Bundesliga

Gacinovics Traum von Europa

Frankfurt: Tempodribbler im Aufwind

Gacinovics Traum von Europa

Er weiß, dass sich die Eintracht vor keinem Gegner zu verstecken braucht: Mijat Gacinovic.

Er weiß, dass sich die Eintracht vor keinem Gegner zu verstecken braucht: Mijat Gacinovic. picture alliance

Rückblende: Im Herbst 2015 fristete Gacinovic ein Schattendasein am Main. Obwohl die Eintracht nach dem guten Saisonstart schnell ins Wanken geriet, spielte der hochveranlagte serbische U-21-Nationalspieler überhaupt keine Rolle. Erst am 14. Spieltag kam er in Mainz (1:2) zu seinem ersten Bundesligaeinsatz, wo er sein Potenzial sogleich andeutete. Gacinovic ist unheimlich antrittsstark, schnell, wendig, ein Tempodribbler, kurzum: ein Spielertyp, den es 2015/16 in der Mannschaft sonst nicht gab. "Ich liebe das Risiko und die Eins-gegen-eins-Situationen", sagt Gacinovic.

Die Chance zu spielen bekam er unter Armin Veh indes nur selten, im März erkrankte der 21-Jährige schließlich an Pfeifferschem Drüsenfieber. "Es war schwer für mich. Ich war in Serbien Kapitän und erfolgreich in der Nationalmannschaft. Dann kam ich hierher, habe lange nicht gespielt und wurde krank. Das war eine schwierige Situation", erinnert sich der variable Offensivspieler. 2014 gewann er mit Serbien die U-19-Europameisterschaft, ein Jahr später folgte der WM-Titel mit der U 20.

Spielersteckbrief Gacinovic
Gacinovic

Gacinovic Mijat

Gacinovic profitierte von der Relegation

Gacinovics Stunde bei der Eintracht schlug erst in der Relegation, als er im Hinspiel gegen Nürnberg den wichtigen 1:1-Ausgleichstreffer besorgte und im Rückspiel das 1:0 durch Haris Seferovic sehenswert vorbereitete. Der Youngster profitierte davon, dass die Eintracht am 34. Spieltag 0:1 in Bremen verloren hatte und deshalb zum "Nachsitzen" antreten musste. "Für mich war das gut, da ich in der Relegation gut gespielt habe", sagt Gacinovic.

Es folgte eine starke Sommervorbereitung, in der er meist auf seiner Lieblingsposition als Zehner auflaufen und trainieren durfte, im Ligabetrieb spielte er dann allerdings meist als Linksaußen. Nach einem guten Auftritt am 1. Spieltag gegen Schalke zeigte Gacinovic einige schwächere Spiele und verlor seinen Platz im Team. Am fünften, sechsten und siebten Spieltag war er gar nicht auf dem Platz, seit der Partie in Hamburg (3:0) am 8. Spieltag steht er jedoch wieder in der ersten Elf - und legt überzeugende Auftritte hin. Vorläufiger Höhepunkt: sein erstes Bundesligator zum 1:0-Sieg gegen Köln.

Wir spielen guten Fußball und sind topfit.

Ob er am Sonntag erneut von Beginn an ran darf, ist indes offen. Ante Rebic ist wieder fit und könnte ihm den Platz streitig machen, zumal Gacinovic zwei Partien mit der serbischen U-21-Nationalmannschaft in den Knochen stecken. Doch der Profi gibt Entwarnung. "Ich bin fit und nicht so müde", sagt Gacinovic, der inzwischen sehr passabel Deutsch spricht. Er will mithelfen, dass es diesmal besser läuft an der Weser. Die Chancen stehen nicht schlecht. "Wir spielen guten Fußball und sind topfit", betont Gacinovic. Das erste Ziel sei zwar der Klassenerhalt, allerdings könne die Eintracht in der Tabelle durchaus oben mitmischen. "Wir haben eine gute Mannschaft und können es nach Europa schaffen", glaubt Gacinovic. Er meint das keineswegs großspurig, weiß aber auch, dass sich die Eintracht vor keinem Gegner zu verstecken braucht. Das hat der bisherige Saisonverlauf mit einigen Überraschungen gezeigt.

Julian Franzke