Bundesliga

Schmidt: Zwischen Einsicht und Starrsinn

Bayer-Trainer beweist Sinn für Humor und Verschwörungstheorien

Schmidt: Zwischen Einsicht und Starrsinn

Regte sich gegen Hoffenheim erneut zu sehr auf: Leverkusens Coach Roger Schmidt.

Regte sich gegen Hoffenheim erneut zu sehr auf: Leverkusens Coach Roger Schmidt. imago

Ganz kurz bewies Roger Schmidt Sinn für Humor. Auf die Frage, ob er denn nun davon ausgehe, dass seine auf Bewährung ausgesetzte Zwei-Spiele-Sperre aus dem Dortmund-Spiel im Februar in Kraft trete, antwortete der 49-Jährige: "Sie denken, weil ich Experte auf diesem Gebiet bin mittlerweile...? Da trauen sie mir mehr zu, als ich kann."

Es waren die einzigen Pluspunkte, die Schmidt mit Selbstironie an diesem Tag sammeln konnte. In Sachen unangemessener Umgangston hätte man ihm gerne mehr Eindeutigkeit gewünscht. Schwankte Schmidt bei seinen Statements doch zwischen Einsicht und Starrsinn. Zum einen erklärte er zu seinen verbalen Ausfällen gegenüber 1899-Trainer Julian Nagelsmann: "Ich habe ein paar Worte gesagt, die nicht in Ordnung waren", fügte aber auch an, "ich glaube, dass solche Dinge nicht einmalig sind, sondern sehr häufig passieren." Und stellte zudem fest: "Ich habe dem vierten Offiziellen die Gelegenheit gegeben, mich auf die Tribüne zu verweisen. Da hat er zugepackt." Um auch noch zu meinen: "Der Maßstab, der im Moment bei mir angesetzt wird, der wird natürlich bei weitem nicht bei allen anderen so angesetzt. Deshalb ist es schon hart."

Trainersteckbrief Schmidt
Schmidt

Schmidt Roger

Reue, Entschuldigung und Verschwörungstheorie in einem von Leverkusens Trainer, der von sich selbst eigentlich nicht einen erneuten Ausrutscher erwartet hatte. "Ich dachte eigentlich, dass mir das nicht nochmal passiert", erklärte Schmidt zu seinem Gang auf die Tribüne. Schon im Februar hatte er diesen gegen Borussia Dortmund wegen Reklamierens antreten müssen. Nach langer Weigerung mit großer Verzögerung, die fast zu einem Spielabbruch geführt hätte - was ihm eine Sperre von drei Spielen plus zwei auf Bewährung eingebracht hatte.

Auch die Taktik in der Kritik

Fing sich Schmidt mit seinem Auftreten schon genug Kritik ein, so wurde ein fachlicher Aspekt dieses Tages und der 0:3-Niederlage nur am Rande beleuchtet. Warum Bayer 04 auch nach dem Platzverweis für Kevin Voland nach sechs Minuten weiter offensiv gespielt habe, wurde Schmidt gefragt. Der Trainer antwortet: "Man hat gesehen, dass wir auch mit einem Mann weniger schon in der Lage waren, ein paar gute Bälle zu gewinnen und Druck drauf zu kriegen. Ich glaube, es ist für uns nicht die richtige Variante, nach einer Roten Karte in der fünften Minute uns dann 85 Minuten in den eignen Sechzehner zu stellen. Aber so wie das Spiel gelaufen ist, war es natürlich schwierig, und wenn man verliert, fehlen natürlich auch die Argumente."

In der Tat. 1:10 Chancen sprechen Bände. Selbst bei 1899 Hoffenheim war man von der Vorgabe beim Gegner überrascht: "Natürlich kam uns das entgegen. Wir haben brutale Räume gehabt und hatten große Chancen", stellte 1899-Stürmer Sandro Wagner zur Leverkusener Harakiri-Taktik fest. Von Jonas Boldt erhielt Schmidt immerhin Rückendeckung: "Mir ist das lieber, als sich hinten einzuigeln", erklärte Leverkusens Manager zur Schmidts Offensivstrategie. Fürsprecher fand Schmidt an diesem Samstag nur in den eigenen Reihen.

Stephan von Nocks