niko Kovac bleibt auf dem Boden. imago

Mit 51.500 Zuschauern ist die Arena im Stadtwald am Samstag natürlich ausverkauft, an frenetischer Unterstützung wird es der Mannschaft somit nicht fehlen. Eine riesige Welle der Euphorie hat ganz Frankfurt und das Umland erfasst. Noch nie in der Bundesliga-Historie hatte ein Tabellensiebter nach dem 11. Spieltag bereits 21 Punkte auf dem Konto. Zuletzt startete die Eintracht 1993/94 so gut in die Saison: Umgerechnet auf die Drei-Punkte-Regel holte der Klub damals in den ersten elf Partien sogar 29 Zähler.

"Wir sind noch keine Spitzenmannschaft", stellt Kovac dennoch klar. Dazu müsse die Mannschaft die aktuelle Spielzeit nicht nur erfolgreich zu Ende bringen, sondern den Erfolg über Jahre bestätigen. Den BVB nennt der Coach "ein ganz anderes Kaliber" - auch in Hinblick auf die meisten anderen bisherigen Gegner.

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Kovac warnt vor Dortmunds Sprintern

Besonderen Respekt flößt dem Fußballlehrer die enorme Qualität der Dortmunder im Spiel nach vorne ein. "Das sind fast alles Sprinter", warnt Kovac. Er fordert, die Räume jederzeit eng zu halten, damit der Angriffsmotor der Borussen gar nicht erst richtig anspringt. Das ist noch vergleichsweise einfach, solange seine Spieler die Zeit bekommen, sich bei Dortmunder Ballbesitz zu ordnen und zurückzuziehen. Das hat auch der 1:0-Erfolg in der vergangenen Saison gezeigt, als die stark vom Abstieg bedrohten Hessen der Borussia eine Abwehrschlacht boten. Damals ließ Frankfurt nur drei Chancen des BVB zu, hatte aber Glück, dass ein reguläres Tor von Mats Hummels wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung aberkannt wurde.

Frankfurt will nicht nur verteidigen

Kovac weiß aber natürlich, dass es nur in den seltensten Fällen gutgehen kann, wenn man sich rein aufs Verteidigen konzentriert. "Wenn wir uns nur aufs Verteidigen ausrichten, wird es schwer. Wir müssen unser Heil auch im Angriff suchen", sagt der Trainer. Dabei ist besondere Vorsicht geboten. Damit die Räume eng bleiben, werden auch die Defensivspieler bei den Angriffen weit aufrücken müssen. Kleinste Unaufmerksamkeiten, nur für einen Augenblick zu große Abstände könnte die Borussia mit ihren technisch starken Tempofußballern nach Ballgewinnen brutal bestrafen. Wenn ein Mann wie Pierre-Emerick Aubameyang auf die Reise geschickt wird, dürfte es selbst für die flinken Innenverteidiger David Abraham und Jesus Vallejo schwer werden, ihn wieder einzufangen. Bälle in die Schnittstellen müssen durch aggressives, engmaschiges Verteidigen deshalb unbedingt unterbunden werden. Wenn der Eintracht das gelingt, kann sie Dortmund schlagen.

Mit den Frankfurter Fans in einen "Flow" spielen

Ein Sieg gegen den trotz Punktgleichheit großen Favoriten würde die Mainmetropole endgültig in einen Freudentaumel stürzen. "Ich verstehe die Euphorie, die bei allen herrscht, aber wir wissen nur zu gut, wo wir herkommen. Wir müssen realistisch sein und dürfen nicht irgendwo hinfliegen", mahnt Kovac davor, die Bodenhaftung zu verlieren. Seinen Spielern erlaubt er es dennoch, ambitionierte Ziele wie den Einzug in den internationalen Wettbewerb zu formulieren: "Träume gehören dazu, wer nicht träumt, verschläft sein Leben. Ich bin aber lange genug dabei und weiß, dass sich das im Nu wieder drehen kann, wenn man ein, zwei Spiele verliert und die Lockerheit nicht mehr da ist."

Die schöne Momentaufnahme kann das Team auf dem Rasen allerdings auch durchaus beflügeln. "Meine Mannschaft kann sich mit der Unterstützung der Fans in einen Flow spielen", sagt der Kroate. Nicht in die Karten blicken lassen will er sich bei der Frage, wer den gelbgesperrten Omar Mascarell vor der Abwehr ersetzt: "Sein Ausfall tut schon weh, Omar ist balltechnisch sehr stark, hat eine sehr gute Entwicklung genommen und ist in die Position des Spielmachers vor der Abwehr hineingewachsen. Wir haben ein, zwei Ansatzpunkte, wie wir das lösen möchten. Sollte das wider Erwarten nicht klappen, muss man wie immer einen Plan B und Plan C haben."

Barkok und Zorba auf der Bank

Angesichts von einem Dutzend Ausfälle steht ihm allerdings nur eine Art letztes Aufgebot zur Verfügung. Neben Youngster Aymen Barkok (18), der in Bremen debütierte und traf, wird deshalb auch der bereits mit einem Profivertrag ausgestattete A-Jugendliche Furkan Zorba (18) auf der Bank platznehmen.

Julian Franzke