Ordentlich sei es gewesen, meinte Alexander Nouri zum Petsos-Debüt unter ihm. Der Werder-Coach ging nach dem 1:3 auf Schalke gnädig mit dem Mittelfeldspieler um, "weil ihm noch der Rhythmus fehlt". Das stimmt zweifellos, da der 25-Jährige bislang kaum berücksichtigt worden ist. Unter Nouri-Vorgänger Viktor Skripnik spielte der Sechser keine Rolle, durfte nur acht Minuten gegen Augsburg ran. Auch der Trainerwechsel änderte zunächst nicht viel an seinem Status als Mitläufer. Erst gegen Freiburg berief Nouri den Nationalspieler, noch von Ex.-Manager Thomas Eichin bereits im letzten Januar verpflichtet, in den 18er Kader. Auf Schalke schließlich gönnte er ihm einen Platz in der Startelf.
Als Grund nannte der 37-Jährige den Trainingsfleiß des Sommer-Einkaufs und gebrauchte dabei eines seiner Lieblingsworte: Er habe im Training "gute Argumente" geliefert. Also nominierte Nouri den zentralen Mittelfeldspieler und vertraute ihm die Position als Sechser an. Florian Grillitsch, zuletzt auch nicht mehr fehlerfrei, musste weichen. Die Argumente, die konkret für den viermaligen A-Nationalspieler aus Hellas sprachen, mit Nouris Worten: "Thanos verfügt über ein gutes Passspiel, er kann aus dem Pressing heraus gute Vertikalbälle, und sein Vorteil ist, dass der ständig den Ball haben will."
Das Letztere traf in Gelsenkirchen auf jeden Fall zu. Petsos, dem Kapitän Clemens Fritz in einer angedeuteten Formation einer Doppel-Sechs assistierte, hatte 96 Ballkontakte in der Arena, Bestwert aller Profis. Es spricht für seine Präsenz. Weniger rühmlich war indes, dass er oft leichtsinnig, fast schon überheblich agierte, obwohl er insgesamt auch eine ansprechende Passquote aufwies. Für den ersten Startelf-Einsatz bei seinem neuen Arbeitgeber war die Vorstellung alles in allem schon in Ordnung, nicht nur nach dem Geschmack des Fußballlehrers Nouri.
Petsos' gewagter Kroos-Vergleich - jede Menge Konkurrenz
Ein Anfang ist gemacht, auf den Petsos lange warten musste. "Ein Typ wie Toni Kroos" sei er, hatte er im Sommer-Trainingslager mit einer gewagten Aussage sozusagen ein Selbstporträt von sich gezeichnet. Seine Fähigkeiten zeigen konnte der Spieler, der in Leverkusen groß geworden ist, später in Kaiserslautern und in Fürth spielte und es dabei auf 54 Bundesligaspiele (1 Tor) brachte, zu Saisonbeginn nicht. Nun mischt er mit im Kampf um die Stammplätze.
Ein Ringen, das gerade auf seiner Position recht extrem ist. Platzhirsch bisher war der Österreicher Grillitsch, Eigengewächs Philipp Bargfrede kommt bald zurück, Talente wie Lukas Fröde und Ulisses Garcia können diese Rolle spielen, Oldtimer wie Clemens Fritz und Zlatko Junuzovic ebenso. Viele Kandidaten für einen Platz, allerhöchstens zwei Plätze in der von Werder favorisierten Formation. Ein erbitterter Konkurrenzkampf - und Petsos wieder mittendrin.