Bundesliga

Wie Taktikfuchs Kovac Frankfurt stärker macht

Weiße-Weste-Woche der SGE

Wie Taktikfuchs Kovac Frankfurt stärker macht

Dank und Lob an die mitgereisten Fans: Frankfurts Coach Niko Kovac.

Dank und Lob an die mitgereisten Fans: Frankfurts Coach Niko Kovac. imago

Die für manch neutralen Zuschauer gewiss eher langweiligen 90 Minuten dürften für Niko Kovac bei aller Anspannung auch ein Genuss gewesen sein - schließlich ist seine Handschrift immer deutlicher zu erkennen. Eine derart disziplinierte und kompakte Mannschaftsleistung hat man von den Hessen in den vergangenen Jahren nicht oft gesehen. Es ist noch gar nicht so lange her, da waren die Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen zuweilen so groß, dass man - überspitzt formuliert - hätte Viehherden hindurchtreiben können. Dieses Manko hatte es unter Armin Veh ebenso wie unter Thomas Schaaf gegeben.

In Gladbach schaffte es die Eintracht, so kompakt zu verschieben, dass die Borussia keinen Raum für ihr gefürchtetes Angriffsspiel bekam. Dabei stellte sich Frankfurt keineswegs hinten rein, sondern verteidigte phasenweise ziemlich hoch. Früher führte dieses hohe Verteidigen oft dazu, dass die beschriebenen Lücken entstanden, da die Defensivspieler nicht entschlossen genug nachrückten. Nach Ballgewinnen des Gegners war es wegen der zu großen Abstände schwer, Zugriff in den Zweikämpfen zu bekommen, woraus die defensive Anfälligkeit resultierte. Paradebeispiele für diese Defizite waren in diesem Jahr die aufeinanderfolgenden Spiele gegen Stuttgart (2:4) und in Köln (1:3) am 20. und 21. Spieltag der Rückrunde.

Trainersteckbrief Kovac
Kovac

Kovac Niko

Taktisch war das überragend.

Sportvorstand Fredi Bobic

In Kovac hat die Eintracht nun endlich einen Trainer, der dieses Manko erkannt und eine Besserung herbeigeführt hat. Dass er gegen mit zwei Spitzen angreifende Gegner mit einer Dreierkette spielen lässt, die gegen den Ball zur Fünferkette wird, trägt zur zusätzlichen Stabilisierung bei.

Sportvorstand Fredi Bobic lobte nach dem Schlusspfiff bei Sky: "Wir können mit dem Punkt sehr gut leben. Taktisch war das überragend, in der ersten Halbzeit haben wir eigentlich gar nichts zugelassen, das war sensationell. Das einzige, was ein bisschen gefehlt hat, war die letzte Konsequenz im Sechzehner, der saubere Abschluss. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau. Wir sind voll im Soll."

Kovac lobt Hradecky

Auch Kovac äußerte sich zufrieden. "Das war ein Punkt der Leidenschaft. Taktisch war das ein sehr gutes Spiel meiner Mannschaft. Wir haben Gladbach vorne mutig zugestellt und dem Gegner nie die Chance gegeben, dass er uns auskontert - bis auf eine Umschaltsituation, wo wir es nicht ganz so gut gemacht haben. Da braucht man ein bisschen Glück und einen guten Torwart", resümierte der Trainer. Gemeint ist die Szene in der 72. Minute, als Lukas Hradecky einen Gewaltschuss von Oscar Wendt an die Latte gelenkt hatte.

Die einige Tausend mitgereisten Fans wussten die Leistung der Mannschaft trotz des unspektakulären Spiels zu würdigen. Als das Stadion schon fast leer war, feierte immer noch der ganze Block. Nachdem Kovac sein Sky-Interview beendet hatte – die Spieler waren schon längst in den Katakomben – ging er zu den Fans, um sich zu bedanken. Wie der Trainer da mutterseelenallein vor der jubelnden Masse stand, war ein Bild mit Symbolcharakter für die beachtliche Entwicklung seit dem Fast-Abstieg im Mai.

Julian Franzke